Vielleicht kaum ein Tier, das dem Menschen so eng verbunden ist, ist in seiner Evolution so auf den Punkt entwickelt wie die Katze. Das kleine Tierchen mit dem großen Drang zur Individualität hat einzigartige Sinne, beinahe schon wahre Superkräfte.
Dem Menschen ist die Katze, was ihre Sinne angeht ohnehin weit überlegen. Aber auch andere Tierarten vermag sie mit ihren Fähigkeiten in den Schatten zu stellen.
Das Gehör
Schauen Sie genauer hin: Die Ohren Ihres Lieblings sind im Grunde ständig in Bewegung – sogar im Schlaf. Dass das Gehör bei Katzen stärker ausgeprägt ist, als bei Menschen ist nicht überraschend. Wo wir nichts als Stille vernehmen, ist für die Samtpfote die Welt voll von akustischem Leben. Doch wussten Sie, dass die Katze mit ihren Ohren sogar Hunde abhängt? Diese können sie bis zu 180 Grad drehen und so Geräusche wahrnehmen, ohne den Kopf selbst zu bewegen, was Energie für die Jagd spart. Sagenhafte rund 30 Muskeln pro Seite sorgen für ein dreidimensionales Hören und dafür, dass sie ihre Ohren exakt auf das interessante Geräusch ausrichten kann. Ein Hund hat 17 Muskeln zur Bewegung – insgesamt. Aber der kann zumindest bellen, falls sich jemand Unbekanntes nähern sollte.
Auch der Platz der Ohren wurde von der Evolution perfekt ausgewählt, da sie in Nähe des Hörzentrums des Gehirns sitzen. So ist der Verbindungsweg der Nerven zwischen Ohr und Hirn sehr kurz, was wiederum eine schnellere Reaktion mit sich bringt: Etwa zehnmal so schnell wie ein Hund erkennt eine Katze ein Geräusch. Wo das Spektrum des menschlichen Gehörs von etwa 20 Hertz bis etwa 20.000 Hertz reicht, hört die Katze im Ultraschallbereich bis zu 65.000 Hertz. Forscher haben herausgefunden, dass die hochfrequenten Töne im gleichen Bereich verarbeitet werden wie optische Eindrücke. Das ist eventuell auch ein Grund, weswegen Freigänger so gut wieder nach Hause finden. Katzenohren dienen sogar der Kommunikation untereinander und mit dem Menschen. Schließlich kann man von Bewegung und Stellung auf die Stimmung schließen.
Das Gleichgewicht
Eine gehörige Portion Eleganz wird einer Katze wohl kaum jemand absprechen. Ihr Körper ist agil und extrem wendig, wenn sie nicht gerade unter Übergewicht leidet. Sie balanciert auf schmalen Mauern, auf geöffneten Türen oder Fensterbänken, als wäre es nichts. Neben dem Gleichgewichtssinn ist dafür hauptsächlich ihr Schwanz mitverantwortlich. Dieser dient als Ruder und auch dazu, die Balance zu halten. Bei einem Fall von bis zu drei Metern kann sich die Katze beinahe aus jeder erdenklichen Position in die Bauchlage drehen und sicher landen – innerhalb von lediglich einer Achtelsekunde. So kann sie fast immer mit den Pfoten zuerst aufkommen. Bei einem Fall aus höherer Distanz wirkt ihre Art, sich zu drehen, wie eine Art Fallschirm, womit sie relativ sicher landen kann. Ihr Gleichgewichtsorgan, der Vestibularapparat, sitzt im Innenohr und steuert die nötigen Reflexe, um Kopf, Augen und Bewegungsapparat zu koordinieren. Wird es anspruchsvoller, schaltet sich das Gehirn ein. Und obwohl die Fellnase außergewöhnlich gut springen und klettern kann, beispielsweise auf Bäume, kann sie dennoch Probleme beim Hinabsteigen haben. Aber auch das kann sie hervorragend lösen – etwa, indem sie die Krallen ausfährt und sich nach unten tastet oder ganz einfach rückwärts hinab läuft. Falls die Situation ganz verfahren ist, hilft die Feuerwehr.
