Wie verzweifelt muss jemand sein, um seine komplette Identität aufzugeben?
Arbeit, Freunde, Wohnort, Kleidung, Aussehen. Claire sieht keinen anderen Ausweg mehr.
Ohne lange zu überlegen, nimmt sie die ungeahnte Gelegenheit wahr und tauscht mit einer fremden Frau am Flughafen Ticket und Handtasche. Sie hat keine Ahnung, wer Eva ist, deren Identität sie annehmen will.
Schließlich landet Claire in Evas Haus. Von der Geschichte, die Eva ihr erzählt hat, scheint nichts zu stimmen. Wer ist diese Frau? Warum hat sie die Flucht angetreten?
Während Claire versucht, in dem kleinen Ort Fuß zu fassen, wird ihr immer mulmiger zumute. Mit allen Mitteln wird sie von ihrem Ehemann, einem bekannten Politiker, gesucht. Dazu von den Unbekannten, die Eva auf den Fersen sind. Derart in die Enge getrieben, macht sich Claire keine Illusionen mehr. Sie tritt die Flucht nach vorn an und bereitet sich darauf vor, die Wahrheit über ihren gewalttätigen Mann ans Licht zu bringen.
Autorin Julie Clark entwickelt überzeugend die Geschichten zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch haben sie Vieles gemeinsam. Beide führen schon lange kein eigenes Leben mehr, entfernen sich immer mehr von ihrem eigenen Ich. Während Claire vor ihrem Ausbruch ein Leben als öffentliche Persönlichkeit führt, ist Eva es gewohnt, sich zu verstecken und auf der Hut zu sein, ständig in Angst, verhaftet oder wegen eines Fehlers ermordet zu werden. Um sich aus den Lügen und der Bedrängnis ihrer Lebenssituation zu befreien, treten beide den Kampf an und kehren ihrem alten Leben bedingungslos den Rücken.
Julie Clark hat mit „Der Tausch" einen bemerkenswerten Psychothriller geschrieben. Der Autorin gelingt es meisterhaft, die Spannung bis zum Schluss zu steigern. Was mit Eva nach dem Tickettausch geschieht, bleibt unklar. Von ihr verläuft sich jede Spur. Überraschende Wendungen sorgen bei Claires Flucht ständig für bange Zweifel, ob nicht jedes Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist.