Der 1. FC Saarbrücken spielt in der 3. Liga keinen wirklich guten Fußball. Dennoch gelingt ihm der zweite Sieg in Folge und der Sprung in die Spitzengruppe.
Eigentlich müsste sich beim 1. FC Saarbrücken Zufriedenheit einstellen. 17 Spiele, 27 Punkte und ein Festsetzen in der oberen Tabellenregion lassen sich sehen. Doch seit den beiden Derby-Niederlagen bei Waldhof Mannheim und dem 1. FC Kaiserslautern wirkt die Mannschaft verunsichert. Das war auch beim 2:0-Erfolg gegen Viktoria Berlin nicht anders. 45 Minuten lang erinnerte vieles an den spielerisch teilweise dürftigen Auftritt beim SC Verl.
Doch wie schon bei der Partie in Lotte gingen die Blau-Schwarzen auch diesmal wieder als Sieger vom Feld. Der FCS agierte fast ausschließlich mit langen Bällen auf Keilstürmer Adriano Grimaldi, der sich zu allem Überfluss auch noch auf die Außenbahnen fallen ließ. „Wir waren sehr damit beschäftigt, unsere eigenen Fehler auszubügeln", sagte Trainer Uwe Koschinat nach dem Spiel. Durch eine Umstellung in der Halbzeit wurde es besser. Der FCS verstärkte das Flügelspiel, schaffte es, die Berliner vom eigenen Tor wegzuhalten und kämpfte sich so in die Partie zurück. Die Gäste aus der Bundeshauptstadt, die zur Pause gut und gern mit 2:0 hätten führen können, wurden mit zunehmender Spielzeit immer harmloser.
Und wie schon in der Partie beim SC Verl sorgten die Einwechslungen von Justin Steinkötter und Maurice Deville für viel Belebung. Steinkötter bereitete nicht nur das 1:0 von Tobias Jänicke in der 79. Minute vor. Er legte sechs Minuten später dann auch den Treffer von Deville auf. „Für mich war es ein optimales Spiel. Ich konnte meine Schnelligkeit ausspielen, und wir haben gute Tiefe ins Spiel bekommen. Es war klar, dass ich gesehen habe, dass Maurice besser postiert war", sagte „Stein" nach der Partie. Und auch der Luxemburger war sichtlich zufrieden: „In meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern galt ich mal als bester Joker Deutschlands. Das ist natürlich kein Titel, den ich auf Dauer haben möchte. Aber es ist ein gutes Gefühl, der Mannschaft helfen zu können", sagte der 29-Jährige. Nach zwei Siegen in Folge kann der FCS durchaus nach oben schauen. Die Abstiegszone ist mit 27 Punkten weit weg. Doch es läuft längst nicht alles rund. „Wir hatten vor den Derbys schon Spiele, in denen wir nicht wirklich gut gespielt haben, aber dann noch den einen oder anderen Punkt mitgenommen haben. Heute können wir uns über den Sieg freuen, aber wir haben auch gemerkt, dass wir viel Luft nach oben haben", sagte Jänicke, der zuletzt auch nicht in Bestform war: „Solche Dinge passieren im Lauf einer Saison nun mal. Davon darf man sich nicht beirren lassen, es ist wichtig dass die Körpersprache auf dem Platz stimmt, wenn man nicht gut in eine Partie kommt."
Jänicke moniert Spielweise
Und so überraschte die Analyse von Coach Koschinat, die schon etwas von einer Zwischenbilanz hatte, nicht wirklich: „Wir haben immer wieder unsere Probleme gehabt, aber im Großen und Ganzen ist die Ausbeute aller Ehren wert. Darauf können wir aufbauen, aber wir haben heute wieder gesehen, dass wir teilweise einen sehr eindimensionalen Weg wählen." Dass der lange Ball auf Grimaldi durchaus zielführend sein kann, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Allerdings kann es nicht das einzige Stilmittel sein. „In der zweiten Halbzeit hat der FCS so gespielt, wie man das bei einem Heimspiel tun sollte. Es war der FCS, den sich die Leute wünschen und wie sie ihn auch kennenlernen durften", übte Routinier Jänicke durchaus Kritik an den spielerischen Leistungen des Teams.
Teilweise präsentierte sich Koschinats Team nicht wie eine routinierte Drittligamannschaft. „Die spielen als hätten sie vier und keine 24 Punkte auf dem Konto. So nervös sind die", kommentierte ein Tribünengast die erste Halbzeit. Selbst ein Routinier wie Rechtsverteidiger Dominik Ernst hatte offenkundig mit den Nerven zu kämpfen, erwischte einen rabenschwarzen ersten Abschnitt, handelte sich zudem früh eine Gelbe Karte ein. Es spricht für den Kämpfer, dass er einen kühlen Kopf bewahrte und in der zweiten Halbzeit einen soliden Part spielte und auch um einen Platzverweise herumkam. „Ich habe mit dem Spieler ja schon bei Fortuna Köln zusammengearbeitet. Im Laufe der Karriere hat er gelernt, mit persönlichen Strafen umzugehen. Da hatte ich keine Bedenken", sagte Koschinat, der sich auf die Fahne schreiben kann, bei Auswechslungen abermals das richtige Händchen gehabt zu haben. „Wie schon gegen Verl haben heute Spieler von der Bank die Partie entschieden", erklärte der Trainer. Man erlebt es nicht häufig, aber alle fünf Wechsel hatten ihre Wirkung. Rückkehrer Dennis Erdmann war in der Abwehrzentrale zwar nicht fehlerfrei, aber deutlich stabiler als der Kapitän Manuel Zeitz, der zur Pause weichen musste. Und auch Pius Krätschmer und Sebastian Jacob konnten Punkte sammeln. Die Scorer Steinkötter und Deville ohnehin. „Wir haben nun eine gute Ausgangslage", sagte Koschinat, dessen Team am Freitagabend beim FSV Zwickau antreten wird.