Egal, ob es leicht- oder schwerfällt: Wer sich von seinem Fahrzeug trennt, möchte in der Regel möglichst viel Gewinn erzielen. Einige Tipps können dabei helfen.
Jedes Jahr wechseln Millionen von Autos den Besitzer. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) waren es 2019 rund 7,2 Millionen Fahrzeuge. Experten vom Auto Club Europa (ACE), vom ADAC und von Autoscout24 geben Tipps für den Autoverkauf. Zunächst sollten Autobesitzer dabei überlegen, auf welchem Weg sie ihr Fahrzeug überhaupt verkaufen wollen. Manche Methode ist bequemer, manche kann etwas mehr einbringen. „Die einfachste Art ist die Inzahlungnahme bei einem Händler. Auch der Direktverkauf bei einem freien Händler erfolgt schnell und unkompliziert", sagt Jochen Kurz vom Portal Autoscout24. Den höheren Gewinn erzielen Verkäufer in der Regel mit dem Verkauf über ein Inserat im Internet oder eine klassische Zeitungsanzeige – Verhandlungsgeschick vorausgesetzt. „Verkäufer sollten sich vor dem Inserat mit dem Markt beschäftigen und einen möglichst realistischen Preis für ihr Auto ansetzen", sagt Kurz.
1. Auto aufbereiten
Ein gepflegtes Auto erhöht den Preis. „Wer es vorher gründlich putzt oder aufbereiten lässt, erzielt einen höheren Preis. Die Investitionen rentieren sich meist", sagt Marcel Mühlich vom ACE. Auch wichtig: „Sich gründlich über das eigene Auto im aktuellen technischen Zustand zu informieren und alle Unterlagen wie Fahrzeugpapiere, Rechnungen, HU-Bescheinigungen zusammenzutragen", sagt ADAC-Sprecher Johannes Boos.
2. Fotos machen
Im Morgen- oder Abendlicht kommt das Auto schön zur Geltung. Dabei werden alle Seiten aus der Hocke fotografiert, das wirkt dynamischer. Damit können Interessenten sehen, dass das Auto keinen Schaden hat. „Ein Foto von der Rücksitzbank aus bildet das komplette Cockpit ab", sagt Mühlich. Gute Fotos von allen Seiten, einem sauberen und leeren Innenraum und von wichtigen Ausstattungsdetails hält auch Jochen Kurz für wichtig. „Dabei macht ein ruhiger und ordentlicher Hintergrund auf den Fotos einen besseren Eindruck als ein Foto auf der Straße mit einem unruhigen Hintergrund", erklärt Kurz.
3. Inserat-Text verfassen
Ein neutral gehaltener Text beschreibt das Auto am besten. Er sollte die genaue Modellbezeichnung, Baujahr, Laufleistung und Motorvariante umfassen. „Zu den interessanten Details zählen markante Ausstattungen wie Anhängerkupplung oder Schiebedach sowie Zubehör wie Reifen oder Dachträger", erklärt Boos. Auch Mängel, Unfallfreiheit und die Zahl der Vorbesitzer gehören in die Anzeige. „Diese Angaben müssen stimmen, da diese Teil des Kaufvertrags werden. Das gilt auch für Fehler in der Annonce, wenn diese Fehler nicht im Vertrag explizit korrigiert werden." Verkäufer sollten aber nicht alle Reparaturen der Vergangenheit aufzählen. Das suggeriert, dass das Auto häufig defekt war – und mindert das Interesse. „Nur aufwendige Reparaturen wie ein neuer Zahnriemen sollten erwähnt werden", erklärt Mühlich. Für Jochen Kurz schafft Transparenz beim Erstellen des Inserats Vertrauen und Erfolg. Beim Text empfiehlt er, die Besonderheiten des Autos herauszustellen. Immer wichtiger wird seiner Meinung nach die Angabe zum Verbrauch: „Ein ehrlicher Durchschnittsverbrauch kann ein Kaufargument sein."
4. Preisfindung
Um einen möglichst realistischen Preis zu finden, schauen Verkäufer etwa auf Autoplattformen nach vergleichbaren Modellen und vergleichen ihre Vorstellungen damit. Manchmal zeigen die Plattformen beim Erstellen des Inserats automatisch einen angemessenen Preis an.
