Nach dem 1:0-Erfolg gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg hat der 1. FC Saarbrücken plötzlich eine glänzende Perspektive.
Innenverteidiger Lukas Boeder hat in seiner Laufbahn schon einiges erlebt. Der 24-Jährige spielte schon beim SC Paderborn, dem MSV Duisburg und dem Halleschen FC. Kurzum, Boeder weiß, was Dritte Liga bedeutet. „Nach den beiden Derby-Niederlagen war mir alles eine Spur zu negativ. Heute finde ich, dass es fast schon eine Spur zu positiv ist. Denn wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir bisher keinen Gegner richtig an die Wand gespielt haben."
Doch der 1:0-Erfolg gegen die kleinen Freiburger war bereits der vierte Sieg in Folge für das Team von Trainer Uwe Koschinat. Mit 33 Punkten hat der FCS von der Ausbeute her eine überragende Hinrunde absolviert. „Zur Wahrheit dieser Hinrunde gehört aber auch, dass wir kein einziges einfaches Spiel hatten. Wir müssen uns immer strecken, aber die Mannschaft ist als Gruppe zusammengewachsen. Unsere Ausbeute ist sensationell", sagte Koschinat nach dem hart umkämpften Erfolg gegen unbequeme Breisgauer. Es war Kapitän Manuel Zeitz, der mit einem Kopfball kurz vor der Halbzeit den knappen Erfolg sicherstellte. „In der zweiten Halbzeit war es ein Stück weit ein Spiel mit dem Feuer. Wir hatten nicht mehr diese Entlastung und haben den Gegner sehr viel spielen lassen. Aber die ganz große Torchance hatte Freiburg auch nicht", sagte der 31-jährige, der auf seiner angestammten Position im zentralen defensiven Mittelfeld richtig aufblühte.
Konzentration gegen Havelse
Schade für den FCS, dass der Kapitän beim Jahresabschluss am Samstag um 14 Uhr im Ludwigspark gegen Aufsteiger TSV Havelse ebenso gesperrt fehlen wird wie Außenbahn-Spieler Robin Scheu und Trainer Uwe Koschinat, der nach einem hitzigen Wortgefecht mit dem schwachen Schiedsrichter abermals eine Gelbe Karte sah. „Ich tue mich immer schwer damit, eine Schiedsrichterleistung zu beurteilen. Aber in der Situation war es so, dass Maurice Deville in die Bande gedrückt wurde und mit dem Kopf aufgekommen ist. Da fehlt mir jegliches Fingerspitzengefühl für die Situation", monierte der Trainer, der aber auch bei seinem Team Ansätze zur Kritik fand. „Was mich stört, ist die Tatsache, dass wir wie schon in den vergangenen Spielen sehr viele ruhige Bälle hatten. Wir spielen ein paarmal zu viel Foul, verursachen ein paar Ecken zu viel. Wir sind immer total unter Stress, um das alles wegverteidigen zu können. Adriano Grimaldi muss permanent in der letzten Linie aushelfen, um die Bälle wegzuköpfen. Da fehlen ihm halt ein paar Körner, um in den Umschaltsituationen richtig präsent zu sein", analysierte der Trainer. Richtig stark war gegen die kleinen Freiburger Eigengewächs Luca Kerber. Der Neunzehnjährige, zu Saisonbeginn überragend, dann mit einer kleinen Leistungsdelle, fühlt sich an der Seite von Kapitän Zeitz sichtbar wohl. „Weniger gut", findet Kerber daher die Tatsache, dass „Zeitzer" gegen Havelse gesperrt pausieren muss. „Das sind aber Dinge, die passieren, ich bin gespannt, wie der Trainer darauf reagiert", sagte Kerber. Möglich ist, dass der 19-Jährige wieder als alleiniger Sechser gebraucht wird. Alternativ könnte auch Alexander Groiss diese Rolle ausfüllen. Auch „Sorgenkind" Dave Gnaase hat zuletzt auffällig gut trainiert. In der Offensive hat Koschinat ohnehin die Qual der Wahl, wobei der Luxemburger Deville nach seiner Einwechslung seine starke Form erneut bestätigte.
Unabhängig davon, wer gegen das Tabellen-Schlusslicht letztlich auflaufen wird: Das Jahr 2021 soll unbedingt mit dem fünften Sieg in Serie abgeschlossen werden. „Wir haben eine große Chance, uns oben festzusetzen. Natürlich ist es noch viel zu früh, vom Aufstieg zu sprechen, aber mit einem Sieg wären wir über die Pause erst einmal oben dabei. Aber im Endeffekt geht es jetzt wieder von vorne los, und die Karten werden neu gemischt", sagte Kerber und Kapitän Zeitz fügte hinzu: „Wir müssen gegen jeden Gegner hart arbeiten, wir bekommen keinen Sieg geschenkt." Das wird auch gegen den Tabellenletzten aus dem Norden so sein. „Ich werde in der Trainingswoche sehr genau beobachten, wie die Intensität der Mannschaft ist, um gegebenenfalls gegensteuern zu können. Man darf sich bei Havelse auf keinen Fall vom Tabellenstand blenden lassen. Es reicht ein Blick auf die Ergebnisse. Sie haben sich sehr stabilisiert und immer engere Spiele. Wenn wir diese Partie nicht ernst nehmen, dann sitzen wir in einer Woche hier und sind richtig enttäuscht." Eine Enttäuschung würde der Hinrunde der Blau-Schwarzen, die emotionale Höhen und Tiefen hatte, aber auf keinen Fall gerecht werden.