Die Region des Dreiländerecks Luxemburg, Frankreich und Deutschland ist ein Lebens- und Kulturraum ohne Trennungslinie. Auf dem 33 Kilometer langen Moselle³-Trail besteht die Möglichkeit, diesen gemeinsamen Lebensraum, seine Menschen und seine Geschichte kennenzulernen.
Vom Perler Bahnhof kommend, passieren wir linker Hand das Hotel-Restaurant „Maimühle", nehmen anschließend die Treppenstufen zur Brücke, welche die saarländische Gemeinde Perl mit dem luxemburgischen Schengen verbindet. Wir halten uns rechts, überqueren die Mosel und betreten in Luxemburg historisches Terrain. Nur wenige Schritte vom Europäischen Dokumentations- und Informationszentrum Centre Européen entfernt, erinnern drei Stahlstelen mit je einem goldenen Stern an die Unterzeichnung des Schengener Abkommens vor mehr als 35 Jahren. Auf dem Fahrgastschiff „Princesse Marie-Astrid" signierten Vertreter Luxemburgs, Belgiens, der Niederlande, Frankreichs und Deutschlands am 14. Juni 1985 das Abkommen, das einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zur europäischen Einigung war: die Abschaffung der innereuropäischen Grenzkontrollen im Personen- und Warenverkehr zwischen den Unterzeichnern. Heute gilt Schengen als Synonym für ein grenzenloses Europa.
Zum 25-jährigen Bestehen der Unterzeichnung wurde im Centre Européen das interaktive „Musée Européen Schengen" eingerichtet. Das Museum zeigt die Entwicklung Europas und viel Wissenswertes und Hintergründe des Schengener Vertrages.
Am Centre Européen, steigen wir einige Treppenstufen nach oben. Linker Hand das Schengener Schloss mit seinem markanten Rundturm, das 1350 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Durch das Tor des Schlossgartens gelangen wir zur Straße „Beim Schlass" (Rue du Château). Am Ende der kleinen Gasse erreichen wir den Europaplatz mit einem Erinnerungsstein zur Linken: „1990 Accord de Schengen, Europa ouni Grenzen, L’europe sans frontières, grenzenloses Europa". Am Europaplatz halten wir uns links. Zunächst steigt der Weg sacht bergan. Während wir die letzten Häuser von Schengen passieren, wird es steiler, die Ausblicke ins Moseltal imposanter.
Wir sind unterwegs im Naturschutzgebiet des Strombergs oberhalb von Schengen. Ein schmaler Pfad windet sich nach oben bis zu einer Aussichtsplattform mit überwältigendem Blick ins Moseltal.
Weiter reicht der Blick über die Mosel bis weit hinters luxemburgische Remerschen, gegenüber die Häuser von Perl, der einzigen Weinbaugemeinde des Saarlandes, weiter rechts das grenzüberschreitende Naturschutzgebiet Hammelsberg, der französische Grenzort Apach, sowie die Orte Belmach, Kitzing und Mandern.
Alte ehemalige Festungsanlage
Bis in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde die Vegetation am Stromberg durch den Abbau von Gips in großen Teilen zerstört. Heute hat sich die Natur das Terrain zurückerobert. Die lederartigen, glänzenden Wedeln der einheimischen Farnart Hirschzunge sind am Waldboden gut auszumachen. Vor allem beim Absteigen über die steilen Treppenstufen sehen wir prächtige Exemplare davon.
Mal wandern wir auf breiten Waldwegen, mal entlang von Rebflächen oberhalb der Mosel, mal auf schmalem Pfad. Zwischen Wiesen und Wald wandern wir mit Blickkontakt zur Mosel weiter. Oben auf dem Stromberg bietet sich ein atemberaubender Blick übers Moseltal: unter uns die steil abfallenden Felsen eines ehemaligen Steinbruchs. In weitem Bogen führt die Mosel um den Stromberg, weit reichen die Ausblicke über Deutschland, Frankreich und Luxemburg.
