Viele Menschen haben ihre gestalterische Ader wiederentdeckt – von Blumengestaltung über Keramikbemalung bis hin zum Knotenknüpfen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, kreativ zu werden. FORUM stellt einige Do-it-yourself-Workshops vor.
Ich bin Henni", sagt sie, und los geht’s. Blumen werden aus den Vasen genommen, betrachtet, in die Hände genommen, inspiziert und dann gebunden. „Henni" ist Henrike Krauß, und sie ist die Inhaberin des Blumenhauses Raber in Heusweiler. Hier, mitten in der City der Gemeinde im Köllertal, hat sie aber nicht nur ihr reguläres Geschäft. Sie hat seit Kurzem ein Haus weiter auch Räumlichkeiten, um dort Do-it-yourself-Workshops (DIY) abzuhalten. Und das läuft sehr gut. „Workshops boomen", bringt sie es ganz kurz auf den Punkt.
So wie etwa „Sträuße binden". Der Kurs ging Anfang Juli über die Bühne, gesplittet in zwei Gruppen. Ursprünglich war er mit einer größeren Gruppe geplant, doch wegen Corona – natürlich – wurde abgesagt, und selbst der Nachholtermin im Frühjahr wurde noch mal geschoben bis auf den Zeitpunkt, an dem die Einzelhändler wieder öffnen durften. Nun sind am ersten Termin des Abends drei Teilnehmerinnen am Start. Nora Debong hat vor allem ein Ziel mit ihrem Strauß: „Ich stelle ihn zu Hause in die Vase und erfreue mich dran", sagt sie und lacht. Sie ist mit ihrer Mutter Steffi Weisgerber gekommen, die zu diesem Freizeitspaß schmunzelnd sagt: „Andere Leute machen Sport, ich mache so etwas." Und Nina Nikitina ist extra aus Saarlouis gekommen, denn: „Bei uns gibt es so etwas nicht."
Vorbereitet hat Henrike Krauß eine „schöne bunte Blumenmischung", wie sie erzählt. Die drei Binderinnen bekommen Tipps und Tricks von ihr, etwa, wie man das richtige Maß an Lockerheit und Festigkeit beim Handling hinbekommt. Denn sobald sich die ausgewählten Blumen in den Händen mehren, kann es schnell unübersichtlich und rutschig werden. Aber auch Henni hat ihr eingespieltes Maß an Lockerheit und erläutert alle Bewegungen gern im Detail und völlig unaufgeregt, sodass keine Hektik aufkommt. Ganz im Gegenteil: Alle sind relaxt und erpicht darauf, etwas zu lernen.
Beispielsweise, um welche Blumen es sich überhaupt handelt. Gerberas sind da zum Beispiel mit dabei. Die farbenfrohen Blühpflanzen stammen unter anderem aus Madagaskar, werden aber auch in Heusweiler gern für einen Strauß verwendet. Doch gut zu wissen: „Die müssen gedrahtet werden", erklärt Henrike Krauß. Denn die Blumen sind zwar schön, aber nicht sehr stabil. Wenn man also keinen Blumendraht darum bindet, besteht die Gefahr, dass der Kopf sehr schnell abfällt. Noch weitere bunte Blumen wie unterschiedliche Nelkensorten kommen dazu und als Verzierung für außenrum vielleicht ein kleiner Strauch vom Pistazienbaum.
Während Steffi Weisgerber einen hübschen Farbverlauf an Blütenpracht mit einbaut, hat ihre Tochter ein Problem: „Ich bin ein kleiner Monk." Wie der neurotische Detektiv aus der beliebten TV-Serie muss auch bei ihr alles in einem gewissen Lot sein. Die bunten Blumen also auf gleiche Höhe und die verzierenden großen grünen Blätter einer Aralie müssten eigentlich einer gewissen Symmetrie entsprechen – was gar nicht so einfach ist, wenn man nur drei Stück davon zur Hand hat. Nina Nikitina wiederum hat Sorgen, dass sich vielleicht zu viele der Blühpflanzen in ihrem Strauß befinden. Doch auch hier weiß Henrike Strauß, pardon Krauß, Rat: „Es ist ein sehr wiesiger Strauß – man muss es nur verkaufen können", lächelt sie das Problem einfach beiseite.
Sehr beliebt auch bei Junggesellinnenabschieden
Wo der erste Strauß des Abends rund werden soll, ist der zweite abstufend geplant, sprich er geht eher in die Höhe als in die Breite. Auch das meistern die drei Hobby-Botanikerinnen exzellent, alle haben sogar die Sonnenblume als markanten Hingucker gewählt. Es klappt sogar alles so gut, dass man witzelt, man werde dann bald die Workshops übernehmen und sie selbst leiten. Oder es wird darüber gescherzt, dass, wenn man aus kleinen Resten noch einen dritten Strauß bindet, dieser dann extra kostet – schließlich sollen im Workshop nur zwei gebunden werden. Zum Abschluss werden noch Tipps beigebracht, wo und wie man die Stiele sauber abschneidet – leicht angeschrägt, damit sie die Nährstoffe im Wasser der Vasen besser aufnehmen können.
„Sträuße binden" ist nur einer von vielen Do-it-yourself-Kursen, die Henrike Krauß anbietet. Gern angenommen werde beispielsweise das Binden eines Trockenblumen-Hoops, bei dem unter anderem Pampasgras, Eukalyptus, Ruscus und Schleierkraut verarbeitet werden. Saisonale Gestaltung passt natürlich auch immer wieder, etwa Kürbisgestecke mit vielen Naturmaterialien oder das Wickeln von Adventskränzen mit Koniferen, Tannen und Eukalyptus und anschließender Dekoration mit Kerzen, Naturmaterialien und Trockenblumen.
Was auch immer gern gebucht wird, sind die Kurse für Junggesellinnenabschiede, bei denen man dann zum Beispiel blumige Haarkränze, Brautsträuße oder Armbänder und Anstecker wickeln kann. In den Räumlichkeiten, in denen vor Corona noch das Blumengeschäft ansässig war, können geschlossene Gruppen mit bis zu 17 Personen Platz finden. Das Ganze bietet sich also auch für Firmen an, etwa für teambildende Maßnahmen. Einige der Workshops sind auch für die eigenen vier Wände buchbar – und zwar fix: Wenn man an einem Tag bis 16 Uhr bestellt, sind die Materialien am Folgetag am Wunschort verfügbar. Denn eines hat Henrike Krauß während Corona gelernt: Man muss flexibel bleiben.
Sie merkte aber auch: „Die Leute wollen unterstützen." Und so machte sie sich daran, den Laden zu renovieren, strich ihn beispielsweise neu oder schmückte ihn mit zahlreichen Vogelkäfigen, die auch zur Dekoration eingesetzt werden können, unter anderem bei Hochzeiten. Die ehemalige Fotoredakteurin sattelte vor einigen Jahren auf ihr neues Metier um und beschäftigt nun vier Mitarbeiterinnen als Aushilfen. Während der Pandemie baute sie ihren Webshop auf, der erfolgreich läuft. Ihr blumiges Geschäft verlegte sie auf Auftragsfloristik, sprich „die Leute bekommen Blumen auf Bestellung und spontan nur noch ausgewählte Sträuße, Schnittblumen-Tüten und Pflanzen", wie sie erklärt. Das DIY-Geschäft firmiert unter ihrem Label „JulaBlum-Atelier" und kann eben für geschlossene Gruppen gemietet werden.
„Malkorb to go" als Geschenkidee
Do it yourself funktioniert aber nicht nur bei Blumen sehr gut, sondern auch in anderen Branchen. So ist die „Malbar" im Nauwieser Viertel in Saarbrücken schon seit einigen Jahren ein beliebter Anlaufpunkt für kreative Freigeister – neuerdings auch mit Sitzen für draußen. Aus mehr als 200 Keramik-Rohlingen können sich große und kleine Künstler verschiedene Formen auswählen. Diese Teller, Tassen, Schalen, Teebeutelhalter, Blumentöpfe oder Dipschälchen und Servierplatten für gemütliche Sommergrillabende können nach einer gewünschten Vorlage oder mittels Schablone mit vielen unterschiedlichen Farben betupft, bestempelt oder vorsichtig vorgezeichnet werden, oder man malt mit freier Hand künstlerisch drauf los. Die Rohlinge bekommen durch individuelle Farbgebung und Musterung ihre ganz persönliche Note.
Wer gern außerhalb kreativ ist, für den gibt es den „Malkorb to go": Damit kann man seinen bunten Fantasien auch an einem anderen Ort nachgehen, etwa in den eigenen vier Wänden oder auch an der frischen Luft. Der „Malkorb to go" eignet sich auch als kreative Geschenkidee bei einer Hochzeit, wo die Gäste eine Keramik für das Brautpaar gestalten können. Bald werden auch wieder Workshops angeboten, etwa zum Thema Harry Potter.
Ebenfalls viele Workshops und ebenfalls in Heusweiler ansässig ist Simone Leister mit ihrem Unternehmen „Lieblingsknoten". Dort kann man eigene Makramees anfertigen, was auf eine aus dem Orient stammende Knüpftechnik zurückgeht. Mit einem passenden Seil und jeder Menge Zubehör kann man sich so beispielsweise Ornamente, Schmuck und viele andere Knüpfkunstwerke anfertigen. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Eine neue Auflage für den Tisch oder sein Lieblingstier selbst knüpfen ist dabei nach Beratung durch die Chefin kein Problem.
Aber auch Schmuckstücke wie Bridal-Ohrringe, Schlüsselanhänger oder Blumenampeln sind dank viel Zubehör und DIY-Kits machbar. Die Gründerin von „Lieblingsknoten" hat ihre Liebe zur Makramee-Kunst vor einigen Jahren entdeckt und gibt ihr Wissen seit April 2018 nun mit unterschiedlichen Workshops immer gern weiter. Simone Leister gibt auch Tipps und Tricks, wie man beispielsweise Äste für einen Wandbehang bearbeitet, welche Materialien man generell benötigt und mit welchem Seil man am besten beginnt.