Die Deutsch-Französisch-Polnischen Kulturtage – organisiert vom Verein „Begegnungen auf der Grenze“ – finden vom 3. November bis zum 10. Dezember statt. Ein Programmausblick.
Deutschland, Frankreich und Polen engagieren sich gemeinsam für Europa: Von diesem Leitgedanken ist sowohl das „Weimarer Dreieck“ geprägt als auch das Engagement des saarländischen Vereins „Begegnungen auf der Grenze“. Ersteres ist ein politisches Forum, das vor 30 Jahren ins Leben gerufen wurde, um den europäischen Integrationsprozess zu fördern. Der Verein „Begegnungen auf der Grenze“ führt dies seit 25 Jahren auf kultureller Ebene fort.
Mitbegründer Hans Bollinger erinnert sich an die Anfänge: „Der damalige Landrat Clemens Lindemann schlug Anfang 1996 vor, Kulturveranstaltungen im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim zu organisieren.“ Kurz nach der erfolgreichen Umsetzung wurde der gemeinnützige Verein gegründet. Der länderübergreifende Gedanke spiegelte sich bereits damals im Namen wider: „Begegnungen auf der Grenze / Rencontres à la frontière“. Noch im selben Jahr kam die polnische Erweiterung „Spotkania na granicy“ hinzu. „Die Idee, das Programm trinational auszurichten, hatten wir im Sommer 1996 auf einer Reise nach Polen, als wir mit den Mitgliedern des Jazz Band Ball Orchestra in einem Krakauer Club zusammentrafen“, erzählt Hans Bollinger und berichtet von den Highlights der vergangenen Jahre, unter anderem Konzerte mit Hannes Wader, Georges Moustaki, Klaus Hoffmann oder Konstantin Wecker. Der ehemalige Rektor der Gersheimer Gesamtschule und Geschäftsführer von Spohns Haus, dem Ökologischen Schullandheim, ist heute als Autor tätig, und engagiert sich nach wie vor mit großer Leidenschaft für das Kulturprojekt.
Ein trinationales Programm
Der Verein organisierte in den vergangenen Jahren auch Literatur-Symposien, die mit hochkarätiger Besetzung beeindruckten. Hierzulande wenig bekannt war allerdings der Name der polnischen Autorin Olga Tokarczuk, die vor 16 Jahren auf Einladung von „Begegnungen auf der Grenze“ erstmals zu Gast im Saarland war. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Auch im Jubiläumsjahr ist sie dabei: Am 9. Dezember liest sie im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks aus „Die Grünen Kinder“. Ihr aktuelles Werk enthält zehn bizarre Erzählungen, die zu gedanklichen Raumzeitreisen einladen.
Zum wiederholten Mal mit von der Partie ist der polnische Holzschnitzer Eugenius Zegado. Seine Skulpturen, die von seinem eigenen, zeitgenössisch naiven Stil geprägt sind, sind vom 7. November bis zum 5. Dezember im Gut Königsbruch in Homburg-Bruchhof zu sehen. Die Vernissage wird vom bekannten Pianisten Robert Leonardy begleitet. Zur Finissage singt der polnische Studentenchor aus Rzeszów.
Der Name Bollinger ist im diesjährigen Veranstaltungsprogramm mehrmals zu lesen. Zum einen wird Festivalleiter Hans Bollinger, der Mitbegründer der saarländischen Musikgruppe Espe, zusammen mit anderen Musikern im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung das Lied „Die Gedanken sind frei“ erstmals in Deutsch, Französisch und Polnisch vortragen. Sein Sohn, Daniel Bollinger, Solo-Klarinettist der Badischen Staatskapelle, ist sowohl bei den beiden Kirchenkonzerten „Orgel, Flöte, Klarinette“ am 27. November in der Schlosskirche in Blieskastel und 28. November in der Abtei Tholey zu erleben, als auch beim Kammerkonzert am 12. November im Gut Königsbruch. Die beteiligten Musiker sind auf nationalen und internationalen Bühne erfolgreich und zum Teil mehrfach preisgekrönt.
Deutsche und polnische Weihnachtslieder präsentieren der Chor der Universität Rzeszów und der Landesjugendchor Saar bei freiem Eintritt unter dem Titel „In dulci jubilo“ am 3. Dezember in der Evangelischen Kirche Saarlouis und am 4. Dezember in der Christuskirche Mimbach.
Ein außergewöhnliches Erlebnis verspricht das trinationale Konzert, das am 10. Dezember im Forum Landratsamt Homburg stattfindet: Klezmer-Traditionals von Helmut Eisel & JEM, Chansons von Marcel Adam und Lieder polnischer Bergvölker der polnischen Folkgruppe Karcmarze werden zu einem Abend der musikalischen Begegnungen zwischen den Kulturen.
Hochkarätige Konzertereignisse
Das 30. Jubiläum des Weimarer Dreiecks ist Thema einer Gesprächsrunde mit Vertretern aus Frankreich, Polen und Deutschland am 25. November im Gut Königsbruch. Auf dem Podium ist auch Dr. Theophil Gallo, Landrat des Saarpfalz-Kreises und 1. Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar. Er erinnere sich an ein Vierteljahrhundert „Begegnungen auf der Grenze“ mit unvergesslichen Konzerten, Tanztheatern und Lesungen, zu denen im Lauf der Zeit auch viele Politiker aus den drei Ländern kamen, was zum Dialog beigetragen hat, schreibt er in seinem Grußwort im Programm-Flyer.
Neben dem Saarpfalz-Kreis zählen unter anderem auch das Saarland, die Stiftung Europäische Kultur und Bildung und die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit zu den Sponsoren der Deutsch-Französisch-Polnischen Kulturtage. Schirmherr ist traditionell der Ministerpräsident des Saarlandes. Tobias Hans lobt in seinem Grußwort die Initiatoren, die in den vergangenen 25 Jahren „kulturübergreifend und identitätsstiftend einiges bewegt haben“.
Es ist eine überraschend kleine Gruppe, die sich mit viel Herzblut für das Projekt engagiert. Neben dem Vorsitzenden Hans Bollinger bilden der stellvertretende Vorsitzende Dr. Gerd Schwiersch, Schriftführerin Gaby Schwartz, Kassierer Jerzy Wegrzynowski und die Beisitzer Manfred Schwartz und Silvia Dappers den Vorstand. Gemeinsam wollen sie sich auch in den nächsten Jahren für die Völkerverständigung engagieren.