Sein ganz eigenes Ding wollte Florian Bassler machen – und hat es mit seinem Restaurant und Biergarten am Ilseplatz geschafft. Die „Ilse" ist nicht nur bei den Anwohnern beliebt. Das Konzept um ehrliches Essen für ehrliche Preise geht sehr gut auf.
Florian Bassler betreibt seit drei Jahren das Wirtshaus „Ilse", am Ilseplatz. Angefangen hat sein Projekt im Januar 2018. Die Intention dahinter war wohl, dass Florian Bassler sich selbstständig machen wollte. Er arbeitete vorher in einer Event-Agentur. Diese war auch für das Catering in Saarlandhalle, Congresshalle und Garage zuständig. Lange Arbeitstage war er daher gewohnt, und so dachte er: „Ich mache mein eigenes Ding". Nach dem Prinzip: Den langen Arbeitseinsatz, den ich da täglich für jemanden mache, kann ich auch für mich machen.
Er wollte es ausprobieren. Ein guter Bekannter von ihm ist Lukas Bruch, der Bierbrauer. Die Firma Bruch verpachtete das Objekt neu. Sein Vorteil dabei: Damals wohnte er in der Nachbarschaft und konnte so sehr gut einschätzen, was in der „Ilse" lief und was nicht. Lukas Bruch fragte ihn, und so kamen sie ins Geschäft.
Bei der kulinarischen Konzeption seines Gasthauses ging er von dem aus, was er selbst mag. Wenn er in so ein Gasthaus essen gehen würde, möchte er ein Essen auf dem Tisch haben, wie er es sich zu Hause selbst machen würde. Also mit frischen Produkten – ehrliches Essen für ehrliches Geld. Keine überteuerten Billigprodukte, die auch noch schlecht gekocht und präsentiert werden. Bassler hatte auch schon immer gerne zu Hause Gäste. Er liebt es, dann für diese zu kochen. Er stellt fest: „Ich bin gerne Gastgeber. Ich will gar nicht Wirt sein. Ich will auch nicht Gastronom sein. Ich will Gastgeber sein. Ich will meinen Gästen schöne Stunden bereiten. Sie sollen sich wohlfühlen."
So ging er sein Gasthaus an. Es geht hier um die Werte der gutbürgerlichen Küche – die Küche, wie sie Großmutter noch kochte. Aber auch ging es darum, neue Ideen verwirklichen. Mit der Zeit gehen, auf neue Herausforderungen eine Antwort finden. Noch immer ist das Gasthaus ein Treffpunkt hier in diesem Viertel am Rotenbühl. Es gibt ein treues Publikum. Stammgäste kommen fast täglich, nicht nur wegen des Plauschs mit den Nachbarn. Sie essen hier auch alle gerne. Der Stammtisch abends ist vier-, fünfmal die Woche da. Manche sagen ja auch, so ein gutes Gasthaus sei wie ihr Wohnzimmer. Doch Bassler ergänzt: „Auch hier am Rotenbühl merkt man einen Generationswechsel. Viele junge Familien sind in den letzten Jahren hierher gezogen. Die ältere Generation geht nicht mehr so regelmäßig weg. Wie es vor 20, 30 Jahren hier war – ich kenne ja genug Geschichten von damals –, da war hier morgens mehr los als abends. Das ist vorbei!"
Es geht um die Werte der gutbürgerlichen Küche
Heute kommen viele abends nach der Arbeit hierher. Obwohl ich bei meinem Besuch rund 30 Personen zählte, die zum Mittagstisch kamen. Aber auch nur zum Mittagstisch. Ohne Verlängerung, wie es früher öfter mal der Fall war. Florian Bassler sagte mir aber noch, es gäbe Gruppen, vielleicht Arbeitskollegen, die kämen immer an einem bestimmten Tag. Das ist doch auch ein gutes Zeichen.
