Miroslav Klose ging als Spieler einen ungewöhnlichen Weg und tut es als Trainer auch. Nach seiner überstandenen Thrombose-Erkrankung sieht er sich bereit für einen Cheftrainer-Posten. Wo, lässt er offen.
Vor Kurzem machte eine Geschichte die Runde, die so gar nicht zu einem Stürmer passt, der die meisten Tore bei Weltmeisterschaften und insgesamt 258 Tore für seine Vereine geschossen hat. „Schießen war für mich richtig schlimm. Ich konnte nicht schießen", sagte Klose im Podcast „Einfach mal Luppen" seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos und dessen Bruder Felix: „Ich habe, glaube ich, ein oder zwei Tore von außerhalb des Sechzehners gemacht. Und das war damals in Kaiserslautern, wo der Torhüter, glaube ich, mit Absicht in die andere Ecke gesprungen ist." Mit 71 Treffern ist Klose Rekordtorjäger des DFB, 2014 gewann er gemeinsam mit Kroos die Weltmeisterschaft in Brasilien. In der Bundesliga stürmte Klose für den 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen und den FC Bayern. Anschließend wechselte er zu Lazio Rom, wo er 2016 seine Karriere beendete. Bei seiner ersten Profistation Kaiserslautern habe sich Klose nach eigener Auskunft „einen Trick einfallen lassen", um dem Torschusstraining weitestgehend auszuweichen: „Den ersten oder zweiten Ball habe ich – damit es nicht so auffällt – übers Tor geschossen. Dann habe ich eine Zeit lang gebraucht, um den Ball zu holen und mich dann wieder hinten anzustellen. Dann habe ich jeden dritten vorgelassen und nochmal den Schuh gebunden. Letztendlich habe ich bei 20 Minuten Torschusstraining dreimal aufs Tor geschossen." Als seine große Stärke galt das Kopfballspiel. „Ich habe gemerkt, dass ich höher springen kann als alle anderen und den Ball immer ordentlich treffe", erklärte Klose. Eine Geschichte, die gar nicht zu dem Spieler passt, der lange viele deutsche Fußballfans begeisterte.
Miroslav Klose flüchtete mit seinen Eltern aus Polen über Frankreich nach Deutschland in die Pfalz. Mit neun Jahren. Ohne Deutschkenntnisse startete er dann eine Reise, mit der selbst er nicht in seinen kühnsten Träumen gerechnet hat. Über die SG Blaubach-Diedelkopf landete er beim FC 08 Homburg, wo er für die Zweite Mannschaft in der Verbandsliga spielte. Zusätzlich arbeitete er auf dem Bau, sein größter Traum war es, seinen Eltern selbst ein eigenes Haus zu bauen. Bei seinem ersten Training mit den Profis des FCH, damals in der 3. Liga, fiel er bei einem Waldlauf dadurch auf, dass er als allerletzter ins Ziel kam. Doch dann zeigte sich der Arbeitseifer, der Klose zu dem Spieler machte, der er Jahre später wurde. Der 1. FC Kaiserslautern wurde aufmerksam, plante ihn für die Zweite Mannschaft ein, relativ schnell wurde er in die Erste Mannschaft hochgezogen und debütierte in der Bundesliga. Dann ging es weiter in die Nationalmannschaft, zu Werder Bremen, zu Bayern München und zu Lazio Rom. 2014 wurde er dann Weltmeister in Rio. Ein Jahr später beendete er seine Karriere. Und hat seitdem einen klaren Plan. Er will ins Trainergeschäft einsteigen.
Auch hier ging Klose Schritt für Schritt vor. Zwar gibt es bei den Trainerscheinen die ein oder andere Abkürzung für ehemalige Nationalspieler, dennoch ging er den Weg, wie er ihn als Spieler ging. Über die A-Lizenz ging es zum Fußballlehrer. Von 2016 an war er als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft aktiv, von 2018 bis 2020 übernahm er die U17 des FC Bayern München als Cheftrainer. Danach rückte er für ein Jahr in das Trainerteam von Hansi Flick zu den Profis. Eine Thrombose-Erkrankung zwang ihn dann zu einer Pause.
Erkrankung überstanden
Die Diagnose Thrombose Mitte Mai hatte Klose damals als „kleinen Schock" bezeichnet. Der frühere Stürmer musste nach seinem Abschied als Co-Trainer beim FC Bayern erst einmal eine Zwangspause einlegen und sagte allen Interessenten – darunter Fortuna Düsseldorf – ab. Inzwischen hat er die Erkrankung überstanden und will ins Trainergeschäft einsteigen. „Es ist alles wieder gut. Ich spüre überhaupt nichts mehr. Schon seit anderthalb Monaten kann ich wieder alles machen: Fußball, Tennis, Laufen. Die Ärzte haben grünes Licht gegeben", sagt Klose gegenüber dem „Kicker". Er sei „komplett" wieder ergestellt, um in den Fußball zurückzukehren: „Ich war noch einmal bei zwei unabhängigen Spezialisten. Es ist alles top, und es kann endlich losgehen."
