Der SV Meppen spielt auch in diesem Jahr 3. Liga – aufgrund des Rückzugs des KFC Uerdingen vor der Saison. Eine Saison wie die vergangene soll sich nicht wiederholen. Bis jetzt scheint das zu funktionieren. Jetzt geht es gegen den 1. FC Saarbrücken.
Abgestiegen, abgeschrieben – so war die Situation beim SV Meppen im Frühsommer. Doch nach dem „Aus" des KFC Uerdingen durften die Emsländer in der Liga und Trainer Rico Schmitt auf dem Trainerstuhl bleiben. Das große Ziel lautet daher Klassenerhalt ohne Sorgen.
Sportliche Lage
Auf Trauer folgte Freude mit angezogener Handbremse – und dann pure Erleichterung. Nachdem der KFC Uerdingen Anfang Juni bereits mitgeteilt hatte, dass er die Lizenzauflagen der 3. Liga nicht erfüllen kann, hoffte man in Meppen. „Ich habe keinen Bock auf eine erneute Enttäuschung", sagte SV-Vorstandssprecher Andreas Kremer seinerzeit. Das Team von Trainer Rico Schmitt, dem in seiner Amtszeit beim SVM in sechs Spielen nur ein Sieg gelang (2:1 am letzten Spieltag gegen Duisburg), rettet sich also nach der Talfahrt in der Rückrunde doch noch – wenn auch am Grünen Tisch. Nach dem 30. Spieltag holte Meppen nur fünf von möglichen 27 Punkten, rutschte am vorletzten Spieltag auf einen Abstiegsplatz ab. „Aus sportlicher Sicht hätten wir uns über den Abstieg aus dem Profifußball nach vier Jahren nicht beschweren dürfen. Die Leistungen der Saison waren sehr enttäuschend." Entsprechend war die Freude aber groß. „Wir werden aus unseren Fehlern lernen, uns neu fokussieren und mit großer Leidenschaft weiter an der Zukunft des SV Meppen im Profifußball arbeiten", betonte Geschäftsführer Ronald Maul umgehend. Weil sich der SVM im gleichen Zeitraum sogar noch für den DFB-Pokal qualifizierte, war die miserable Saison plötzlich gerettet, das Jahr 2020/21 mit all seinen diskutablen Personalentscheidungen geht als mahnendes Beispiel ein. Zuerst wurde zu lange an Trainer Torsten Frings festgehalten, dann kam Rico Schmitt.
In dieser Saison will der SVM „so einiges besser machen", hieß es von Vereinsseite. Dazu wurde ein abstiegsreifer Kader aus dem Vorjahr leicht überarbeitet, zum größten Teil mit Spielern, die günstig aus der Vierten Liga kamen. Viele Experten prognostizierten eine erneut schwierige Saison. Derzeit sieht es danach aus, als würden diese Experten nicht recht behalten. Auch wenn der SVM ab und an in alte Muster zurückfällt.
Die Transfers
„Königstransfer" David Blacha vom VfL Osnabrück soll dem SVM-Spiel im Mittelfeld mehr Struktur verleihen und ist mittlerweile zu einer festen Größe auf der Sechs geworden. Der erfahrene Linksverteidiger Max Dombrowka sollte Hassan Amins Abgang kompensieren. Im Vergleich zum Vorjahr gingen keine absoluten Leistungsträger – es hatten sich allerdings auch nicht viele derart in den Vordergrund gespielt. Sechsmal schlug Meppen in der Regionalliga zu, interessantester Spieler darunter ist Serhat Koruk, der für Regionalliga-West-Absteiger Bergisch Gladbach bemerkenswerte 20 Tore erzielte. Auch Beyhan Ametov, Morgan Faßbender, Tobias Dombrowa, Jonas Fedl und Ole Käuper kamen aus der Vierten Liga. Zudem wurden mit Moritz Hinnenkamp und Joe Klöpper zwei U19 Spieler mit einem Profivertrag ausgestattet. Weitere große Namen zu verpflichten war auch aufgrund der finanziellen Lage des Clubs nicht möglich.
