Sie leben in Szenevierteln, haben einen eigensinnigen Musikgeschmack, stehen auf französische Filme und Theaterkunst. Alles was Mainstream ist, verachten sie. Auch die Mode muss zu ihrer Lebenseinstellung passen, stilvoll mit einer Prise Humor und einer Messerspitze Extravaganz.
Im Hipsterleben geht es nicht darum, sich einfach nur aus purer Arroganz von allem abzuwenden. Vielmehr wollen Anhänger dieser zeitlosen Bewegung ihre Individualität ausleben. Sie mögen Bildung, expressionistische Kunst, kulturelle Events und das fernab von alteingefahrenen Mustern. Und doch ist vielen Hipstern eines gemein: Sie bilden eine Gruppe, die für Außenstehende viele Gemeinsamkeiten hat. Dabei handelt es sich hier um den Versuch, die Hipstermode und ihre Anhänger des 21. Jahrhunderts näher darzustellen. Der geschichtliche Ursprung der Bewegung geht viel weiter zurück. Erstmals trat ein bunt gemischter, übersichtlicher Haufen junger Menschen in den Straßen New Yorks des 20. Jahrhunderts auf. Ihnen gemein war die dunkle Sonnenbrille auf der Nase trotz fortschreitender Abendstunde, die Baskenmützen und die Liebe zu schwarzer Kleidung. Die gewollten Außenseiter trafen sich in kleinen Cafés und Clubs, wo sie der Jazzmusik lauschten und über Politik und Kunst diskutierten. Sie bildeten die amerikanische Antwort auf eine zeitgleich in Frankreich startende Bewegung, die Boheme-Kultur.
Ihr verfielen zu dieser Zeit aber nicht nur junge Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten, auch Künstler wie der Schriftsteller Jack Kerouac und Musiker wie Thelonious Monk und Harry Gibson fühlten sich inspiriert und angesprochen von dieser neuen Subkultur. Letzterer, ein Boogie-Woogie-Pianist, gibt dem Ganzen in den 1940er-Jahren schließlich seinen Namen und nennt den bunten Haufen interessierter Individualisten „Hipster". Was das genau bedeutet, umschreibt sein Musikerkollege, ein Jazz-Altsaxofonist namens Cannonball Adderley, wie folgt: „Hipness is not a state of mind, it’s a fact of life." Bewusste Abgrenzung vom Mainstream, die Hinwendung zu Kunst und Kultur spiegelt auch die Wahl der Kleidung wider: eben individuell, ein bisschen Vintage gepaart mit ausgewählten Designerstücken, niemals lotterig, sondern elegant. Während das in den 1930er-Jahren für die afroamerikanischen „Hepcats" noch bedeutete, verwegen durch die Clubs zu ziehen und einen feinen Oberlippenbart zur Schau zu tragen, änderte sich der Trend über die Jahrzehnte. Aus den „Heps" wurden die „Hips". Die sind jetzt überwiegend Weiß, und sie tragen statt Oberlippenbart Nerdbrillen auf der Nase und Jutebeutel über der Schulter. Am wichtigsten ist dem neuen Hipster der modernen Zeit seine Individualität. Statt Starbucks heißt es Coffee to go aus der eigenen Kaffeemaschine hinein in die Thermoskanne. Die Alltagskleidung bildet stets eine Mischung aus Alt und Neu. Wer mag, der stöbert in Vintage-Läden oder in Omas Mottenkiste nach ausgefallenen Einzelstücken. Diese werden denn mutig zu echten Designerstücken kombiniert. Die Hauptsache ist, alles harmoniert und spiegelt den eigenen Anspruch wider, bloß nichts von der Stange zu kaufen.
Das Wichtigste für die neuen Hipster ist ihre Individualität
Und dann sieht man sie doch, die verstohlen in den Auslagen von Asos oder H&M wühlenden Brillenträger auf der Suche nach der neuen Lieblings-Skinny Jeans. Wer auf sich achtet und Fast Food verpönt, der passt eben auch hinein in High Waist Mom-Jeans oder die Skinny-Varianten, zu denen auch männliche Hipster gern greifen. Dazu Shirts mit Blumenprint oder ironischen Sprüchen kombiniert, schon stimmt der Look. An kalten Tagen passt darüber ein enger Hoody oder ein Baumwollhemd im Karo-Design. Schließlich muss auch die Stoffqualität stimmen. Androgyne Looks sind gefragt, in knalligen Farben, wobei weibliche Hipster gern zum Blumenkleid oder einem Lederrock greifen. Doch bitte kein Echtleder, vor allem nicht das von Krokodilen! Fake reicht hier vollkommen aus und komplettiert das Interesse am Erhalt der Natur. Dazu darf es bequemes, flaches Schuhwerk sein. Vintage-Stiefel oder Cowboy-Boots, vielleicht ein tolles Paar Doc Martens und schon sind die Füße trendy. Converse haben da ausgedient, denn sie bedienen aktuell zu sehr den Mainstream. Es sei denn, die Stoffsneaker sind selbst gebatikt oder sonstwie stylisch aufgepeppt? Selbermachen ist sehr gefragt, nicht nur beim Kaffee am Morgen und den täglichen Mahlzeiten. Auch die Mode darf einzigartig sein und aus den eigenen Händen stammen. Selbstgestrickte Pullover oder Schals, gestickte Muster auf Blusen oder gefärbte Shirts sind begehrt und erfreuen sich großer Bewunderung unter Gleichgesinnten.