Auch die dicken Mauern der ehemaligen Festung von Sierck-les-Bains sind gut zu erkennen. Das heutige Erscheinungsbild der Anlage oberhalb des am Moselufer liegenden Ortes ist geprägt durch den Erweiterungsumbau im 17. Jahrhundert. Der bekannte Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban (1633–1707) ließ eine massive Festungsmauer mit Bastionstürmen und Schanzen um die Ruine der Kernburg anlegen, sowie einen Pulverturm, ein Backhaus und den Marstall.
Vom Stromberg geht es bergab. In Contz-les-Bains erreichen wir das Moselufer und wandern über die Moselbrücke nach Sierck-les-Bains. Für wenige Minuten sind wir der Mosel sehr nahe. Dann verlassen wir den Uferbereich, gelangen in die kleinen, engen Gassen von Sierck-les-Bains und stehen wenig später vor den mächtigen Mauern der Festung. Anschließend folgen wir der Beschilderung durch einige Straßen zum alten jüdischen Friedhof.
Wenig später wandern wir im Wald durchs abseits gelegene Montenacher Bachtal. Ein schmaler Pfad windet sich entlang des Baches. Von der ehemaligen Schleifmühle stehen nur noch die Außenmauern. Bergauf verlassen wir das Tal, überqueren später die Straße, die nach Montenach führt und steigen weiter bergan.
Oberhalb des Landgasthofs „Auberge de la Klauss" durchqueren wir den Ort Montenach. Am Ende der Bebauung geht’s bergab zum „Haus der Natur" außerhalb des Ortes. Durch die zahlreich angebotenen Aktivitäten möchten die Betreiber des Naturkundehauses den Besuchern einen neuen, spielerischen und interaktiven Bezug zu Natur und Umwelt näherbringen.
Anschließend verläuft der Weg über steile Waldpassagen und offene Feldlandschaften mal auf schmalem Pfad oder breitem Wald- oder Feldweg. Auf dem Weg Richtung Apach sind im großen Waldgebiet oberhalb des Ortes keine Umweltgeräusche zu hören. Wer Stille sucht, wird sie hier finden.
Um nach Belmach zu gelangen, müssen einige Höhenmeter überwunden werden. Und kaum haben wir den kleinen Ort mit seinem außergewöhnlichen Dorfbrunnen erreicht, geht es nochmals bergan bis zur Friedenskapelle.
Zwischen dem saarländischen Oberperl und dem lothringischen Merschweiler steht zwischen den Feldern die Friedenskapelle. Sie ist als Mahnmal für den Frieden zwischen den europäischen Ländern und von Menschen aus Lothringen und dem Saarland ohne Baugenehmigung erbaut, auf einem Landstreifen, der weder zu Deutschland noch zu Frankreich gehört. Im Inneren der Kapelle heißt es: „Der große Frieden ist jetzt für immer. Wir denken auch hier an alle, die noch kämpfen und leiden für ihre Gesundheit, ihre Arbeit und den Frieden."
Naturschutzgebiet mit vielerlei Arten
Anschließend wandern wir ins „Paradies" für seltene Pflanzen und Tiere.
Der Nordhang und ein Teil des Höhenrückens des Hammelsbergs sind mit Wald bedeckt. Auf den sonnenverwöhnten Kalksteinböden im Südhang gedeihen im über 30 Hektar großen Naturpark 17 wild wachsende Orchideenarten. Im Frühling übersäen Küchenschellen die Wiesen. In den Sommermonaten duftet es in den Wiesen nach wilden Kräutern und Sommerblumen. Dazwischen gaukeln scheinbar unzählige Schmetterlinge. Von den rund 110 im Saarland vorkommenden Tagesschmetterlingen leben im grenzüberschreitenden Naturschutzgebiet am Hammelsberg fast 70 Arten. Vom farbenprächtigen Schwalbenschwanz und vielen Bläulingen bis hin zum weltweit bedrohten Skabiosen-Scheckenfalter. Im Hochsommer bevölkern 20 unterschiedliche Heuschreckenarten die bunten Wiesen. Der wohlklingende Gesang des seltenen Weinhähnchens, einer unscheinbaren Grillenart, ist 50 bis 100 Meter weit zu hören. Wenn man Glück hat, kann man an warmen und trockenen Frühlingstagen sogar die Gottesanbeterin beobachten.
