Unter diesem Kleiderstil verstehen Designer Kleidung und Accessoires in kunterbunten Musterprints, die so verspielt und einzigartig wie die unterschiedlichen Lebensarten dieser Welt sind. Kein Wunder, dass dieser Trend immer eine Empfehlung ist.
Fans der Globalisierung dürfen sich freuen, denn der Ethno-Stil bietet ihnen genau die richtige Dosis echten Fernwehs. Aufregende Prints, tolle Farbwelten und außergewöhnliche Accessoires sind typisch für diesen Look. Die Vielfalt des Designs ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die Designer von asiatischen, afrikanischen, arabischen und indianischen Symbolen inspirieren lassen. Diese Ethno-Muster sind teilweise über Generationen überliefert und fester Bestandteil der Kulturen. Und wie eine Reise in ferne Länder wirkt dann auch das Ergebnis der Entwürfe: einzigartig fröhlich, bunt, inspirierend und ansprechend! Deshalb ist diese Moderichtung keine kurzfristige Erscheinung – sie ist ein immer wiederkehrendes Ereignis.
Der Begriff Ethno ist abgeleitet von Ethnologie. Darunter ist eine Wissenschaft zu verstehen, die sich mit der Kultur und Sozialstruktur einer Gesellschaft beschäftigt. Eine einfachere Beschreibung wäre Völkerkunde. Das erklärt auch die vielfach synonym verwendete Umschreibung Folklore. Darunter sind alle Elemente dieser Kultur oder dieses Volkes gefasst, wie das Brauchtum, die Lieder und Tänze, Essen und Kleidung. All das ist ein sichtbarer Verweis auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe. In der Mode hat sich die Bezeichnung Ethno stärker durchgesetzt als Folklore. Beides meint die Bereitschaft, das modische Brauchtum zu teilen, es zu verändern und darzustellen, in Form von Kleidung und Accessoires. Dabei haben die Designer nicht den zwingenden Anspruch auf die Authentizität aller Muster und Elemente, sie nehmen sie vielmehr als Quelle der Inspiration und erschaffen neue Designs. In dieser Hinsicht ist Mode ein Weg, längst vergessene Völker wieder stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und altes Brauchtum zu bewahren.
Muster, Ornamente, Stickereien
Klassische Stilelemente dieser Moderichtung sind orientalische Ornamente, große geometrische Muster, Tierfell-Imitationen und aufwendige Stickereien in vielerlei Ausprägungen. Zu sehen sind sie auf den Runways bei Maison Margiela und Etro. Hier tragen die Models Miniröcke, Marlenehosen und Blusen in farbenfrohen Mustern. Dazu kombinieren die Designer unifarbene Jacken, Rollkragenpullover und vieles mehr. Das erdet die auffälligen Prints und schenkt ihnen eine gute Grundlage, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Designerin Lena Hoschek geht noch einen Schritt weiter und zeigt in ihrer Kollektion unter dem Titel „Artisan Partisan" bodenlange Röcke und hochgeschlossene Langarm-Kleider in Rot- und Brauntönen. Die Muster erinnern an Folklorekleidung aus Südamerika und erscheinen einem auch irgendwie wie ein Ausflug auf „Unsere kleine Farm". Ein spannender Mix aus Western-Romantik und Gaucho-Kultur. Nuancen wie Braun, Beige, Rot und Grün sind typisch für Ethno-Looks, denn sie spiegeln die Verbundenheit zur Natur wider, die den meisten Völkern gemein ist. Und da es in südamerikanischen und afrikanischen Ländern oftmals sehr warm ist, sind die Stoffe dementsprechend leicht ausgewählt. Luftige Materialien wie Chiffon und Leinen finden vielfach Verwendung. An kühlen Tagen in den Bergen Boliviens oder auf den Reisfeldern Chinas darf es auch Wolle oder Leder sein. Schließlich herrscht nicht überall das ganze Jahr hindurch Sonnenschein. Das gilt auch für Frankreich. Deshalb hat sich das bekannte Label Chanel darauf verlegt, Röcke mit detaillierten Makramee-Verzierungen und passende Cardigans mit Fransenverzierungen aus kuschelwarmem Cashmere-Strick zu fertigen. Andere Designer wie Gaultier Paris by Sacai ziehen nach und hüllen ihre Models kurzerhand in dicke cremefarbene Strickkleider mit Wollfransen an Armen und im Beinsaum. Darunter kombiniert man dann einfach einen gleichfarbigen Rollkragenpullover. Sollte es einem in dieser Kombination noch immer nicht warm genug sein, so gibt es bei Miu Miu bequeme rotbraune Wollstrumpfhosen. Für obendrüber haben Wollfans die Wahl zwischen einem hellen Oversize-Pullover aus dem Hause Valentino oder einer