Wer sich morgens stylt, der muss dabei übrigens nicht viel Zeit mit der Frisur vertrödeln. Die darf aussehen wie frisch aus dem Bett gefallen. Seitenscheitel, Undercuts, Wuschelpony und Haartollen sind eine beliebte Stylingmöglichkeit für das Haupthaar. Das bleibt bevorzugt in seinem Naturton, schrille Farben finden sich eher bei jungen Menschen. Dafür darf es schriller im Gesicht zugehen. Waren es im vorherigen Jahrhundert überwiegend dunkle Sonnenbrillen die als Erkennungszeichen des Hipsters galten, sind es heute die übergroßen Nerdvarianten wie Buddy-Holly-Brillen, teure Ray-Ban-Wayfarers oder Shuttershades. Wer nicht mit einer schwachen Sehkraft gesegnet ist, der gönnt sich trotzdem ein schickes Brillengestell und wählt Fensterglas. Es geht hier schließlich um den Look, nicht den Nutzen! Deshalb sind auch Schals und Halstücher immer gern genommen, um farbliche Akzente zu setzen. Die Motive reichen von Animal-Prints oder Retro-Mustern bis hin zu beliebten Zeichentrick-Charakteren. Dazu tragen die weiblichen Hipster gern Haarbänder oder Spangen im Haar, Broschen, Ketten mit Tiermotiven sowie Gürtel in Weiß und Creme.
Looks dürfen nicht konzipiert wirken
Wer noch eine passende Aufbewahrungsmöglichkeit für seine Lunchbox, seine Schallplatten oder das iPhone braucht, der greift auf Taschen (Dr. Martens-Umhängetasche, Gusti-Lederhandtasche) oder besagte Jutebeutel zurück. Ausgefallene Designs finden sich zuhauf auf Online-Shoppingportalen wie Etsy oder auf Ebay. Wer mag, der darf die Tasche selbst bemalen oder bedrucken. Hauptsache, Accessoires und Kleidung harmonieren, denn nichts stört den stilbewussten Hipster mehr als Chaos. Ist einmal das perfekte Outfit gefunden, bleibt es den Tag über angezogen, im Zweifelsfall auch abends in der Diskothek oder tagsüber am Strand. Sollten keine angesagten Szeneläden zum Stöbern in der Nähe sein und das Nähtalent reicht auch nicht aus, um coole Stücke einfach selbst anzufertigen, darf es ausnahmsweise ein Shoppingtrip im Internet sein. Shops wie fashionid.de oder def-shop.com bieten ein großes Sortiment extravaganter cooler Styles, denn „Hipster-Kleidung ist mehr im Trend, denn je!" (Werbung Def-Shop). Der Vorteil an einem möglichst klimaneutralen Versand ist der, dass niemand sieht wie viel Zeit in die Auswahl des passenden Looks geflossen ist. Inspirationen im Edelmarkensegment finden sich dieser Tage in großer Fülle. Allein die Auswahl an schicken Karohemden sprengt in diesem Winter fast den Rahmen. Labels wie Comma und My True Me von Tom Tailor bieten XXL-Hemden mit spannenden Details wie Fransen oder aufgenähten Taschen in den aktuellen Winterkollektionen an. Dazu noch eine Jeans und helle Boots kombiniert, schon stimmt der stilvolle Winterlook. Wem der direkte Kauf beim Designerlabel nicht zusagt, für den lohnt der Weg in den Secondhandladen. Wer genau hinschaut, der findet mit etwas Glück namhafte Label zu günstigen Preisen.
Wer hip ist, der will aussehen wie schnell in die Klamotten gesprungen und würde niemals zugeben, seine Kleidung bereits am Abend zuvor mühevoll zusammengestellt zu haben. Dem Anspruch, den Trends stets einen Schritt voraus zu sein, will man schließlich selbst gerecht werden. So lässt sich locker behaupten „Ich mochte das schon, bevor es cool war." Das Gegenteil kann einem sowieso niemand beweisen. Und weil dieser Stil immer allen Fashion-Trends auf den Catwalks dieser Welt eine Nasenlänge voraus ist, kann er auch niemals aus der Mode kommen. Perfekt also für all jene, die sich nach einer Spur Individualität und Extravaganz sehnen, ohne allzu stark auf der Straße aufzufallen.