Der 1. FC Saarbrücken zahlt beim 2:2 in Meppen Lehrgeld. Dennoch kann er sich im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am Freitag oben festsetzen.
Uwe Koschinat mochte nicht groß drumherum reden. „Man hat heute gesehen, dass wir noch keine Spitzenmannschaft sind. Wir werden sehen, ob es ein Entwicklungsschritt ist oder es grundsätzlich so ist, dass uns die letzten paar Prozent fehlen, um einen Gegner dauerhaft zu beherrschen", sagte der Trainer des 1. FC Saarbrücken nach dem 2:2-Unentschieden beim SV Meppen.
6.000 fanatische Zuschauer sahen eine turbulente und unglaublich intensive Partie, die auch 1:1 hätte ausgehen können. Denn sowohl dem Führungstreffer des FCS durch Adriano Grimaldi als auch dem zwischenzeitlichen Anschlusstor der Gastgeber zum 1:2 gingen grobe Patzer der Abwehrreihen voraus. Beim FCS war es ausgerechnet Torwart Daniel Batz in seinem 150. Pflichtspiel für die Blau-Schwarzen, der die sichere Führung aus der Hand gab, als er völlig übermotiviert einen Elfmeter provozierte. „Er hat uns schon genug Dinger gerettet, von daher kein Vorwurf", sagte Außenverteidiger Dominik Ernst. „Danach war es ein anderes Spiel. Beim Stand von 2:0 fühlst du dich sicherer, und wir waren ja eigentlich auch recht nahe am dritten Tor", haderte Koschinat mit dem Aussetzer seines Schlussmannes. Denn nach der Grimaldi-Führung und dem fünften Saisontreffer von Minos Gouras schien der FCS bereits nach einer Viertelstunde auf der Siegerstraße zu sein. Doch angetrieben von ihrem Publikum drückten die Emsländer die Blau-Schwarzen vor allem nach der Pause an den Strafraum, agierten viel mit hohen Bällen und kamen schließlich fünf Minuten vor dem Ende zum letztlich verdienten Ausgleich: „Wir haben vieles wegverteidigen können, aber eben nicht alles. Unter dem Strich ist es leistungsgerecht, aber es fühlt sich natürlich nicht gut an, wenn du hier 80 Minuten in Führung liegst", sagte Kapitän Manuel Zeitz.
Grimaldi immer besser in Form
Doch nach der Pause wurde deutlich, was dem FCS noch zu einer Spitzenmannschaft fehlt. Junge Defensiv-Akteure wie Alexander Groiß oder Pius Krätschmer agierten spielstark und selbstbewusst. Allerdings in der einen oder anderen Szene ein bisschen zu sehr. „Es sind gute, veranlagte Spieler, die aus den Nachwuchsleistungszentren kommen. Da wird immer Wert darauf gelegt, alles spielerisch zu lösen. In Meppen wird allerdings Herrenfußball gespielt, da muss man sich drauf einstellen", sagte Koschinat vor allem mit Blick auf den Ausgleichstreffer, als Groiß sich früher vom Ball hätten trennen können und Krätschmer anschließend ein wenig zu körperlos agierte. „Wenn du gefühlt 50 Flanken in den Strafraum bekommst, rutscht eine eben auch mal durch. Wir haben es nicht mehr geschafft, Struktur in unser Spiel zu bekommen. Tobias Jänicke war nach der Pause defensiv gebunden und konnte dann auch keine Entlastungsaktionen mehr bringen", sagte Koschinat.
Am Ende machte sich wohl auch die angespannte Personalsituation bemerkbar. Sebastian Jacob hat noch keine Power für 90 Minuten auf hohem Niveau, Top-Scorer Gouras musste bereits nach einer Stunde runter, weil er zuvor erkältet war. Gerade in der Mittelfeldzentrale fehlte ein ruhender Pol, der die jungen Luca Kerber und Groiß entlastet. Die Kontermöglichkeiten, die der FCS jedenfalls reihenweise hatte, verpufften ins Nichts. „Wir hatten eine Phase, in der ich das Gefühl bekam, dass wir das dritte Tor machen können. Aber wir haben beim letzten Pass reihenweise die falsche Entscheidung getroffen. Am Ende musst du dann froh sein, dass du die Nummer hier nicht verlierst", sagte Koschinat. Mit 16 Punkten aus zehn Spielen ist der FCS immer noch in Schlagdistanz zur Spitze. Der Kader ist auch in seiner derzeit äußerst dezimierten Form absolut konkurrenzfähig. Zudem scheint die Formkurve von Angreifer Grimaldi von Woche zu Woche nach oben zu gehen. Julian Günther-Schmidt, Robin Scheu und Tim Korzuschek sind nach der Länderspielpause sicher wieder dabei, eventuell reicht es schon für einen Kurzeinsatz gegen Eintracht Braunschweig. Mehr als 7.000 Zuschauer werden bei Flutlichtatmosphäre für ein Spektakel sorgen. Welchen Faktor das Publikum derzeit spielt, war auch in Meppen spürbar: „Die Leute sind eben ausgehungert und stehen bedingungslos hinter ihren Mannschaften. In Meppen ist es ohnehin eine ganz besondere Stimmung. Die Fans sind dankbar für jeden gewonnenen Zweikampf", sagte Koschinat bereits vor dem Spiel. Nach dem Spiel sah er sich in seiner Einschätzung bestätigt: „Unter dem Strich ist jeder Punkt, den du in dieser leistungsdichten Liga auswärts holst, ein gewonnener Punkt. Die Mannschaften sind unheimlich eng beieinander. Dennoch hättest du heute mit einem Sieg natürlich für ein Ausrufezeichen setzen können. Aber wir haben eben gesehen, dass wir noch nicht in der Lage sind, 90 Minuten höchstes Niveau zu spielen."
Rückkehr der Fans verändert das Spiel
Außenverteidiger Ernst, der die Liga aus dem „Effeff" kennt, sieht die Sache ähnlich: „In Meppen bei dem Publikum etwas mitzunehmen, ist unter dem Strich okay. Hier kann jede Mannschaft Probleme bekommen. Aber natürlich fühlt es sich im ersten Moment nicht gut an. Aber wir können uns die Punkte ja schon am Freitag zurückholen." Übrigens: Der Ausgleich war das erste Saisongegentor nach der Pause