hellgelben Strickweste von Acne Studios. Farben, Muster und Schnitte wirken so entrückt, dass sie sich mit der ebenfalls aktuell wieder angesagten Hippie-Mode kreuzen. Das macht Ethno-Fashion so wandelbar. Da der Stil immer aus fremden Kulturen entliehen ist, scheint diese Mode ohnehin keinem Trend unterworfen. Getragen wird, was gefällt, und das lässt Spielraum für die unterschiedlichsten Kombinationen. Wer dabei einem Einkauf in den teuren Designerkaufhäusern entgehen mag, der kann auch selbst mutig kombinieren und einzelne Facetten des kunterbunten Modetreibens aufgreifen. Richtig modern und eine Spur extravagant wirken zum Beispiel Jeanshosen und Jacken (Alba Mode, Only) mit Ethno-Stickereien. Dazu ein XXL-Hemd oder eine weiße Volantbluse mit hochgeschlossenem Kragen angezogen, schon stimmt der Look, ohne zu aufdringlich zu sein. Wer sich mehr traut, der trägt Allover Prints, zum Beispiel einen Maxirock im floralen Stil zu einer Muster-Bluse oder einem Häkeloberteil (beides Boho-Paradies oder Weltentänzer Berlin). Alternativ dazu sind Maxikleider (Vonda, Boysen’s) auch eine stimmige Wahl. Lange Ärmel im Herbst sind immer eine gute Idee. Wer geschickt layert, der kann mit Leggings, Wollstrumpfhosen, Pullovern, Cardigans und Mänteln den ganzen Winter hindurch die Mode der unterschiedlichsten Kulturen auf der Haut tragen. Dabei dürfen sich feine und grobe Stoffe ruhig abwechseln, zum Beispiel Seide und Strick. Das macht den Look interessanter. Wer mag, der mixt die Stile. Bringt Quasten, Stickereien, Schnürungen und Prints mit ein und schafft so eine Basis immer neuer Inspirationen. Und damit es nicht zu wild wird, einfach einen Ruhepol in das Outfit einbinden, zum Beispiel in Form einer schlichten schwarzen Hose zur Folklore-Tunika oder eines hellen Wollmantels zum Musterkleid.
Schmuck aus Holz, Federn oder Steinen
Grundsätzlich gilt: Accessoires geben dem Ganzen den letzten Pfiff, deshalb gehören sie zu einem formvollendeten Ethno-Look mit dazu. Typischer Schmuck kann aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. Mal sind es Holz, Federn, Stein und Leder, der Natur entliehen. Dann wieder Glas, Bronze oder Gold. Wichtig ist, dass der Schmuck sehr auffällig gestaltet ist und farbenfroh strahlt. Onlineshops wie indien-schmuckkunst.de oder ethno-art.ch haben sich darauf spezialisiert, echte Unikate herzustellen, so einzigartig wie das Leben selbst. Daneben gibt es immer mehr private Anbieter, die Handmade-Ethno-Schmuck über virtuelle Verkaufsplattformen wie Ebay Kleinanzeigen oder Etsy anbieten. Die Auswahl ist riesig und verführerisch. Es empfiehlt sich, zunächst mit einem Schmuckstück zu starten und eventuell darauf aufzubauen und mehr Unikate in den Look zu integrieren. Sind die richtigen Lieblingsobjekte gefunden, fehlt noch die Tasche. Auch die darf in bunten Prints daherkommen. Die Herausforderung besteht darin, das Outfit trotzdem nicht zu sehr zu überladen. Die angesagten Entwürfe reichen von XXL-Strandtaschen über praktische Umhängebeutel bis hin zu Bauchtauschen und Clutches. Zahlreiche Anbieter wie Avocadostore und Stylebreaker haben schöne Modelle im Sortiment. An Materialien kommen neben Strick auch Kork und Leder zum Einsatz. Letztere eignen sich für die kalte Saison am besten, da sie wasserdicht sind. Alle anderen Taschen dürfen nur bei Sonnenschein mit hinaus an die frische Luft. Herrscht ein Dresscode am Arbeitsplatz, sollten die Muster sehr dezent ausfallen. Erdfarben sind hier die richtige Wahl, dann darf die neue schicke Begleiterin überall mit hin. Dafür gibt es sogar passende Geldbörsen und kleine Kosmetiktaschen, falls Bedarf besteht, den neuen Shopper sinnvoll zu sortieren und Raum zu schaffen für Geld, Lippenstift und vieles mehr. Ganz nach dem Motto „Wer suchet, der findet" ist das Internet voll von tollen Angeboten, schließlich kommt nirgendwo sonst die Welt in nur wenigen Klicks zusammen. Gerade in Zeiten, in denen das Reisen stark eingeschränkt war und stellenweise immer noch ist, fühlt es sich toll an, sich trotzdem ein Stück Weltenbummelei in den eigenen Kleiderschrank zu holen. Speziell jetzt im Winter, wenn vielerorts bei den bekannten Labeln eher Tristesse einzieht, wirkt Ethno-Kleidung wie der berühmte Silberstreifen, oder besser Regenbogen, am Horizont.