Jährlich sterben in Deutschland bis zu 2.000 Menschen an einem Bauchaortenaneurysma. Da die Krankheit symptomfrei verläuft, bemerken Betroffene sie erst, wenn das Aneurysma platzt und eine lebensgefährliche innere Blutung entsteht.
Als Hollywood-Star John Ritter während der Dreharbeiten zusammenbrach, wurde er mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Dort starb er wenige Stunden später. Allerdings nicht an einem Infarkt. Ein thorakales Aortenaneurysma, von dem er nichts wusste, war geplatzt. Der Schauspieler verblutete innerlich.
Hauptsächlich treten Aneurysmen im Verlauf der Aorta (Hauptschlagader) im Bauchraum auf. Verbreitet sind die ballonförmigen Gefäßaussackungen aber auch im Brustbereich, im Gehirn und in der Kniekehle. Ein Aneurysma entwickelt sich unbemerkt. Es verursacht keinerlei Beschwerden, dennoch endet es für die Betroffenen meist tödlich, sofern es nicht rechtzeitig erkannt wird. Und erkannt wird es in mehr als 90 Prozent der Fälle nur durch Zufall bei einer Ultraschall- oder CT-Untersuchung im Rahmen einer Routineuntersuchung.
Am häufigsten betroffen sind Personen ab 65 Jahren, wobei Männer zehnmal häufiger als Frauen ein Aneurysma entwickeln.
Ursachen für ein Aneurysma
Aneurysmen entstehen hauptsächlich durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), bei der sich Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Gefäßwänden der Arterien bilden. Gefäßverkalkung ist im Grunde ein normaler Prozess, der mit dem Alter zunimmt. Gewisse Faktoren erhöhen jedoch das Arteriosklerose-Risiko. Dazu gehören Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes mellitus und Rauchen. John Ritter, 54, war Kettenraucher. Die Ablagerungen schwächen die Gefäßwand. Es entwickelt sich langsam eine ballonartige Ausbuchtung derselben, die zunehmend wächst, den Gefäßdurchmesser ansteigen lässt und im schlimmsten Fall platzt, wodurch lebensgefährliche innere Blutungen entstehen können. Wird ein solcher Notfall nicht sofort in Form eines operativen Eingriffs behandelt, verblutet der Patient. In seltenen Fällen ist die Veranlagung zu Aneurysmen angeboren. Zum Beispiel aufgrund einer Bindegewebsschwäche oder einer Fehlbildung der Blutgefäße, bei der die Arterienwand stellenweise sehr dünn und instabil ist. Prominentes Beispiel ist der „Game of Thrones“-Star Emilia Clarke, 35, die in der Vergangenheit an zwei Hirnaneurysmen operiert wurde. Bis zur Hirnblutung wusste sie nicht, dass sie Aneurysmen im Kopf hatte.
Wurde bei einem Elternteil ein Aneurysma festgestellt, sollte man sich sicherheitshalber untersuchen lassen. Leider bleiben die Symptome lange unbemerkt und treten erst auf, wenn sich das Aneurysma so stark geweitet hat, dass es gegen die inneren Organe drückt. Da die Symptome aber sehr unspezifisch sind, bringen die Betroffenen sie in der Regel nicht mit einem Aneurysma in Verbindung.
Aneurysma-Symptome in der Bauchschlagader
Beim Aortenaneurysma im Bauch können stechende Schmerzen im Unterbauch auftreten und/oder Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Kaum jemand denkt bei Bauchschmerzen daran, dass es sich um ein Aneurysma handeln könnte. Und haben Schmerzen im Lendenwirbelbereich nicht eher etwas mit dem Ischias zu tun? Das Aneurysma bleibt unerkannt und wird zur tickenden Zeitbombe. Je weiter es sich ausdehnt, desto größer ist die Gefahr einer Ruptur.
Aneurysma-Symptome im Brustbereich
Ist das thorakale Aortenaneurysma stark geweitet, können Brustschmerzen, Heiserkeit, Husten, Atemnot und Schluckstörungen auftreten. Auch hier ahnen Betroffene nicht, dass eine Gefäßbeule für die Beschwerden verantwortlich ist und tun sie mit einer Erkältung ab. Der eingangs erwähnte Schauspieler John Ritter klagte über stechende Brustschmerzen, bevor er zusammenbrach und mit einem vermeintlichen „Herzinfarkt“ in die Notaufnahme gebracht wurde.
Symptome eines Aneurysmas in der Kniekehle
Weitet sich ein Aneurysma in der Arterie der Kniekehle (Arteria poplitea), kann sich ein Blutgerinnsel (Thrombose) bilden. Dadurch wird der Unterschenkel nicht mehr ausreichend durchblutet, was zur Folge hat, dass die Wade schmerzt und Gefühlsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle auftreten. Auch hier bringen Betroffene die Beschwerden nicht automatisch mit einem Aneurysma in Verbindung. Wird das Blutgerinnsel vom Blutstrom mitgerissen und zum Beispiel ein Gefäß in der Lunge verstopft, kommt es zur lebensgefährlichen Lungenembolie.
Symptome eines Aneurysmas im Gehirn
Auch das Aneurysma im Kopf verursacht zunächst keinerlei Beschwerden. Erkannt wird es meist zufällig, wenn aus einem anderen Grund eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes angefertigt wird. Abhängig von der Größe und Lage des Aneurysmas können jedoch Beschwerden auftreten. Wenn es zum Beispiel zur Störung einer der Gehirnnerven kommt, kann es zu Augenmuskellähmungen, Bewegungsstörungen der Augen und Sehstörungen kommen. Erst wenn das Aneurysma reißt und es zur Hirnblutung kommt, treten aufgrund des erhöhten Hirndrucks massive Symptome auf wie plötzlich einsetzende, sehr starke Kopfschmerzen, Nackensteife, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit und Bewusstlosigkeit. Eine Hirnblutung erfordert sofortige medizinische Hilfe.
So wird die Diagnose eines Aneurysmas gestellt
Wie eingangs erwähnt, werden Aneurysmen meistens nur durch Zufall bei einer Ultraschall- oder CT-Untersuchung im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt. Bei sehr schlanken Patienten können größere Aneurysmen, je nach Lage im Körper, von Außen ertastet werden.
Wird ein Aneurysma nachgewiesen, wird zur genauen Diagnose eine Magnetresonanztomografie oder computertomographische Angiografie durchgeführt. Anders als bei der konventionellen Angiografie, bei der unter örtlicher Betäubung ein Katheter in die Arterie eingeführt wird, ist bei der CT-Angiografie kein Eindringen in den Körper des Patienten notwendig. Nach Gabe von Kontrastmittel können alle Gefäße gut dargestellt werden, und der Arzt kann auf diese Weise das Aneurysma genauer ausmessen und beschreiben. Auch Hirnaneurysmen werden durch bildgebende Verfahren wie MRT oder computertomographische Angiographie diagnostiziert.
Die Größe und Lage des Aneurysmas entscheiden darüber, wie und ob es behandelt werden muss.