Der Trainer
Rico Schmitt folgte in der vergangenen Saison auf den unglücklichen Torsten Frings, sportlich gelang ihm der Klassenerhalt nicht, am Grünen Tisch jedoch schon. Deswegen behielt sein Vertrag auch Gültigkeit. Zuletzt war Schmitt Cheftrainer beim Drittligisten FC Carl Zeiss Jena (Saison 2019/20). Dem in Karl-Marx-Stadt geborenen Fußballlehrer gelang in der Saison 2009/10 als Cheftrainer des FC Erzgebirge Aue der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die Auer Mannschaft sorgte damals als Herbstmeister für Furore. Lange spielte der Club aus dem kleinsten Standort des deutschen Profifußballs 2010/2011 um den Aufstieg in die Bundesliga mit, am Ende erreichte das Team einen starken fünften Platz. 2013 trat Rico Schmitt als Trainer die Nachfolge von Arie van Lent bei Kickers Offenbach an und schaffte den Klassenerhalt in der Dritten Liga. Der Lizenzentzug führte jedoch zum Zwangsabstieg. 2014/2015 holten die Kickers den Meistertitel der Regionalliga und spielten in der Relegation um den Aufstieg in die Dritten Liga, mussten sich aber knapp dem 1. FC Magdeburg geschlagen geben. Schmitts Team wurde in dieser Zeit Hessenpokalsieger und erzielte Achtungserfolge im DFB-Pokal gegen Ingolstadt und Karlsruhe.
2016 wurde Schmitt Cheftrainer beim Drittligisten Hallescher FC, wo der Klassenerhalt gelang. Der HFC spielte unter seiner Führung die beste Serie seit Zugehörigkeit zur Dritten Liga. Es folgte die nicht sehr erfolgreiche Station beim VfR Aalen in der Drittligasaison 2018/19. Im Oktober 2019 übernahm Schmitt das Amt des Cheftrainers beim FC Carl Zeiss Jena in der Dritten Liga als Nachfolger von Lukas Kwasniok. Insgesamt standen vor seinem Engagement beim SVM 194 Spiele in der Dritten Liga in der Vita des 52-Jährigen, hinzu kommen 55 Partien in der 2. Bundesliga. Unter seiner Regie als Cheftrainer gelangen den in seiner Verantwortung stehenden Vereinen sechs Aufstiege, eine Meisterschaft mit knappem Scheitern in der Relegation sowie drei Klassenerhalte. Zusätzlich nun einer am Grünen Tisch.
Die bisherige Saison
Der Start verlief gleich nicht optimal, beim Halleschen FC, einem von Schmitts Ex-Vereinen, musste sich der SV Meppen mit 1:3 geschlagen geben. Im ersten Heimspiel gab es dann gegen strauchelnde Kaiserslauterer auch den ersten Heimsieg – am Ende reichte ein knappes 1:0. Im DFB-Pokal gegen Hertha BSC schnupperte der Drittligist an der Sensation, musste sich aber dennoch mit 0:1 geschlagen geben.
In der Liga gab es dann im Auswärtsspiel in Zwickau nur ein 1:1, während zu Hause gegen Verl wieder gewonnen werden konnte. Einen Rückfall in alte Verhaltensmuster gab es dann bei Waldhof Mannheim. Nach einer Roten Karte fiel der SVM komplett auseinander und ging mit 0:5 baden. Die Rehabilitation folgte zugleich: zu Hause wurde der Aufsteiger aus Havelse mit 1:0 geschlagen. Bei starken Münchnern holte der SVM einen Punkt. Der Heim-Nimbus zerbrach gegen den Aufsteiger aus Freiburg mit einer 0:1 Niederlage.