5. Inserat
Mehr Leser und damit auch Interessenten finden Verkäufer, wenn sie das Fahrzeug auf möglichst vielen Plattformen inserieren, etwa mobile.de, autoscout24.de und ebay-kleinanzeigen.de.
6. Kontaktdaten angeben
„Wer nicht um fünf Uhr morgens von Interessenten geweckt werden will, gibt auf den Verkaufsplattformen nur seine E-Mail-Adresse als Kontakt an, nicht jedoch die Telefonnummer", rät Marcel Mühlich.
7. Preisverhandlungen
Unseriöse Interessenten verhandeln Preise gerne schon am Telefon. Auf den Spruch „Was ist der letzte Preis?" sollten Verkäufer nicht am Telefon eingehen und sich auch nicht unter Druck setzen lassen. „Seriöse Käufer schauen sich erst das Auto an und verhandeln am Objekt den Preis", betont Mühlich.
8. Besichtigung und Probefahrt
Vier Augen sehen mehr als zwei. Wenn ein Begleiter beim Verkauf anwesend ist, kann er bei späteren Unstimmigkeiten als Zeuge dienen. Eine Probefahrt gehört zum Autoverkauf dazu. Vor Fahrtbeginn kontrolliert der Verkäufer den Führerschein des Probefahrers und notiert die Daten des Personalausweises oder fotografiert ihn. Natürlich fährt der Verkäufer im Auto mit, in Corona-Zeiten mit FFP2-Maske. „Sinnvoll ist es auch, die Länge und den Zeitraum der Probefahrt vorab zu besprechen und eine Probefahrt-Vereinbarung auszufüllen, denn der Probefahrer haftet für alle verschuldeten Unfälle. Bei höherwertigen Fahrzeugen ist zudem eine Kaution ratsam", erklärt Johannes Boos. Tipp von Autoscout-Mann Kurz: „Verkäufer erkundigen sich vor der Probefahrt, wie das Auto versichert ist, falls ein Interessent einen Unfall verursacht."
9. Kaufvertrag und Bezahlung
Sind sich beide Parteien einig, muss nur noch der Kaufvertrag unterschrieben und bezahlt werden. Im Vertrag müssen alle wichtigen Daten wie Fahrgestellnummer, Laufleistung, Zubehör und mögliche Unfallschäden genannt werden. Dazu kommen die Personalien von Verkäufer und Käufer. Ein Foto vom Personalausweis kann bei späteren Problemen helfen, ebenso der genaue Verkaufszeitpunkt. Ausführliche Musterkaufverträge wie von ACE, ADAC oder Autoscout24 schließen die Sachmängelhaftung bei Privatpersonen aus. „Wenn die nicht ausgeschlossen werden, müssen Privatpersonen eine Art Gewährleistung geben", sagt Marcel Mühlich. Sie haften dann für Mängel am Auto, unabhängig davon, ob diese beim Verkauf bekannt waren oder nicht. „Entscheidend ist, dass sich Verkäufer nicht auf einen Vertrag des Käufers einlassen. Oft werden Ankaufverträge von gewerblichen Händlern verwendet, die eine Sachmängelhaftung nicht ausschließen", sagt Johannes Boos. Bargeld ist die gängige Bezahlmethode, eine Vorabüberweisung möglich. Auf Paypal-Zahlungen, Ratenzahlung, Bezahlung mit Scheck oder Überweisungen sollten Verkäufer nicht eingehen. Erst wenn das Auto bezahlt ist, händigt man das Fahrzeug, die Zulassungspapiere, Schlüssel und alle Dokumente aus.
10. Abmeldung
Allgemein gilt: Wer ein Fahrzeug innerhalb Deutschlands verkauft, ist gesetzlich verpflichtet, den Verkauf unverzüglich der Zulassungsstelle mitzuteilen. Die sicherste Art, ein Auto zu verkaufen ist, es vorher abzumelden. Dann haftet der Verkäufer nicht für eventuelle Unfälle, die in der Zeit passieren, in der das verkaufte Auto noch nicht umgemeldet ist. „Das geht aber nur, wenn das Auto auf privatem Grund steht. Auf öffentlichem Grund müssen Fahrzeuge angemeldet sein", sagt Marcel Mühlich.