Der 1. FC Saarbrücken kehrt mit einem hart erkämpften Unentschieden von der Dortmunder Bundesligareserve zurück. Am Mittwoch wartet Tabellenführer Magdeburg
Dass die U23 von Borussia Dortmund keine typische Reservemannschaft ist, war Uwe Koschinat schon während der Pressekonferenz vor dem Spiel klar: „Sie haben viele gute Fußballer in ihren Reihen, können aber auch dagegenhalten. Es wird eine kniffelige Angelegenheit“, sagte der Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken und durfte sich am Samstagmittag nach 94 hitzigen Minuten im kaum drittligatauglichen Stadion „Rote Erde“ bestätigt fühlen. „Heute hat Dortmund für seine Mannschaft einen Fan gewonnen. Ich bin richtig begeistert, was die abgeliefert haben“, sagte der 49-Jährige, um so gleich seine Mannschaft zu loben: „Wir mussten richtig leiden, aber wir haben es gut gelöst. Wir haben leidenschaftlich verteidigt und im Kollektiv einen Punkt erkämpft“, sagte er nach dem torlosen Unentschieden.
Es gehört zur Geschichte dieses ungewöhnlichen Drittligaspiels, dass der BVB zwar gefühlt 80 Prozent Ballbesitz hatte, der 1. FCS kurz vor der Pause durch Minos Gouras aber die größte Chance der Partie. Ungewöhnlich war das Spiel vor allem deshalb, weil die Dortmunder Zweitvertretung für eine Nachwuchsmannschaft erstaunlich rustikal zu Werke ging. Ungewöhnlich war es auch, weil Bundesligaschiedsrichter Martin Thomsen einen derart schwarzen Tag erwischte, dass das Geschehen kurzfristig aus dem Ruder zu laufen drohte. Richmond Tachie hätte nach seinem rüden Einsteigen gegen Dennis Erdmann zwingend die Ampelkarte sehen müssen, Marco Pasalics angedeuteter Fausthieb gegen Nick Galle war zumindest diskutabel. Aber: „In der ersten Halbzeit hätte er durchaus zweimal Handelfmeter für Dortmund pfeifen können. Er hat insgesamt nicht viel gesehen“, sagte der starke Erdmann und Dortmunds Coach Enrico Maaßen blieb nur die Feststellung, „dass es beruhigend ist, dass sich die Dinge in aller Regel immer ausgleichen.“
Der 37-Jährige, der als eines der größten Trainer-Talente in Deutschland gilt, sprach anschließend von einem „gerechten Unentschieden“, mit dem er gut leben könne: „Wir hatten mehr vom Spiel, viel den Ball. Wir sind aber zu selten konkret geworden gegen einen cleveren Gegner, der extrem diszipliniert verteidigt hat.“
In der Tat präsentierte sich der 1. FCS vor 1.000 Zuschauern im Schatten des großen Signal Iduna-Parks reif, unangenehm und abgezockt. „Wir haben acht Halbzeiten gespielt. Davon sieben Mal zu Null. Darauf können wir aufbauen. Wir wissen, dass wir offensiv Luft nach oben haben, aber heute hat es auch mit dem Gegner zu tun gehabt. Mehr als dieser eine Punkt wäre vermessen gewesen“, sagte Koschinat. Dennoch hatte man teilweise das Gefühl, dass bei einem geschickteren Umschaltverhalten der Lucky Punch im Bereich des Möglichen gelegen hätte. Doch der bemühte Adriano Grimaldi hing weitestgehend in der Luft. „Es geht nicht um mich oder um eine Torquote. Wir haben im Kollektiv verteidigt und auswärts einen Punkt geholt. Ich bin mal gespannt, wie viele Teams hier was holen werden“, sagte der Angreifer und Verteidiger Erdmann ergänzte: „Vier Spiele, sieben Punkte, das ist okay. Mund abputzen und am Mittwoch gegen Madgeburg gewinnen. Dann passt alles.“
Doch mit den Elbstädtern kommt der noch ungeschlagene Tabellenführer in den Park. Coach Koschinat hofft auf das Publikum: „Wir müssen uns am Mittwoch ein Stück weit tragen lassen.“
FORUM-Einzelkritik (bewertet wurden Spieler mit mehr als 20 Minuten Einsatzzeit):
Daniel Batz: Extrem sicher und ruhig, trotz Dortmunder Drucks nur selten wirklich gefordert. Note 2-
Nick Galle: Ordentlicher Auftritt mit zwei Stellungsfehlern nach dem Wechsel. Note 3
Dennis Erdmann: Rustikal, unerschrocken und zweikampfstark. Kleine Abstriche gibt es bei der Spieleröffnung. Note 2-
Manuel Zeitz: Der Kapitän musste am Anfang schwer kämpfen, biss sich dann aber mit Herz und Leidenschaft in die Partie. Note 3
Dominik Ernst: Stand von Beginn an unter Strom, verteidigte trotz früher gelber Karte souverän. Note 2-
Luca Kerber: Umsichtig, wenn auch nicht so dominant wie zuvor. Note 3
Dave Gnaase: Schwächster Saarbrücker Feldspieler. Verlor viele Zweikämpfe und hatte wenig Bindung zum Spiel. Note 4
Julian Günther-Schmidt: Kämpferisch ein Vorbild, leider offensiv nicht so präsent wie gewohnt. Note 3-
Adriano Grimaldi: Engagiert und robust. Leider nicht torgefährlich. Note 3-
Minos Gouras: Vergab die große Chance, arbeitete defensiv extrem gut nach hinten. Note 3
Tobias Jänicke: Emsig, aber teilweise auch unglücklich. Traumpass auf Gouras, das war aber seine einzige gute Offensivaktion. Note 3-
Robin Scheu: Kam nach gut einer Stunde für Jänicke. Sehr engagiert, aber glücklos. Note 3-
Alexander Groiss: Ersetzte Gnaase, hat aber ebenfalls Mühe für Stabilität zu sorgen.