In Überzahl reichte es für den 1. FC Saarbrücken wieder nicht zu einem Sieg. Doch beim 0:0 in Köln gab es auch positive Erkenntnisse.
Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Diese Frage stellt sich eigentlich nach jedem Unentschieden. „Es fühlt sich nicht wirklich gut an", machte FCS-Trainer Uwe Koschinat aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Bei der Nullnummer im Höherpark der Kölner Viktoria spielte sein Team schon zum dritten Mal in dieser Saison eine beträchtliche Zeit in Überzahl. Doch wie schon bei der 1:2-Niederlage gegen den VfL Osnabrück oder dem 1:1 in Würzburg reichte es nicht zu einem Sieg. „Es spricht für unsere Spielart, dass wir den Gegner an den Rand der Legalität treiben können. Es sind ja keine Tätlichkeiten oder Schiedsrichterbeleidigungen, die zu den Platzverweisen geführt haben, sondern es waren gute Offensivaktionen von uns", sagte Koschinat und fügte hinzu: „Aber der Ertrag ist eindeutig zu wenig."
Rund 1.000 Anhänger hatten die Blau-Schwarzen in den Westen begleitet, doch auf einen späten Sieg hofften sie vergeblich. Und dass, obwohl der FCS nach Aaron Berzels Feldverweis 35 Minuten in Überzahl gespielt und sich am Ende ein halbes Dutzend Standardsituationen erarbeitet hatte: „Das hat mir nicht gefallen. Wir haben keine Schärfe in die Ecken und Freistöße bekommen. Das liegt auch an der Konzentration der Schützen. Mir war irgendwann klar, dass wir ein Tor aus dem Spiel brauchen werden", monierte der Trainer.
Solange beide Mannschaften zu elft auf dem Feld waren, war ein flottes und ansehnliches Drittliga-Spiel zu sehen. „Zur Pause hätte es 2:2 stehen können, beide Mannschaften hatten ihre Möglichkeiten", sagte Koschinat. Sein Team hätte durch Minos Gouras und Adriano Grimaldi in Führung gehen können, auf der anderen Seite musste der starke Torwart Daniel Batz zweimal sein ganzes Können aufbieten, um die Führung der Gastgeber zu verhindern.
Viel Ballbesitz, aber zu wenige klare Chancen in Überzahl
Nach dem Feldverweis kippte das Geschehen zugunsten der Saarländer, die allerdings viel zu selten konkrete Lösungen gegen die dicht gestaffelte Kölner Hintermannschaft fanden. Ein Schuss von Tobias Jänicke wurde vor der Linie geblockt, ein Abschluss des eingewechselten Sebastian Jacob ging am Winkel vorbei und in der Schlussminute trat der eingewechselte Marius Köhl freistehend über den Ball, was seinen Trainer auf die Palme brachte: „Ich bringe den Jungen immer wieder, weil ich in ihm etwas sehe. Er hat die Fähigkeit, sich im Strafraum freizulaufen. Aber wie schon gegen Wiesbaden trifft er in der letzten Minute die falsche Entscheidung. Er muss den Ball schieben, versucht es stattdessen immer mit Gewalt."
Doch Köhl war nicht der einzige, der vom Trainer Hausaufgaben mit auf den Weg bekam. Während Talent Luca Kerber abermals Lob einheimste („Er hat viele verlorene Zweikämpfe seiner Mitspieler ausgebügelt"), ist die zweite Position im zentralen Mittelfeld eine Baustelle. Nachdem Dave Gnaase gegen Wiesbaden völlig neben sich stand, durfte sich in Köln Alexander Groiß versuchen. Zunächst völlig indisponiert, steigerte er sich im Laufe der Partie dann ein wenig. „Alex muss jetzt mal aus dem Quark kommen. Die Innenverteidiger spielen gern mit ihm, weil er seine Position hält. Aber mir fehlt die Giftigkeit, da erwarte ich einfach mehr."
Nach acht Spieltagen deutet sich an, was Koschinat von seinen Spielern erwartet. Technische Mängel verzeiht er eher als mangelhaft geführte Zweikämpfe und fehlenden Mut. „Er kann so viel. Er ist schnell und kann fast alle Dinge spielerisch lösen, aber ich musste ihn von der Seite permanent antreiben. Mir reicht es nicht, wenn ein Spieler die Sache nur verwaltet", sagte er in Richtung von Mario Müller, der für Nick Galle in die Startelf rutschte und auf der linken Verteidigerposition zunächst mit mangelnder Spielpraxis zu kämpfen hatte. „Hinten raus hat er dann gut gespielt", sagte Koschinat, was man für „Sorgenkind" Gnaase abermals nicht behaupten konnte. Kurz vor der Halbzeit für den verletzten Julian Günther-Schmidt eingewechselt, durfte er sich auf der „10er-Position" versuchen. Man muss ihm zugutehalten, dass er sich der Situation nicht entzieht, dass er Wege geht und Bälle fordert. Was am Ende dabei rauskommt, ist aber mangelhaft. „Ich stehe ein Stück weit vor einem Rätsel. Ich glaube immer noch, dass Dave uns viel geben kann. Aber ich kenne den Spieler so nicht. Ich spreche viel mit ihm, aber den richtigen Ansatz, wo sein Problem liegt, habe ich noch nicht gefunden", sagte Koschinat.
Doch nach Günther-Schmidts Verletzung sind kreative Alternativen rar gesäht. Dennis Erdmann wird noch sechs Wochen fehlen, dabei würde Koschinat den spielstarken Pius Krätschmer gerne nach vorne ziehen. Immerhin deutete Angreifer Sebastian Jacob mit einem beherzten Auftritt an, dass er bald wieder der Unterschiedsspieler sein könnte, der er in der vergangenen Hinrunde war: „Er hat sich gut bewegt und hatte eine gute Präsenz im Strafraum. Wir wollen ihn nicht überfordern und müssen abwägen, für wie lange seine Kräfte jetzt reichen", sagte Koschinat. Doch im Heimspiel gegen Türkgücü München könnte Jacob früher gebraucht werden als geplant. Denn nach drei sieglosen Spielen sollte dreifach gepunktet werden: „Mein Ziel ist es als Saarbrücker Trainer, immer den Kontakt zur Spitze zu halten", sagte Koschinat.