Wir wandern auf schmalem Pfad durch die Wiesen. Rechter Hand erkennen wir bald die steilen Wände des ehemaligen Steinbruchs. Wir befinden uns unmittelbar an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Oberhalb der Weinlage Perler Hasenberg steht ein alter, wuchtiger Grenzstein. Von hier bieten sich bewundernswerte Aussichten übers Moseltal nach Frankreich und Luxemburg. Der 13 Hektar große Perler Hasenberg gehört zum Weinanbaugebiet „Südliche Weinmosel." Mit seinen Muschelkalkböden gehört er zu den besten Lagen der Obermosel. Hier wachsen vor allem die Rebstöcke des Grauburgunders. Bereits beim Wiener Kongress 1815 meldete der damalige Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. im Rahmen der territorialen Verteilungen Ansprüche an die Weinbaulage an.
Nach längerem Abstieg folgt ein längerer Anstieg. An der Schutzhütte, die wir bald erreichen, ein weiterer Traumblick ins Moseltal und weit ins lothringische Becken bis Thionville.
Linker Hand Sierck-les-Bains. Auf der andern Moselseite, unterhalb des Strombergs, erkennen wir am Moselufer Contz-les-Bains. Oben auf dem Berg verläuft die Grenze zwischen Frankreich und Luxemburg. Auf der anderen Seite des Strombergs, ebenfalls direkt am Moselufer, Schengen. Weiter rechts kleine Dörfer an der luxemburgischen Weinstraße.
Weingüter und ein altes Waschhaus
Von der Schutzhütte schlängeln sich Waldpfade nach oben. Nach geraumer Zeit nähern wir uns der B 407. Nach der Straßenüberquerung sind wir im lichtdurchfluteten Buchenwald unterwegs, wenn die Wanderstrecke teilweise an der Hangkante des Waldes verläuft. Wir verlassen den Wald an den Weinbergen, die sich rund um Sehndorf befinden. Die Weinberge durchqueren wir im Zickzackkurs auf teilweise breiten Wiesenwegen.
Am Waldrand passieren wir den ehemaligen Schützenstand am Atzbüsch. In der Gemeinde Perl hat der Westwall bis in die heutige Zeit sichtbare Spuren hinterlassen. Der sogenannte Orscholzriegel als Teil des Westwalls im Dreieck zwischen Saar und Mosel verläuft vom Perler Ortsteil Nennig an der Mosel bis zur Saarschleife bei Orscholz. Er wurde in den Jahren 1939 und 1940 erbaut und umfasste 75 Bunkeranlagen sowie 10,2 Kilometer Panzerhindernisse in Form von Höckerlinien. Nur wenige Schritte entfernt steht die 1952 erbaute Fatimakapelle.
Bevor das Winzerdorf Sehndorf erreicht ist, können wir auf Sinnenbänken Ausblicke ins Moseltal genießen. Anschließend passieren wir einige Weingüter und die Marienkapelle. Unmittelbar am Platz der Nationen sowie dem uralten Waschhaus des Dorfes folgen wir der Beschilderung des Weges nach rechts. Danach wandern wir über geteerte Feldwirtschaftswege aus dem Dorf, passieren Weideflächen und Rebland bevor wir in ein weiteres Waldgebiet eintauchen. Der Weg schlängelt sich auf schmalem Pfad durch den Wald, dann sind wir wieder entlang von ausgedehnten Rebflächen unterwegs, bevor wir Perl erreichen – und den Ausgangspunkt der langen Wandertour.