Eintracht Braunschweig hat als Absteiger aus der Zweiten Liga mit einem Umbruch zu kämpfen. Der Kader hat aber einiges an Qualität zu bieten. Am Freitag ist der BTSV im Ludwigspark zu Gast.
Die vergangene Zweitligasaison endete mit einem unnötigen Abstieg. Und auch der Start in die 3. Liga ist nicht einfach. Das frühe Aus im Landespokal beim Viertligisten Hildesheim verhagelte die Stimmung enorm.
Sportliche Lage
Eintracht Braunschweig blickt auf turbulente zehn Jahre zurück. Nach dem überragenden Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2013 stieg die Eintracht direkt als 18. wieder ab. Die folgenden vier Jahre in der Zweiten Liga gleichen einer Achterbahnfahrt. Nach zwei Jahren der Konsolidierung wurde der Aufstieg in die Bundesliga in der Relegation verpasst, ein Jahr darauf dann die Katastrophe: Der Abstieg in die 3. Liga. Im ersten Jahr entkamen die Braunschweiger knapp dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Im Jahr darauf ging es aber wieder nach oben. Doch der dann folgende Abstieg der Braunschweiger gehört zur Kategorie der unnötigen Betriebsunfälle, denn eigentlich war der BTSV im Vorjahr immer drin im Abstiegskampf und erspielte sich teilweise gute Ausgangspositionen. Doch am Ende war der Lack ab, und Endspurt-Eskapaden rund um das Team ließen die Eintracht auseinanderbrechen – es wirkte zum Schluss dann irgendwie doch chancenlos. Ein Horror, wie ihn der BTSV nach dem letzten Absturz in der Saison 2018/19 erlebte, ist trotz des direkten Wiederabstiegs allerdings nicht zu erwarten. Die Mannschaft und vor allem der Verein scheinen gefestigt, zudem wurde aus den damaligen Fehlern gelernt. Bisher scheint es so, als würde die Eintracht nichts mit dem Abstieg zu tun haben, die Perspektive soll aber nach oben gehen. Bis zum Winter soll der Kontakt zu den Spitzenplätzen gehalten werden.
Die Transfers
Viele Zweitliga-Neuzugänge des Vorjahres blieben dem BTSV nicht erhalten. Leistungsträger wie Felix Kroos, Dominik Wydra, Fabio Kaufmann, Yassin Ben Balla oder auch Oumar Diakhite verabschiedeten sich direkt nach einem Jahr. Auf der anderen Seite konnte Sportvorstand Peter Vollmann diese Lücken auch wieder mit Zweitliga-Spielern füllen – etwa durch Benjamin Girth (Holstein Kiel) oder Robin Krauße (FC Ingolstadt). Hinzukommt ein auffällig einseitiger Austausch mit Osnabrück, holte Braunschweig mit Luc Ihorst, Maurice Multhaup und Bryan Henning doch gleich drei Akteure vom Rivalen. Ausnahmekönner wie Martin Kobylanski oder Brian Behrendt blieben zudem erhalten.
Der Trainer
Michael Schiele stand von 2017 bis 2020 bei den Würzburger Kickers an der Seitenlinie, die er innerhalb von zweieinhalb Jahren im Sommer 2020 in die 2. Bundesliga führte. Seine Trainerlaufbahn begann der 43-Jährige im Juli 2010 beim VfR Aalen als Chef-Scout und Co-Trainer von Ralph Hasenhüttl (aktuell FC Southampton), anschließend war er zwischen Juli 2015 und November 2016 Assistent von Stefan Ruthenbeck bei der SpVgg Greuther Fürth. Im Frühjahr 2017 erhielt Schiele an der Hennes-Weißweiler-Akademie die Uefa Pro-Lizenz. Zuletzt war der Fußballlehrer von November 2020 bis Februar 2021 Trainer des Zweitligisten SV Sandhausen. Kurios: Schiele stabilisierte die Würzburger Kickers, stieg am Ende sogar auf, musste in der Zweiten Liga aber bereits nach dem zweiten Spieltag gehen. Auch beim SV Sandhausen nahm er nicht bis zum Ende der Saison Platz. Mit Eintracht Braunschweig soll es nun über einen längeren Zeitraum funktionieren.
Die bisherige Saison
Der Start in die Saison ließ die Fans gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Auf ein 0:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern folgte im ersten Heimspiel der Saison eine 0:4 Niederlage gegen den Aufsteiger Viktoria Berlin. Mit andauernder Saison wurde aber klar: Das sollte einigen Mannschaften gegen die Viktoria so gehen. In der ersten DFB-Pokalrunde mussten sich die „Löwen" dem Hamburger SV mit 1:2 geschlagen geben. Am dritten Spieltag gab es dann den ersten Sieg, und es war der Auftakt zu einer kleinen Serie. Zuerst wurde in Halle mit 2:0 gewonnen, ehe dann der erste Heimsieg der Saison gegen den FSV Zwickau perfekt gemacht wurde. Danach gab es immer mal wieder Höhen und Tiefen. Im NFV-Pokal war schon im Viertelfinale Schluss: Gegen Hildesheim verloren die Braunschweiger im Elfmeterschießen. Eine absolute Blamage, die für mächtig Ärger sorgte. Auch wenn der Kontakt zur Spitzengruppe da ist, kommt dem Auftritt beim 1. FC Saarbrücken richtungsweisende Bedeutung zu.
Players-to-Watch
Zu den Lichtblicken im Team gehört Flügelspieler Maurice Multhaup. Der 24-Jährige war derjenige, der in zähen Spielen wie gegen Duisburg für wenige erhellende Momente sorgte. „Wenn er in den entscheidenden Momenten noch besser wird, ist er noch schwerer aufzuhalten", sagte Schiele. Gemeint waren damit Aktionen im und um den Strafraum. Da gab es bei ihm auch Schattenseiten. Multhaup wird noch zu oft in letzter Sekunde gestoppt, weil er sich den Ball zu weit vorlegt, zu überhastet oder zu spät den Abschluss sucht und den besser postierten Mitspieler übersieht.
Eine Bank ist Torwart Jasmin Fejzic. Der Rückkehrer weist unter allen Spielern den besten Notenschnitt auf. Neben diesen beiden ist auch Robin Krauße zu nennen. Im Zentrum fungiert er als Dreh- und Angelpunkt. Martin Kobylanski, eigentlich einer der Unterschiedsspieler der Eintracht, spielte in dieser Saison bisher noch keine Rolle. Bislang stand er nur am ersten Spieltag in der Startelf. Grundsätzlich hat der offensive Mittelfeldspieler aber die Klasse, in der 3. Liga den Unterschied zu machen: „Er wird noch wichtig werden", sagt Schiele. Bryan Henning, der verletzungsbedingt ausfiel, ist nun auch wieder eine gefährliche Option in der Offensive. Luc Ihorst und Benjamin Girth sind ebenfalls nach ihren Verletzungen wieder zurück.