Pop-Geschichte
Leonard Cohen – Hallelujah
„Ich gedenke nicht zu sterben. Im Grunde habe ich vor, für immer zu leben. Ich will mindestens 120 werden." Das teilte Leonard Cohen der Welt während einer Pressekonferenz in Los Angeles im Oktober 2016 mit.
Irgendwie glaubten viele, die mit Songs wie „Suzanne" oder „So Long Marianne" erwachsen wurden, Leonard Cohen würde ewig leben. Er selbst übrigens auch.Sein Wunsch, 120 zu werden, wurde leider nicht erhört. Drei Wochen nach dem Interview starb er mit 83 Jahren. Cohen war ein Wanderer zwischen den Religionen, er lebte fünf Jahre in einem buddhistischen Kloster, aber sein Jüdischsein spielte immer eine entscheidende Rolle. Den Schabbat hat er immer gehalten, egal, ob er auf Tour war oder im buddhistischen Kloster. Sein Urgroßvater Lazarus Cohen wanderte 1860 von Litauen nach Kanada aus. Leonard Cohen fühlte sich stets seinem Nachnamen verpflichtet. Der Name weist ihn als Nachfahre der Kohanim aus, der jüdischen Tempelpriester, die als direkte Nachfahren des Hohepriesters Aaron gelten. Selten hat Cohen so um einen Song gerungen wie Anfang der 80er um „Hallelujah". Er soll eine Ode an das Leben werden, an die Liebe und an Gott, in welcher Religion auch immer. Zwei dicke Notizbücher hat er bereits mit über 80 Strophen fertig, er spielt mit jüdischen, christlichen und buddhistischen Motiven, es geht ihm um Kunst, Sprache, Macht, Krieg und Frieden, um Frauen, Sex und Machtlosigkeit, all diese Motive kommen vor und fast alle haben mit König David zu tun. Nur zufrieden ist Leonard Cohen noch nicht damit. Ständig geistert die unfertige Hymne in seinem Kopf herum. Manchmal lässt ihn das Lied auch im Traum nicht in Ruhe, wie in einer Nacht im Hotel in New York, als er wütend auf dem Teppichboden herumkriecht und den Kopf an die Wand schlägt. Endlich, nach vier quälenden Jahren, ist der Song dann fertig, gekürzt auf 15 Strophen. Der Plattenboss schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als er den 15-seitigen Text in den Händen hält. Er erklärt dem Künstler, dass er diesen Unsinn niemals veröffentlichen werde. Ein kleines Label bringt das Lied schließlich heraus, einer der ersten, der es covert, ist Bob Dylan. In Cohens Heimatstadt Montreal spielt er den Song 1988 zum ersten Mal live. Nach Dylans Adelsschlag haben John Cale, Jeff Buckley und viele andere das Lied gecovert, der Film „Shrek" weckte es 2001 endgültig aus dem Dornröschenschlaf. Heute gibt es über 300 Versionen von „Hallelujah".