Sie sind immer noch sehr jung – und doch bereits sechs Jahre am Start: The Goon Sax, die erfrischendste Pop-Band dieser Tage. Gleich ihr Debüt-Album „Up To Anything" bezauberte 2016 mit Schwung und Finesse gleichermaßen. Eiscreme, Telefonate, Haarschnitte für Zuhause, die erste Liebe (nebst schwitzigen Händen) waren charmante, altersadäquate Themen. Das erinnerte einen selbst daran, dass dies auch einmal die eigenen Herzblut-Themen waren…
All das wurde transportiert von herrlich rumpeligem, süßem, euphorisierendem Indie-Pop, der an die gloriosen, seligen Go-Betweens gemahnte. Das war kein Zufall. Schließlich macht Robert Forsters Sohn Louis exakt ein Drittel dieses hochtalentierten Trios aus. Louis Forster singt, spielt Bass, Gitarre und Keyboard, gleiches trägt James Harrison zu The Goon Sax bei. Das Schlagzeug wird von Riley Jones bearbeitet. Kaum ein Album rotierte in jenem Jahrgang häufiger im Player als „Up To Anything". Nicht anders erging es zwei Jahre später „We’re Not Talking". Wohl wurde darauf vorsichtig neues Terrain ertastet, die Go-Betweens blieben als Inspiration aber omnipräsent. Natürlich sehr zum Vergnügen des affinen Hörers. Drei Jahre später überzeugt nun aber auch die offenkundige Emanzipation der Mittzwanziger aus Brisbane/Australien restlos. Die Songs von „Mirror II" haben Muskelkraft, Lust an Vielfalt und auch Selbstbewusstsein draufgepackt. Zudem gibt es weitere Vorbilder: Velvet Underground, Yo La Tengo, Pavement, Eighties-Disco, Neuseeland-Pop à la The Chills…
Daraus bastelt das Trio eine wahrhaft schillernde Fundgrube. Was geblieben ist, ist die Lust am Tempo-Wechsel, der schräge Charme, die spürbare Gleichberechtigung der Akteure. Hier spielen Freunde. „In The Stone" und „Psychic" eröffnen den feinen Reigen mit dunkel-dräuendem, sendungsbewusstem Vorwärtsdrang. „Desire" ist mit seinen magischen Orgel-Schlieren und Gesang von Riley ein weiterer Höhepunkt. „The Chance" fasziniert als Begegnung von The Jesus & Mary Chain mit Jonathan Richman. Groß!