Schon ihr letztes Album „Fuck Dance, Let’s Art" bekam vor zwei Jahren zu Recht reichlich Applaus. „Ein Füllhorn zwischen Northern Soul, Ska, Rock’n’Roll und Indie-Pop, dargeboten mit Bläser-Wucht, Orgel-Schmeichelei, Augenzwinkern, Tiefgang und lebensweisen Pointen" lautete das Fazit des Rezensenten an dieser Stelle damals. Jetzt gibt es endlich mehr davon. Und nach anderthalb Jahren Corona ist das die reinste Wohltat.
Carsten Friedrichs (Gesang, Gitarre, Percussion) und Gunther Buskies (Gesang, Tasten, Banjo, Ukulele, Gitarre, Melodica) haben sich für uns (und bestimmt auch für sich und ihre bewährten Sidekicks) songtechnisch wieder mächtig ins Zeug gelegt. Schon die Titel dieses Lieder-Dutzends bezeugen Originalität und Humor: „Houston, wir haben kein Problem", „Später kommen, früher gehen" oder „Männer mit schönen Haaren" wecken Neugier und stacheln die Lebensfreude an. Überragend in dieser Hinsicht ist natürlich jenes überraschende Fazit, das „Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen" dem wohl doch eher verkorksten Jahr 2020 geben: „2020 – das erotische Jahr".
Oha! Das Beste aus Umständen zu machen, scheint das erfrischende Motto dieser Hamburger Combo zu sein. „Es war 2020 – das erotische Jahr / Du und ich und Ernst Jandl war’n da / Es gab Speiseeis als Hauptgericht / Du, Ernst und ich – wir sahen das Licht / Da saßen wir nun voller Zuversicht / Wir waren noch jung / Doch das störte uns nicht / Plötzlich Dein Knie auf meiner Hand / Das fand ich prickelnd / Das war interessant…" Herrlich! Ach ja, der Soft-Jazzer Herb Albert spielt im Verlauf dieser Perle auch seine Rolle. Warum hat das Radio diese köstlich treibende, quirlige Rock-Nummer nie als Hit entdeckt? Auch das dreiminütige Gute-Laune-Festival „Ferien für immer" und der fulminante Instrumental-Ska-Kracher „Kleines Wochenende" wurden sträflich übersehen. Welch unwiderstehliche Melodien diese gar nicht mehr so jungen Kerle immer wieder aus ihren Ärmeln schütteln, ist faszinierend. „Gschichterln aus dem Park Café" ist tatsächlich noch kompletter als der gefeierte Vorgänger.