Sein Weg als Spieler führte ihn auf der Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben, nun will Klose zeigen, dass es auch als Trainer stetig bergauf geht: „Mir ist das wichtig, was mir als Spieler schon wichtig war: Ich war ein Teamplayer. Und deshalb werde ich auch als Trainer einer sein. Ich bin als Spieler die Leiter Sprosse für Sprosse von ganz unten nach ganz oben gegangen, und so will ich es auch als Trainer angehen." An Angeboten wird es dabei nicht fehlen. „Das ein oder andere kommt schon langsam rein jetzt", sagte der 43-Jährige weiterhin im angesprochenen Podcast: „Ich muss für mich ein gutes Gefühl haben bei den ganzen Gesprächen. Das ist das Wichtigste. Dann werde ich früher oder später auftauchen, da bin ich guter Dinge. Die Gesundheit stand in den letzten Monaten über allem: „Für mich war das Wichtigste, erstmal gesund zu werden, das war die Priorität. Ich kann nur mit voller Überzeugung die Sachen vormachen, wie man Bälle spielt, wie man flankt, wie ich bestimmte Sachen, Laufwege haben will", sagte Klose. „Das will man den Jungs selbst noch zeigen. Wenn ich da nicht mitspielen kann, dann bringt das auch nichts."
Da Stefan Kuntz jetzt zum türkischen Verband abgewandert ist, sucht der DFB eine Lösung für die U21-Nationalmannschaft – und für Klose könnte es ganz schnell gehen. „So viel Zeit haben wir nicht", sagte DFB-Manager Bierhoff am Rande des 25-Jahr-Treffens der deutschen Europameister von 1996 im Europapark in Rust. Bereits zu den Qualifikationsspielen Anfang Oktober soll der neue U21-Coach auf der Trainerbank sitzen. Eine Interimslösung soll es nicht sein, sondern eher eine Dauerlösung. Diese muss nicht unbedingt aus dem DFB heraus kommen, auch eine externe Lösung sei möglich. Auf Nachfrage schloss er dabei Miroslav Klose nicht aus. Darüber hinaus kündigte Bierhoff an, dass Hansi Flick ein Mitspracherecht bei der Besetzung habe. „Du wirst es nicht gegen Hansi durchsetzen, auf keinen Fall", sagte der 53-Jährige. Dass Hansi Flick sich gegen Miroslav Klose aussprechen würde, ist jedoch völlig unmöglich.
Wenig Interesse an U21-Job
Klose hingegen kommunizierte vor kurzer Zeit, „täglich" mit einer Mannschaft auf dem Platz arbeiten zu wollen, um „seine DNA" mitgeben zu können. Auf eine Mannschaft eines Verbandes trifft das nicht zu. Diese Trainer haben oft nur wenige Wochen innerhalb eines Fußballjahres mit der Mannschaft, größtenteils tingeln sie durch Stadien und beobachten Spieler. Aufgrund Kloses Aussagen scheint es daher als unwahrscheinlich, dass er bei einer Verbandsmannschaft als Erstes aufschlägt. Zudem würden innerhalb des DFB die Aufstiegsmöglichkeiten fehlen. Hansi Flicks Engagement ist auf Jahre ausgelegt. Wahrscheinlicher ist, dass Klose in der Ersten oder auch Zweiten Liga aufschlägt, um seine Erfahrungen zu sammeln.
„Ich bin dabei, eine fünfjährige Ausbildungsphase zu beenden, während der ich das Glück hatte, mit Joachim Löw im Nationalteam und mit der Jugendmannschaft des FC Bayern Erfahrungen zu sammeln. Ich will einen Schritt nach dem anderen machen, wie ich es als Spieler getan habe", sagte Klose kürzlich. Auch das deutet darauf hin, dass er nicht gleich beim größten Verband anheuern wird, sondern eher Schritt für Schritt nach oben klettern will. Klose absolvierte zudem ein Praktikum beim AC Mailand, seine guten Kontakte nach Italien spielten dabei sicherlich eine Rolle. Es ist davon auszugehen, dass Klose in naher Zukunft bei einer Vereinsmannschaft aufschlagen wird, der Posten als Chef der U21 würde nicht zu seinen vorgegebenen Zielen passen. Klose war immer jemand, auf dessen Wort Verlass ist. Wird der ehemalige Top-Stürmer einen ähnlichen Weg gehen, wie er ihn als Spieler gegangen ist, wird es Schritt für Schritt nach oben gehen.