Es soll ja angeblich keine Zufälle geben. Dann ist es wohl auch kein Zufall, dass mit dem Advent die Zeit der Entschuldigungen angebrochen ist. Zumindest wird an der ein oder anderen Stelle von Verantwortlichen eingestanden, dass die Abschaffung von kostenfreien Tests und der Abbau von Impfzentren nicht gerade die allerklügsten Ideen waren.
Die von Experten befürchteten Szenarien sind eingetroffen, ebenso zumindest eine Prognose aus der Politik. Der noch geschäftsführende Gesundheitsminister hatte gleich geahnt, dass man sich bei vielen für vieles wird entschuldigen müssen. Nach fast zwei Jahren Pandemie sollte die Zahl der Anlässe dazu aber eigentlich eher abnehmen.
Mein Eindruck ist ohnehin, dass sich kaum jemand für die Entschuldigungen so recht interessiert: Auch die ständigen Wiederholungen dessen, was anders hätte laufen müssen, nerven inzwischen eher als sie noch aufregen. Zumal darüber ohnehin Einigkeit herrscht. Was interessiert, ist: Was ist aus all dem gelernt worden? Und vor allem: Wird es bei unvermeidlich neuen Maßnahmen logischer und nachvollziehbarer zugehen?
2G einen Lockdown für Ungeimpfte zu nennen, mag richtig sein, ehrlicher wäre, das als eine Art von Impfpflicht anzusehen, gegen die die ohnehin Geimpften wohl nichts einzuwenden hätten. Das sind zwar noch zu wenige, aber immerhin deutlich mehr als zwei Drittel. Die wundern sich allenfalls, wenn statt dessen eine Kontaktbegrenzung für Ungeimpfte (nur ein Gast aus einem anderen Haushalt) gelten soll. Viel Spaß beim Kontrollieren!
Dass Impfen zwar vor schweren Verläufen schützt, aber das Virus samt seinen Mutationen nicht ausrottet, dürfte inzwischen bekannt sein. Zusätzlich nötig sind deshalb konsequente Kontaktbeschränkungen, strikte Abstandsregeln, Maske und Testen. Und zwar für alle. Klar können wir das freiwillig machen, es hilft uns aber nicht gegen einige selbst erklärte Möchtegern-Freiheitshelden, die ich auch ganz ohne Pandemie gern auf Abstand sehe. Nebenbei: Würden in allen Ländern Regeln nach einigermaßen logischen Kriterien beschlossen, wären Kanzlerrunden überflüssig, weil alle im Grundsatz zu denselben Entscheidungen kommen müssten, lokal-regionale Besonderheiten einbegriffen.
Kleines PS: „Mehr Logik" stand schon im März über dieser Kolumne. Das war schon damals mehrheitsfähig. „Gut Ding braucht Weil’", aber jede Weil’ muss auch mal ein Ende haben.
Oliver Hilt, Politik-Redakteur bei FORUM.