Probleme im Pflegebereicht gibt es nicht nur seit Corona. Aktuelle Zahlen zur Pflege verdeutlichen die Probleme und verschiedene Institutionen haben konkrete Ideen, was sie deswegen von einer neuen Bundesregierung einfordern.
Es wird immer mehr Pflege benötigt, gleichzeitig ist der Bereich unterfinanziert und in weiten Teilen nicht auf dem aktuellsten Stand. Drei mögliche Ansätze:
GKV-Spitzenverband
Die Stabilisierung der Finanzen der Pflegeversicherung, sozial ausgewogene Eigenanteile und bessere Bedingungen für Pflegekräfte: Die Ampelkoalition sollte es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, hier einen Durchbruch zu erzielen. Die strukturellen Probleme müssen nach 25 Jahren Pflegeversicherung endlich gelöst werden. Nicht zu handeln ist keine Option!
Wir plädieren dafür, dass sich der Bund stärker und dauerhaft an den Ausgaben beteiligt, die nicht zum Kern der Aufgaben einer Pflegeversicherung gehören, etwa den Ausgaben für Rentenbeiträge für pflegende Angehörige. Diese werden im kommenden Jahr über drei Milliarden Euro betragen. Das müsste mit einem verlässlichen Bundeszuschuss gegenfinanziert werden, denn diese Rentenbeiträge sind eine staatliche Sozialleistung. Zu einer nachhaltigen Finanzierung gehört es auch, dass nicht mehr die Pflegebedürftigen den Großteil der Belastung durch einen steigenden Eigenanteil tragen. Ein erster Schritt wäre getan, wenn die Länder endlich ihrer Verpflichtung nachkommen, in die Pflegeinfrastruktur zu investieren. Und ausreichend qualifiziertes und besser bezahltes Personal ist eine Voraussetzung für eine anständige, den Bedürfnissen angepasste Pflege. Dafür wird die Pflegeversicherung in den kommenden Jahren viele neue Milliarden von einer möglichen Ampel-Regierung benötigen. Das Notwendige auch aus dem Steuertopf zu finanzieren, ist so richtig für den Klimaschutz wie für die humane Pflege älterer Menschen.
Leben – Pflege – Digital, Kompetenzzentrum Pflege 4.0
Als Berliner Kompetenzzentrum Pflege 4.0 ist uns die Digitalisierung in der Pflege ein Herzensanliegen. Denn: Digitaltechnik bietet großes Unterstützungs- und Entlastungspotenzial für pflegebedürftige Menschen, pflegende Angehörige und die berufliche Pflege. Die Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie Digitalisierung helfen kann, zum Beispiel trotz Besuchsverbot per Tablet mit Enkeln oder Ärztin reden, und wie ausbaufähig der aktuelle Umsetzungsstand ist, etwa die Ausstattung, der Internetzugang et cetera.
• Digital vernetzte Pflegetechnik kann nur dort eingesetzt werden, wo Internetzugang besteht. Daher ist es auch aus Sicht zeitgemäßer Gesundheitsversorgung dringend geboten, das Netz gerade auch im ländlichen Raum auszubauen.
• Technische Hilfsmittel dürfen nicht nur finanziell Bessergestellten zur Verfügung stehen. Daher müssen zusätzliche Möglichkeiten der Refinanzierung geschaffen werden. Gleiches gilt für den beruflichen Pflegesektor, laufende Förderprogramme müssen ausgebaut werden.
• Der Umgang mit neuer Technologie kann manchmal herausfordernd sein. Flächendeckend müssen niederschwellige Erfahrungsräume und Lernangebote geschaffen werden. Hier gilt es, viel aufzuholen, um niemanden abzuhängen.
• Schließlich müssen die staatlich angeordneten Anwendungen (zum Beispiel die elektronische Patientenakte und das kommende E-Rezept) ganz im Sinne der Anwender gestaltet sein. Nur wirklich nützliche und bedienbare Lösungen werden sich langfristig durchsetzen.
Sozialverband VdK Deutschland
Deutschland steuert auf einen Pflegenotstand zu. Der lässt sich nur abwenden, wenn endlich nicht mehr nur auf Pflegeeinrichtungen geschaut wird, sondern auch auf die zu Hause Versorgten, die mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen ausmachen. Die Bedingungen für pflegende Angehörige und ambulante Angebote müssen dringend verbessert werden. Pflege zu Hause darf nicht länger arm und krank machen.
Angesichts der allgemeinen Preissteigerungen bekommen zu Hause Versorgte aktuell immer weniger Pflege für ihr Geld. Darum muss jetzt endlich die seit langem versprochene, aber nie umgesetzte Erhöhung des Pflegegeldes kommen, sowie dessen jährliche Anpassung an die Inflation.
Sollte dies wieder ausbleiben, wird der VdK den bereits eingeschlagenen Klageweg weiter verfolgen. Derzeit vertritt die VdK-Bundesrechtsabteilung zwei Mitglieder im Rahmen ihrer Pflegegeld-Überprüfung. Es ist beabsichtigt, für 50 weitere Mitglieder entsprechende Verfahren zu führen. Wir sind bereit, für sie bis vor dem Verfassungsgericht um die Erhöhung zu kämpfen.
Darüber hinaus müssen die Pflegeleistungen flexibilisiert und als Budgets ausgestaltet werden. Pflegende Angehörige brauchen eine Pflegezeit analog zur Elternzeit und ihre Rentenanwartschaften müssen verbessert werden. Gebraucht werden aber auch Pflege-Manager, die Angehörige neutral beraten und in schwierigen Lagen auch Hilfen zusammenstellen und koordinieren.