Mir fiel die „Ilse" schon lange mit ihrem Stammessenangebot auf. Ich hatte seit Beginn der Coronazeit Gasthäuser in den sozialen Medien darin unterstützt, ihr Angebot mitzuteilen. Als noch offen war, aber auch, als es um die Abholung ging. Unter „Klöckners Regioguide" gab es da wöchentlich viele Angebote. Dafür waren auch viele Gastronomen dankbar. Mich erreichten sogar Dankesbriefe. Und so lernte ich auch die Wochenkarte von „Ilse" kennen. Und sie beeindruckte mich. Hier werden noch echte Klassiker gekocht. Obwohl, noch mehr gefiel mir die Abwechslung auf der Karte. Da folgte auf „Hausgemachte Lyoner-Quiche" am nächsten Tag dann „Frittierte Calamari". Es gab „Königpastetchen mit Hühnerfrikassee", gefolgt von „Cannelloni mit Spinat und Ricotta". Keine Woche bot Langweiliges an. Auf „Gefüllte Paprika mit Couscous und Gemüse" folgte auch mal eine „Kohlroulade mit dunkler Sauce und Salzkartoffeln".
Florian Bassler kommt aus der Eventbranche. Er ist gelernter Gastgeber, kein gelernter Koch. Deshalb hat er sich Fachwissen mit ins Boot geholt. Am Herd steht hier ein Profi, Christian Theistler. Er ist 28 Jahre alt und kocht eine sehr flexible Küche. Der Betreiber selbst wechselt zwischen Küche und Service. Wo er gerade gebraucht wird, dort findet man ihn. Er kennt die Küche und die Arbeit draußen, und das ist gut so. Auch er kommt dann mit Ideen für neue Gerichte. In Absprache natürlich.
Die Essgewohnheiten haben sich gerade in den letzten zehn Jahren sehr verändert. Und nicht nur diese. Es ist heute wichtig: Woher kommt ein Produkt? Ist es nachhaltig produziert? Gibt es Angebote für Vegetarier und Veganer? Die Häuser kochen auch hipper als früher. Das Ganze macht das Angebot sehr interessant. Und die unterschiedlichen Aufgabenstellungen gehen weiter. Das Schnitzel oder Cordon Bleu wird nicht von der Karte verschwinden, erzählt er weiter, doch Gesundheit ist heute ein großes Thema. Da will er auch am Ball bleiben. Am Tag meines Besuchs hieß das Stammessen: „Gemischter Salat mit Falafel-Bällchen und Avocadostreifen".
Die Karte verändert sich hier in einem Prozess. Was als Tagesgericht zum Renner wird, hat auch gute Chancen für einen festen Platz auf der Speisekarte. Diese glänzt durch Abwechslung und Vielfalt. Die Vorspeisen stammen fast durchweg aus Italien. Etwa Oliven, Bruschetta oder gebackener Schafkäse. Wer an einem Tag kein Stammessen möchte, hat hier immer eine gute zweite Auswahl. Etwa die unterschiedlichen Flammkuchen. Insgesamt sechs, mit unterschiedlichem Belag. Für Saarländer mit Lyoner, für Vegetarier mit Ziegenkäse und für Liebhaber des Originals wie aus dem Elsass mit Speck, Zwiebeln und Crème fraîche. Auch Freunde der Nudelgerichte werden hier fündig. Unterschiedliche Kreationen, mit Spinat, Garnelen oder Roastbeef. Unter der Rubrik „Kleinigkeiten" finde ich Käsespätzle, Currywurst, Wurstsalat oder Bratkartoffeln mit Spiegelei und Salat. Auch fünf Salate werden angeboten: mit Hähnchen, Schafskäse oder Lachs etwa. Dann noch die Klassiker: Cordon Bleu, Wiener Schnitzel oder Steak. Die Auswahl ist überzeugend und jeder kann hier etwas finden.
Vor dem Haus hat „Ilse" noch eine große Terrasse. Da wird über die Straße bedient. Neben dem eigentlichen Gastraum gibt es noch einen kleinen Nebenraum. Dort war früher ein kleines Gemüsegeschäft. Hier finden etwa 20 Personen Platz. Das komplette Gasthaus ist hell und einladend. Materialien sind vor allem Birken- und Buchenholz. Das Ganze wurde zu einem einheitlichen Holzton umgearbeitet, der recht warm und einladend wirkt. Bier gibt es seit dem vergangenen Jahr von Bruch und Karlsberg. Seither ist Bassler brauereifrei. Vom Bierbrauer Bruch gibt es „Zwickel" und „Saarbrücker Helles" vom Fass. Von Karlsberg sind das „Ur-Pils", von Maisel Weizenbier vom Fass. Damit sind sie breit aufgestellt. Für jeden nach seinem Gusto. Weine gibt es aus Frankreich, und Deutschland. Von Gilg aus dem Elsass bis Schmitt-Weber aus Perl. Auch auf dieser Karte wird jeder sein Tröpfchen finden.