Der 1. FC Kaiserslautern hat seine starke Derby-Bilanz weiter ausgebaut. Im Saar-Pfalz-Duell beim 1. FC Saarbrücken gewannen die Lautrer hochverdient mit 2:0.
Es war ein Bild mit Symbolcharakter. Kaum hatte der Schiedsrichter die Partie in der 3. Liga abgepfiffen, stürmte FCK-Trainer Marco Antwerpen wie von der Tarantel gestochen auf das Spielfeld und ließ sich von den mitgereisten Fans feiern. Seinem Team genügte eine höchst durchschnittliche Leistung gegen die Gastgeber, die einen rabenschwarzen Tag erwischten. „Wir freuen uns jetzt auf eine schöne Stunde Busfahrt", gab der Coach bei „MagentaSport" zu Protokoll, „und mal schauen, wie wir aus dem Bus rauskommen."
Große Probleme gegen biedere und mutlose Saarländer hatte der FCK dabei nicht. Lediglich in der Schlussphase hätte der FCS zurückkommen können. „Wir waren 80 Minuten die bessere Mannschaft. Danach wurde es wild, weil Saarbrücken alles nach vorne geworfen hat. Aber wir haben auch noch einen Torwart, der etwas hält", sagte Antwerpen und fügte hinzu: „Wir haben im Vorfeld gesagt, dass das eine extrem wichtige Partie für uns ist. Wir waren sehr gut vorbereitet und wussten, was wir spielen wollen. Wir haben hier sehr, sehr verdient gewonnen." Das Derby wurde nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der Bank gewonnen. „Wir haben Saarbrücken analysiert und wussten, dass wir eigentlich nur den langen Ball auf Grimaldi verteidigen müssen. Das ist uns gut gelungen", sagte der Trainer.
Überglücklich war Boris Tomiak, der die Pfälzer nach 36 Minuten in Führung brachte. Für den Innenverteidiger war es schon der dritte Saisontreffer. Wieder fiel er nach einer Standardsituation. „Wir haben hochverdient gewonnen. Wir wollten wieder gut verteidigen, um jeden Ball kämpfen und dann unsere Chancen nutzen. Das haben wir umgesetzt. Für den ganzen Verein war es ein sehr wichtiger Sieg, aber auch für die Moral und die Tabelle", sagte Tomiak. Und auch der zweite Torschütze, der eingewechselte Kenny Redondo konnte sein Glück kaum fassen. „Was Geileres gibt’s nicht! Nach meinem Tor bin ich extra nochmal abgedreht, um direkt vor der Kurve zu jubeln. Auch nach dem Spiel war es einfach ein sehr schönes Gefühl, mit den Fans zu feiern."
Kauczinski übernimmt kommenden Gegner
Geradezu euphorisch kommentierte ein Saarländer in Diensten des FCK das Geschehen. „Es ist ein geiles Gefühl. Dafür spielt man Fußball. Ich würde sagen, dass wir Saarbrücken klar dominiert und nichts zugelassen haben und daher hochverdient gewonnen haben. So soll das sein, und so gewinnst du Spiele in dieser Liga. Für die ganze Stadt und die Region war das heute extrem wichtig. Heute genießen wir das, aber es waren auch nur drei Punkte. Wir müssen jetzt weitermachen", sagte Hendrick Zuck, der mit FCS-Kapitän Manuel Zeitz aufgewachsen ist und für seinen Jugendfreund eine aufmunternde Geste übrig hatte.
Der FCK konnte also mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen. Die Ergebnis-Talsohle mit dem 1:1 in Duisburg und der bitteren Heimniederlage gegen die Würzburger Kickers ist durchschritten. „Wir haben heute von Anfang an die Spielkontrolle übernommen. Wie immer hätten wir die Chancen noch etwas besser ausspielen müssen, heute haben wir aber das 2:0 gemacht. Aber im Endeffekt sind wir der Derbysieger, da gibt’s nicht viel zu meckern. Wir können nun ein wenig durchatmen", sagte Sportchef Thomas Hengen. In der Tabelle zog der FCK damit sogar am 1. FC Saarbrücken vorbei und nahm Tuchfühlung zur Spitzengruppe auf. Mit 22 Zählern steht der viermalige deutsche Meister auf Rang Sechs, punktgleich mit dem Siebten SV Wehen Wiesbaden – gegen den es nach der Länderspielpause auf dem Betzenberg geht.
Dort wurde Trainer Rüdiger Rehm vor einigen Wochen entlassen. Ein Schicksal, das Marco Antwerpen Ende September auch noch zu blühen schien. Es waren turbulente Zeiten, die lange zurückzuliegen scheinen. Erst das 0:0 gegen Mannheim in doppelter Unterzahl und nun der Derby-Sieg beim 1. FC Saarbrücken. Marco Antwerpen ist zum Derbyhelden geworden und genießt in der Pfalz nun erst einmal Ruhe und Rückhalt. Turbulenter geht es derweil in der hessischen Landeshauptstadt zu. Rüdiger Rehm musste seine Koffer packen, weil der Saisonstart in die Hose ging. Der SVWW läuft seinen Ansprüchen hinterher. Markus Kauczinski soll beim SV Wehen Wiesbaden das große Erbe von Langzeittrainer Rehm antreten. Der 51 Jahre alte Coach unterschrieb bei den Hessen einen Vertrag bis 30. Juni 2023, wie der Verein aus der 3. Fußball-Liga am Montag mitteilte. Mike Krannich und Nils Döring, die die Mannschaft zuletzt als Interimstrainer führten, werden dem SVWW als Co-Trainer erhalten bleiben. „Markus Kauczinski ist ein sehr souveräner Trainer, der viel Erfahrung aus der 3. Liga und der 2. Bundesliga mitbringt", sagte Geschäftsführer Nico Schäfer gegenüber der Deutschen Presseagentur. Kauczinski arbeitete in den vergangenen Jahren für den Karlsruher SC, den FC Ingolstadt, den FC St. Pauli und Dynamo Dresden. „Der SVWW ist ein seriös geführter Verein. Die Verantwortlichen haben eine klare Vorstellung hinsichtlich der langfristigen Entwicklung einer Mannschaft", sagte Kauczinski. Er wolle „ein Teil dieser Entwicklung" sein.
Dass ein Trainerwechsel auch in der 3. Liga keine Garantie für Erfolg ist, zeigt das Beispiel von Türkgücü München. Dort musste Petr Ruman nach einer 1:3-Pleite beim 1. FC Saarbrücken gehen. Nachfolger wurde Peter Hyballa. Doch auch bei ihm läuft es nicht. Seine Konsequenz: Medien müssen ihre Fragen vor Pressekonferenzen schriftlich einreichen. Er selbst will dann entscheiden, ob er sie beantwortet. Unterdessen hat auch die Corona-Pandemie die 3. Liga wieder erreicht. Die Partie zwischen den Würzburger Kickers und Eintracht Braunschweig wurde abgesagt. Bei den Gastgebern hatten sich mehrere Spieler infiziert.