Anzüge gehören seit Jahrzehnten zum formellen Business-Look, der sich endlich über eine unerwartete Lockerung freuen darf. Statt Blusen und Hemden finden jetzt Rollkragenpullover und Langarmshirts ihren Platz unter dem Blazer. Eine Neuerung, die etwas mehr Lässigkeit an den Arbeitsplatz zaubern dürfte.
Stars und Sternchen zählen zu den wichtigsten Trendsettern unserer Zeit. Was sie in der Freizeit und auf den roten Teppichen dieser Welt tragen, das will bald schon jeder haben. Neuerdings sind es aber nicht mehr nur die ganz großen Roben, sondern locker fallende Anzüge. Die wirken wie zufällig schnell übergeworfen und haben doch immer noch einen eleganten Touch. Besonders schön zu sehen ist das bei Schauspielerinnen wie Susan Sarandon. Sie trug auf einer Gala einen blauen Zweiteiler mit tailliertem Blazer. Darunter ein schlichtes weißes Shirt mit V-Neck-Ausschnitt. Um dem Look einen weiblichen Touch zu geben, entschied sich die Grande Dame für Pumps und dezenten Goldschmuck. Auch Ex-Spice Girl und Modeschöpferin Victoria Beckham liebt Anzüge. Dabei kombiniert sie wild alle möglichen Facetten und bringt damit stets eine ganz eigene Note in den Look. Mal sind es Skinny-Anzughosen zu Shirts und Blazern. Dann wählt sie einen schlichten Rollkragenpullover über der Hose und lässt den Blazer ganz weg. Dann wieder ersetzt sie ihn durch einen langen Mantel, der aufgeknöpft für die gewisse Lässigkeit sorgt, die Victoria trotz ihrer Liebe zu Business-Outfits immer sucht. Nur angestrengt formell ist nicht ihr Ding, lieber spielt sie mit unterschiedlichen Stoffen, Schnitten und Kombinationen. Typisch Designerin eben! Da machen es sich andere noch einfacher. Rosamund Pike, Kim Kardashian und Pixie Lott kommen nämlich gleich in All-over-Anzugwear auf den roten Teppich. Blazer und Hosen aus Satin und Seide schmiegen sich eng an den Körper, da bleibt kein Raum für Shirts oder Blusen. Stattdessen mutiert der Blazer zum einzigen Oberteil und das lässt verführerisch tief blicken. Ein Style, der sicherlich nichts fürs Büro ist, wohl aber für den großen Auftritt taugt. Auch Anzüge dürfen schließlich sexy sein und sich so von einer ganz neuen Seite präsentieren.
Weiße Shirts als Basisteile
Wer das nachstylen will für die nächste Party oder eine offizielle Veranstaltung, der sollte dabei auf folgende Punkte achten: Zunächst muss der Anzug perfekt sitzen. Marlenehosen sind hier ebenso angesagt wie Skinny-Hosen in Capri- oder Knöchellänge. Unter dem Blazer darf es bei größerer Oberweite ruhig ein BH oder ein Top sein, solange dabei nichts hervorblitzt. Wem das zu nackig ist, der entscheidet sich für ein edles Shirt aus Satin oder Seide. High Heels oder Pumps mit schmalen Riemchen sind wunderschöne Begleiter am Fuß, denn sie unterstreichen das festliche Outfit und betonen die weibliche Seite. Die Frisur darf ruhig „on Point" sein. Strenge Hochsteckfrisuren oder Pferdeschwänze sind eine beliebte Kombination. Wer möchte, der darf das Haar aber auch ruhig offen tragen, dann am besten in weiche Wellen gelegt oder mit gegeltem Mittelscheitel drapiert. Das Make-up soll verführen. Rote Lippen, dunkle Lidstriche oder Smokey Eyes wirken hier besonders schön. An Schmuck passen dezente Stücke in Gold oder Silber ideal zum Anzug. Gerade dann, wenn der aus einem Glitzerstoff besteht, findet er in der Schmuckauswahl die optimale Ergänzung. Den passenden Anzug zum Abend gibt es zum Beispiel über Asos Design, Remain, S.Oliver oder H&M. Besonders beliebt sind helle Nuancen wie Creme und Weiß, für den Winter dürfen es aber auch gedeckte Farben und Muster wie das klassische Karo sein. Wer es richtig kostspielig mag, der wird mit Glück noch bei den aktuellen Kollektionen von Proenza Shouler oder John Galliano fündig. Beide entscheiden sich bewusst für klassische Schnitte und Farben. Eine gute Wahl, denn so bleibt der Anzug ein echter Klassiker, der für sein Geld lange im Kleiderschrank hängen darf. Je schlichter das Design ausfällt, desto eher darf der Zweiteiler nicht nur mit auf die Party, sondern auch gern ein ständiger Begleiter im Büro sein. Echte Designerstücke bestehen aus Seide, Flachs und Baumwolle. Der Mix sorgt für einen guten Sitz. Allerdings ist der Stoff dadurch auch empfindlicher und neigt zu Knitterfalten. Etwas herber in der Haptik und dadurch sehr viel unempfindlicher sind Materialien wie Cord, Baumwolle oder Jeansstoff. Ein weiterer Vorteil hierbei ist die Robustheit dieser Alternativen. Darin muss auch bei kälteren Temperaturen niemand frieren. Neben Shirts darf es dann ruhig ein dicker Pullover sein, der die Arme wärmt. Passt der Blazer nicht mehr obendrüber, weil er slim-fit geschnitten ist, so macht das nichts. Dann wird er einfach weggelassen und ein schicker Wollmantel nimmt seinen Platz ein. So locker kann formell sein!
Facettenreiche Business-Looks
Das gilt auch für die Männermode, denn hier stehen die Anzugtrends denen der Damen in nichts nach. Einer, der seine Anzüge zu schätzen weiß, ist Schauspieler Robert Pattinson. Er ist ein großer Fan von Dior und trägt deshalb ausgesprochen viele Modelle des Modehauses. Doch er weiß, wie er den Stücken eine ganz eigene Note verleiht. So zeigte er sich beispielsweise bei den Filmfestspielen in Cannes in einem navyfarbenen Baumwollanzug unter dem er mutig ein graues Hemd und ein weißes Shirt kombinierte. Lagen-Look der besonderen Art, denn beides durfte gern herausschauen und demonstrieren, wie entspannt ein Anzug daherkommen kann. Mit einer Ausnahme. Alle Lieblingsstücke des 35-Jährigen sind stets frisch gebügelt. So viel Ordnung muss sein, in all dem gekonnten Smart-Casual-Look. Ein echter Renner ist der Pattinson-Style natürlich nicht nur auf den großen Events, sondern auch auf den roten Teppichen. Hugo Boss, Prada und Salvatore Ferragamo sind einige der bekannten Namen in diesem Segment. Hier fühlt man sich dem Anzug nahezu verpflichtet. Wenn auch mit einem Twist. Neben Baumwolle und Seide setzt Salvatore Ferragamo auf Leder. Und das bleibt nicht etwa schlicht schwarz, sondern stattdessen karminrot. Ansonsten sind Ozeanblau, Senfgelb und Cognac echte Farbfavoriten für die kalte Saison. Die Schnitte variieren zwischen slim-fit und casual-fit. Es empfiehlt sich, zumindest für den ersten Anzug einen Herrenschneider oder ein Fachgeschäft aufzusuchen, um sich das gute Stück im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib schneidern zu lassen. Nichts ist schlimmer als ein Modell, das seinen Träger einfach nicht angemessen kleidet. Möchte der allerdings auf etwas Individualität unter dem Zweiteiler nicht verzichten, dann muss statt biederem Hemd und Krawatte dringend ein Shirt her. Sogar freche Statement-Sprüche sind erlaubt, solange sie denn gut zu lesen sind und dem Chef nicht unangenehm auffallen. „Einer von uns beiden ist klüger als du" dient bestimmt als praktischer Türöffner zu einem Gespräch und zaubert dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht. Und wenn nicht, dann fühlt Mann sich zumindest wohl im lockeren Oberteil. Etwas dezenter und weniger mutig wäre es zum Beispiel, Shirts mit aufgedruckter Fliege und Hosenträgern zu tragen. Ein Hinweis, dass heute einfach kein Krawatten-Tag ist. Besonders gut lassen sich Shirts mit Nachrichten, Bildern oder schlichte unifarbene Varianten zu Anzügen kombinieren. Sobald diese ein Muster haben ist Vorsicht geboten! Dann muss die Farbe des Oberteils unbedingt dazu harmonieren, sonst wirkt das gesamte Outfit zu unruhig. Im Zweifelsfalle sind weiße Shirts immer eine gute Idee. Wer sich die Zeit nimmt, diese zu bügeln, der spielt in der oberen Liga mit. Ansonsten dürfen die Shirts hervorstechen und einen schönen Kontrast zum Anzug bilden. In diesem Fall muss das Sakko auch mal offenbleiben. An kalten Tagen darf Mann es sogar gegen einen Pullover über der Anzug-Hose und einen warmen Mantel eintauschen.
So facettenreich wie in diesem Jahr war der Winter-Business-Look noch nie. Ein passender Anzug schafft unzählige tolle Kombinationsmöglichkeiten für einfach jeden Anlass und jedes Geschlecht.