Vor der Saison war 1860 München der Aufstiegsfavorit Nummer eins. Nach fast einem Drittel der Saison konnte die Mannschaft von Michael Köllner den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden. Jetzt geht es gegen den 1. FC Saarbrücken.
Vor vier Jahren ging es von der 2. Bundesliga zwangsweise direkt in die Regionalliga Bayern runter, in der letzten Saison verpasste 1860 München die Zweitliga-Rückkehr erst am 38. Spieltag. Dazwischen gab es schon einmal ein emotionales Aufeinandertreffen zwischen 1860 München und dem 1. FC Saarbrücken. In der Aufstiegsrelegation zum Aufstieg in die 3. Liga setzten sich die Löwen damals gegen den FCS durch und machten ein Jahr früher als die Blau-Schwarzen den Aufstieg perfekt. Es waren zwei Aufstiegsspiele, die dramatischer nicht hätten sein können. Auch deshalb verbindet beide Vereine seitdem durchaus etwas. In der vergangenen Saison gab es für die Löwen nichts zu holen. Sowohl zu Hause als auch auswärts gewann der FCS seine Partien.
Sportliche Lage
Als kleine Wiedergutmachung für die Enttäuschung aus der Relegation. Die Löwen sind seitdem zu einer echten Spitzenmannschaft gereift und gingen mit dem klaren Ziel in die aktuelle Saison, ein deutliches Wörtchen um den Aufstieg mitzureden. „Wir hoffen, dass wir 18 Mannschaften hinter uns lassen können“, gab Cheftrainer Michael Köllner bereits als Marschroute vor, was mit einer Entwicklung von Platz 12 (18/19) auf Rang 4 (20/21) unterstrichen wird. Doch bisher konnte wenig untermauert werden. Ganze 15 Trainer stimmten für die Münchner als Favoriten auf die Meisterschaft, gerecht werden konnten sie dem noch nicht. Vor genau einem Jahr grüßte der TSV 1860 von der Tabellenspitze in der 3. Liga – nach einem 4:1 über den VfB Lübeck. Dass der Fußball teilweise schnelllebig ist, beweist der Blick auf die aktuelle Tabelle – Platz 13. Nur ein Pünktchen Vorsprung auf die Abstiegszone. Im Pokal mühten sie sich mit einem 3:2 Sieg in Buchbach in die nächste Runde. Allgemein hat es der Oktober für die Löwen in sich. Mannheim, Saarbrücken, Schalke 04 im DFB-Pokal und dann die derzeit punktgleichen Freiburger Aufsteiger. 1860 München hatte eine eingespielte Mannschaft, diese wurde punktuell verstärkt, der Teamgeist ist enorm – und dennoch greifen die Rädchen noch nicht ineinander. Der Fan-Blog „dieblaue24“ bringt es auf den Punkt: Wird es ein goldener oder grauer Oktober?
Transfers
Große Fluktuationen gab es im Kader der Löwen nicht. Drei U23-Spieler hat 1860 freiwillig abgegeben, dazu wurde der Vertrag mit Innenverteidiger Dennis Erdmann nicht verlängert, der aber seinen Stammplatz frühzeitig verloren hatte. Der mittlerweile beim 1. FC Saarbrücken spielende Innenverteidiger ist nach der Rassismus-Affäre gegen seinen alten Arbeitgeber wieder spielberechtigt. Leistungsträger verloren die Löwen dagegen nicht, stattdessen haben sie sich namhaft mit Yannick Deichmann (VfB Lübeck), Marcel Bär (Eintracht Braunschweig) und Kevin Goden (1. FC Nürnberg) verstärken können. Zudem gelang es den Münchnern, den umworbenen Dennis Dressel zu halten.
Bisherige Saison
Nach einer überzeugenden Vorbereitung wurde auch das erste Saisonspiel gegen die Würzburger Kickers mit 1:0 gewonnen. Immerhin kamen die Kickers noch mit dem Nimbus des Zweitliga-Absteigers an die Grünwalder Straße. Gegen Wehen Wiesbaden, die derzeit im oberen Tabellendrittel stehen, gab es dann ein Unentschieden. Im DFB-Pokal konnte gegen Darmstadt im Elfmeterschießen der Einzug in die nächste Runde klargemacht werden. Wie bereits erwähnt kommt jetzt Schalke 04 nach München. Im Münchner Derby gegen Türkgücü erkämpfte sich die Mannschaft von Michael Köllner dann in Unterzahl einen Punkt. Die erste Niederlage setzte es dann gegen den zu diesem Zeitpunkt strauchelnden 1. FC Kaiserslautern. Am Betzenberg unterlagen die Löwen mit 0:3. Die Antwort folgte dann prompt. Gegen die strauchelnde Kölner Viktoria gab es einen souveränen Sieg. Danach folgten jedoch bis heute sechs Spiele ohne Sieg. Drei Unentschieden in Folge gegen Braunschweig, Meppen und Halle gingen einer Heimniederlage gegen FSV Zwickau voraus. Danach folgten zwei Unentschieden, gegen Vorjahresaufsteiger Verl und Überraschungsaufsteiger Viktoria Berlin. Dementsprechend unzufrieden ist das Umfeld mit der bisherigen Saison. Zu wenige Siege, viel zu viele Unentschieden. Der Oktober kann ein entscheidender Monat für die Löwen werden. Sollten die Ergebnisse nicht stimmen, könnte es ziemlich ungemütlich auf Giesings Höhen werden. Auch für Trainer Köllner.
Players-to-watch
Zwar leidet Angreifer und Führungsspieler Sascha Mölders in dieser Saison unter einer Ladehemmung was das Toreschießen betrifft, nichtsdestotrotz ist und bleibt er einer der gefährlichsten Stürmer der 3. Liga. Trainer Köllner war sogar gezwungen, den Topstürmer auf die Bank zu setzen. Die meisten Spielminuten hat Dennis Dressel auf dem Buckel. Der von vielen Zweitligisten umworbene Mittelfeldspieler ist auch in diesem Jahr Dreh- und Angelpunkt des Münchner Spiels. Ein wenig unter dem Radar fliegt Philipp Steinhart, Linksverteidiger und Spieler mit den zweitmeisten Spielminuten. Auf seiner Position ist er sicherlich einer der besten der Liga. Stephan Salger ist auch in diesem Jahr der Chef in der Innenverteidigung, an seiner Seite stand bisher fast immer der 19-jährige Niklas Lang. Stefan Lex, der in einer Talsohle seiner Karriere unterwegs war, ist nun auch wieder auf dem aufsteigenden Ast. Bereits vor der Saison hatte Köllner angedeutet, dass er mehr von seinem erstligaerfahrenen Angreifer erwartet. Lex habe speziell in der Rückrunde „zu viele Möglichkeiten“ vergeben, „um Spiele zu entscheiden“, kritisierte der Trainer: „So ehrlich muss man einfach sein.“ Im Pokalspiel gegen Buchbach ging Lex voran und hatte großen Einfluss auf das Weiterkommen.