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WAS MACHT EIGENTLICH...

Peter Zwegat im Jahr 2008. Durch eine persönliche Krise entstand der Wunsch, anderen zu helfen
Foto: picture alliance / dpa / Arno Burgi

… Peter Zwegat?

Mit seiner Berliner Schnauze zeigte er von 2007 bis 2015 in der RTL-Sendung „Raus aus den Schulden" finanziell in Not geratenen Menschen Wege aus der Krise auf. Der Sozialpädagoge war seit 1987 in Berlin als Schuldnerberater tätig und ist heute im Ruhestand. Im Frühjahr 2021 veröffentlichte der 71-Jährige seine Autobiografie.

Dass Peter Zwegat immer das Bedürfnis hatte, in Not geratenen Menschen zu helfen, führt er zum einen auf sein Elternhaus zurück, wo er angesichts einer häufig kranken Mutter „das Helfen eingeimpft bekam". Zum anderen kam er durch seine persönlichen Probleme am früheren Arbeitsplatz dazu: Infolge von Mobbing sei er mit Anfang 30 krank geworden, seine depressiven Verstimmungen hätten ihn schließlich den Job gekostet: „Traumatische Erlebnisse und Stress manifestierten sich bei mir körperlich in Form von Krankheiten und Ängsten", schildert Zwegat kürzlich in seiner Biografie „Am Aschermittwoch fing alles an". Sieben Jahre lang habe er gekämpft und oft verloren, sich ambulanten und stationären Behandlungen unterziehen müssen und schließlich seine Krise überwunden. Daraus entstand sein Wunsch, künftig anderen Menschen zu helfen: „Wenn man so etwas erlebt und übersteht, weiß man wieder, warum das Leben lebenswert ist. Ich durfte noch mal neu anfangen." So wurde er schließlich zu einem der bekanntesten deutschen Schuldnerberater, der es vom Berliner Sozialamt über die RTL-Sendung „Raus aus den Schulden" acht Jahre lang jeden Mittwoch bis in die Wohnzimmer seiner Zuschauer brachte. In 139 Episoden und fünf Specials zeigte Zwegat mit seiner energisch-wohlwollenden Art überschuldeten Menschen Wege aus der Krise auf. Gemeinsam mit seiner Frau und Managerin Liane Scholze hat er auch einen nach seiner Sendung benannten Schulden-Ratgeber veröffentlicht.

„Keinen Tag bereut"

Peter Zwegat und seine Ehefrau Liane Scholze beim Sommerfest des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien
Peter Zwegat und seine Ehefrau Liane Scholze beim Sommerfest des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien - Foto: imago images / APress 

RTL hatte am 25. Oktober 2021 eine Neuauflage von „Raus aus den Schulden" ins Programm genommen, allerdings mit Stilianos Brusenbach als neuem Ratgeber. Keine Frage: Die Zwegat-Fans vermissen den Berliner und lassen an der Neuauflage kaum ein gutes Haar. Wie es mit der Kultsendung nun weitergeht, scheint noch unklar. Mit 1,4 Millionen Zuschauern blieb sie deutlich hinter den früheren bis zu fünf Millionen zurück. Zwegats Durchschnittsquote von 12,9 Prozent war dem Sender 2015 zu gering gewesen: „Heute könnte RTL sich über diese Quoten freuen", betont Zwegat. Die Premiere seines ihm persönlich unbekannten Nachfolgers hat er sich vor ein paar Wochen am Bildschirm angeschaut hat und hofft, dass Brusenbach seinen eigenen Weg findet und nicht immer mit dem Vorgänger verglichen wird. Dass „Raus aus den Schulden" wieder ins Programm aufgenommen wurde, hat Zwegat überrascht, aber nicht verärgert. Er habe die Entscheidung, nicht mehr an der Show teilzunehmen, 2015 bewusst getroffen „und es bis heute keinen Tag bereut", betonte er bei „T-Online". „Bis dahin hatten wir alle Facetten der Schuldnerberatung vom Alter, Geschlecht, Beruf der Betroffenen, Gründe für Verschuldung und Möglichkeiten der Entschuldung aufgezeigt. Mehr wollte ich nicht." Zwegat selbst stand deshalb nicht mehr für ein solches Format zur Verfügung, auch wenn er 2017 für eine – dann erst 2019 ausgestrahlte – Jubiläumssendung noch mal kurz zurückkehrte: „Ich bin zu alt, um es noch einmal zu tun", begründete er seinen Verzicht auf eine weitere Tätigkeit als „deutscher Schuldenpapst". Anfragen solcher Art habe es danach aber genügend gegeben: „Wollte ich weiter in der Öffentlichkeit stehen, hätten mich die Zuschauer bereits auf verschiedenen Sendern sehen können. Ich vermisse die Öffentlichkeit nicht."

Rückzug ins Private

Deshalb hat er in seiner im Frühjahr vorgelegten Biografie noch mal sein bisheriges Leben und seine Fernsehzeit Revue passieren lassen und sich seither weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. „Ich bin in einem Alter, in dem ich nichts mehr planen muss und auch mal spontane Entscheidungen treffen kann", kommentiert er im Magazin „Prisma" seinen Rückzug ins Private. „Ich möchte das Leben mit meiner Frau, meinen Freunden und meinen drei Katzen noch sehr lange privat gestalten und genießen." Ein im Frühjahr 2021 von RTL gesendetes Video zeigt Zwegat beim Spaziergang mit seiner Frau durch die Felder. Viele seiner Fans wenden sich bei Finanzproblemen weiterhin an ihn, denn auch nach seiner Fernsehkarriere war er in Berlin noch bis zur Pensionierung als Schuldnerberater tätig: „Es hat sich vermutlich noch nicht bis zu jedem herumgesprochen, dass ich keine Beratungen mehr durchführe", erzählte Zwegat im „Prisma"-Gespräch. In diesem Zusammenhang fordert er den Ausbau der Schuldnerberatung in Deutschland und eine finanzielle Beteiligung auch der Gläubigerseite. Ganz verzichten müssen Zwegat-Freunde aber nicht auf den Schuldner-Promi. In einem Online-fanshop gibt es allerlei Devotionalien zu kaufen: vom Zwegat-T-Shirt über Feuerzeuge bis hin zu Trinkbechern und individualisierten Video-Botschaften. Auch wenn sich seine „Kunden" früher „nackig" vor ihm machen mussten: Zwegat selbst hält sein Privatleben weitgehend privat. So ist unklar, ob er Kinder hat: Die beiden, die das Onlineportal schuldnerberatung.de aufführt, hat er bisher nicht öffentlich bestätigt. Verraten hat der frühere Kettenraucher allerdings, dass er „bis heute keine einzige Zigarette" mehr geraucht hat.

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