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WAS MACHT EIGENTLICH...

In den 80er-Jahren wurde Katharina Franck mit ihrer Band Rainbirds bekannt
imago images / stock&people

… Katharina Franck?

Der Hit „Blueprint“ ihrer Rockgruppe Rainbirds gehört seit 1988 zu den Dauerbrennern der Radiosender. Mit ihrer mehrfach umformierten Band veröffentlichte sie von 1987 bis 2014 acht Alben, dazu von 1997 bis 2018 fünf Soloplatten auf Englisch und Deutsch sowie Hörspiele und lyrische Texte. Im Herbst bringt die 58-Jährige wieder einen neuen Song auf den Markt.

 

"Ich war die einzige Konstante. Wenn ich mit dabei war, dann waren wir die Rainbirds“, blickt Katharina Franck 2018 in einem Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ auf die vielen personellen Wechsel in der Geschichte ihrer 80er-Jahre-Kultband zurück. Die Rainbirds machten damals nach ihrem Riesenhit „Blueprint“ noch zweieinhalb Jahrzehnte weiter und veröffentlichten insgesamt acht Alben. Katharina Franck hat fünf Solo-Alben herausgebracht und in anderen Projekten mitgewirkt, beispielsweise bei der Gruppe Stein von F.M. Einheit (Früher: Einstürzende Neubauten), bei Rosanna & Zélia und in Reinhardt Repkes Club der toten Dichter, wo sie 2019 bei fast 40 Konzerten Gedichte von Fontane gesungen hat. „Wie zuvor schon bei Repkes Rilke-Vertonungen, waren mir die Songs ziemlich auf den Leib geschrieben“, erzählt Franck. Dennoch glaubt sie nicht an eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit, da Repke sich meist für jedes Projekt eine neue Stimme sucht.

Vertane Liebesmühe


Franck hat die Lockdown-Phasen dazu genutzt, sich verstärkt mit dem Schreiben von Gedichten und mit Cut-Ups (Zufalls-Montagen von Textfragmenten und Zeitungsschlagzeilen) zu beschäftigen. Zudem hat sie im Vorjahr lange Zeit bei ihrer schwer erkrankten und dann im Juni verstorbenen Mutter in Portugal verbracht. Danach ging sie wieder auf die Suche nach „magischen Orten“, um ihren „Ideen-Akku“ aufzuladen: „Durch den Blog-Eintrag eines portugiesischen Schriftstellers habe ich in der Region Beiras e Serra da Estrela unweit der spanischen Grenze meinen neuesten magischen Ort gefunden“, verrät Katharina Franck im FORUM-Gespräch. Die Inspiration durch fremde Orte hat gefruchtet, denn sie hat mit der Musikerin Zélia Fonseca (Heidelberg) einen neuen Song geschrieben, der im Herbst erscheinen soll. „Die Grundlage für den Song-Text ist zum Beispiel eines meiner Lock-down-Cut-Ups. Ich singe auf Portugiesisch und Englisch.“
„Was künftig musikalisch passiert, kann ich noch nicht so richtig sagen. Ich möchte mir auf jeden Fall erneut Songwriting-Partner suchen. Idealerweise tatsächlich auch zusammenhocken und arbeiten.“ Obwohl Francks Karriere eigentlich mit dem Riesenhit „Blueprint“ begonnen hat und sie den Song („Ein Geschenk“) auch heute noch gern spielt, hat das Erzielen von Chart­erfolgen nicht oberste Priorität: „Musik zu machen und zu singen war von Anfang an meine Art, zu kommunizieren, mich selbst wahrzunehmen und in der Welt um mich herum zu positionieren.“ Beim Komponieren komme sie daher nie in Versuchung, einen Song aus vermeintlichen Hit-Bestandteilen zusammenzusetzen: „Ich bin selten enttäuscht, wenn eine Single-Auskopplung nicht in die Rotation geht. Sie ist immer nur ein Angebot, ein Einstieg ins ganze Album.“ Was künftige Veröffentlichungen angeht, müsse sie aber umdenken: „Ganze Alben zu produzieren und dann komplett digital zu veröffentlichen, ist vertane Liebesmühe.“

Gelassenheit und gute Ideen

 

Katharina Franck hat viel musikalische Erfahrung
Katharina Franck hat viel musikalische Erfahrung - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress / Matthias Wehnert

Ihr letztes Album „Musik, Musik“ (2018) beschreibt sie als teilweise rockige „Singer-Songwriter-Musik“. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie hier auf Deutsch singe, habe sie sich bei Reinhardt Repkes Projekt „Rainer Maria Rilke neu vertont“ erarbeitet. Wenn Franck heute selbst Musik anderer hört, kommen viel neue Popmusik und queere Künstler zum Zuge. Als Beispiele nennt sie da unter anderem King Princess, Your Smith, Brandi Carlisle, Billie Eilish, Lil Nas X oder die Leipziger Band Karl die Große: „Ich bin auch Fan von Paul Eisen aus Neustrelitz (Gitarrist bei der „Yonder“-Tour) und Lizzo, Musikerin und Body-Positivity-Aktivistin aus Detroit. Was da an Musikalität und Hinwendung ans Publikum erstrahlt, ist großartig“, schwärmt Franck. Sie mag Songwriter, die auch rein handwerklich immer wieder erfreuen und nennt hier Gillian Welch und David Rawlings oder Fiona Apple. Daneben hört sie viel portugiesische, brasilianische und rein instrumentale Musik.
Nach der Corona-Pause will Franck noch nicht gleich wieder voll einsteigen, obwohl allmählich wieder Angebote eintrudeln. Am 20. August spielt sie in Neuruppin bei der Fontane-Preisverleihung ein paar ihrer Songs, danach folgt am 18. September ein Gastspiel beim Heidelberger Literaturherbst und am 9. Dezember in Leonberg beim Liedersalon von Ulrich Zehfuß.
Ihre Freizeit gestaltet Katharina Franck gern spontan: „Ich laufe, fahre Fahrrad, schwimme und übe mich neuerdings im Stand-up-Paddeln.“ Seit einiger Zeit wohnt sie in der Nähe von Neuruppin und pflegt dort im Sommer gern ihren Garten, bevor im Winter wieder die Musik in den Vordergrund tritt. Seit ihrem Wegzug aus Berlin muss sie auf einige ihrer früher größten Vorlieben verzichten: „Schnell mal eben um die Ecke ins Kino gehen, sich von Arbeiten anderer Kreativer inspirieren lassen und neue Arbeitsweisen tanken, das fehlt mir sehr.“
Mit einem Blick in die berufliche Zukunft, wünscht sich Franck Gelassenheit, gute Ideen und die Kraft, diese umzusetzen. „Privat wünsche ich mir wieder mehr persönliche Kontakte, gemeinsame Aktivitäten und vor allem interessante Gespräche.“

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