Die Augen
Zuerst einmal gilt: Nicht direkt in die Augen Ihres Lieblings schauen, das verbindet eine Katze, wie viele Tiere, mit Aggression. Wer eine Samtpfote fixiert, sollte zwei-, dreimal blinzeln und dann zur Seite schauen. Die Katze selbst kann übrigens nicht gut zur Seite schauen, sondern muss dazu ihren Kopf bewegen. Durch ihre schlitzartigen Pupillen kann sie sogar direkt in die Sonne schauen, ohne zu blinzeln – denn die Pupillen verengt sie dabei noch mehr zu einem Schlitz. Im Dunkeln ist es genau anders herum, dann werden die Pupillen kreisrund. Das bewirkt, dass sie bei schlechtem Licht um einiges besser sieht als Menschen, etwa wenn sich ein Maulwurf unter der Erde bewegt oder falls irgendwo eine Maus zu flüchten versucht. Das gilt zumindest für das große Ganze, denn Details und unterschiedliche Farben kann sie weniger gut unterscheiden. Doch eine Besonderheit hat das Tierchen: Im Dunkeln reflektieren ihre Augen. Das kommt durch die Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut. Katzen sind prima Nahseher und erkennen am besten Objekte oder Beute, die maximal sechs Meter von ihnen entfernt sind. Sie hat auch nur Rezeptoren für Blau und Gelb, kann also Rot, Rosa und Orange nicht sehen. Doch sie nimmt ultraviolettes Licht wahr, das Menschen ohne Augenlinse als milchigen Blauton beschreiben – vielleicht ist deswegen Blau ihre Lieblingsfarbe, wie Forscher herausgefunden haben.
Schnurrhaare / Tastsinn
Wenn uns eine Katze mit ihrem Köpfchen andutzt, tastet sie uns ab. Denn mit den Vibrissae, den Tasthaaren, gewinnt sie ihr Raumgefühl. So checkt sie auch die Räume beim Sondieren eines neuen Zuhauses ab. Die langen Härchen sind recht steif und hornig und haben außerdem Nerven. Die Schnurrhaare um den Mund, über den Augen und an der Rückseite der Vorderpfoten können sich anlegen oder abspreizen und sind Ferntastorgane, die sie auch in der Dämmerung und Dunkelheit gut nutzen kann. Beispielsweise, um Entfernungen abzuschätzen. Durch die Nerven können Reize dem Gehirn gemeldet werden.
Riechen und Schmecken
Ein Symbol der Niedlichkeit ist ihre Nase. Doch hier sollte man sich nicht von der geringen Größe der Nasenlöcher beirren lassen. Denn wo Menschen ein Riechfeld von nur etwa 20 Quadratzentimeter haben, hat die Katze mit bis zu 40 Quadratzentimeter einen relativ großen Naseninnenraum und hat etwa 60 Millionen Riechzellen, rund dreimal so viel wie Menschen. Hunde haben hier aber tatsächlich die Nase vorn. Ein Schäferhund kann es auf bis zu 170 Quadratzentimeter bringen. Während die Katze sich beim Jagen auf ihre weiteren scharfen Sinne verlassen kann, scheint sie dafür umso mehr Spaß daran zu haben, neue Möbel oder Accessoires zu beschnüffeln. Experten gehen davon aus, dass sie ihren Menschen auch an seinem individuellen Geruch sehr gut erkennt. Beim Geschmackssinn erhält die Katze eindeutig Minuspunkte: Er ist deutlich schlechter ausgeprägt als beim Menschen. Doch dafür liegen die Zentren für Schmecken und Riechen eng beieinander, sodass sie Gerüche sogar schmecken kann. Verantwortlich dafür ist das Jacobson-Organ, das sich gleich hinter den Vorderzähnen befindet. Pheromone oder Markierungen wie die fürs Revier kann das Tier somit besser wahrnehmen, wobei es dazu flehmt, also den Mund öffnet und die Zunge etwas herausstreckt, um besser Witterung aufzunehmen.