Goldsprung in letzter Sekunde

Für Malaika Mihambo ist es ein Olympiasieg mit Sternchen. „Definitiv! Das waren mein härtester Wettkampf und die wichtigsten sieben Meter, die ich je gesprungen bin“, sagte die 27-Jährige nach dem olympischen Weitsprung-Krimi Anfang August in Tokio. Erst mit ihrem Sieben-Meter-Satz im letzten Versuch hatte die Topfavoritin die Führung übernommen, musste aber noch die Sprünge von Brittney Reese (USA/Silber) und Ese Brume (Nigeria/Bronze) abwarten, die zuvor jeweils 6,97 Meter weit gekommen waren. Es sei es für sie „eines der spannendsten Finals ever“ gewesen. Das Wechselbad der Gefühle im Tokio-Finale war ein Spiegelbild ihrer ganzen vorolympischen Saison, in dem ihre Siegerweite von 7,30 Metern vom WM-Triumph 2019 in Doha zu einer nicht mal annähernd erreichbaren Größe geworden war. Vergeblich hatte sie auf dem Weg zum Medaillenkampf monatelang nach dem perfekten Timing zwischen Anlauf und Absprung gesucht, um die Sieben-Meter-Barriere zu überwinden. Anfang Juli gelang ihr es nur in Stockholm einmal mit 7,02 Metern. Die Leichtigkeit des Springens war der nunmehr dreimaligen Sportlerin des Jahres in der Pandemie-Pause und durch die Verkürzung des Anlaufs abhandengekommen. Nachdem Mihambo nun vom nationalen Titel bis zum ersten Olympiasieg 21 Jahre nach Heike Drechsler und als vierte Deutsche überhaupt alles gewonnen hat, was man gewinnen kann, will sie vorrangig ihre Leistungsgrenze verschieben. „Für mich ist es interessant herauszufinden, wie weit ich noch springen kann“, erklärte Mihambo. „7,30 Meter muss man erst wieder schlagen.“