Die Füchse Berlin haben mit wichtigen Vertragsverlängerungen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Da zur neuen Saison weitere Stars zum Team stoßen, ist die Zukunft verheißungsvoll.
So erfolgreich das Jahr 2021 für die Füchse Berlin auch verlaufen war – das Ende kam einem Desaster gleich. Mit drei unerwarteten Minuspunkten in den zwei machbaren Spielen gegen Balingen (26:26) und Melsungen (28:29) hatten sich die Handballer in die EM-Pause verabschiedet und ihre so mühsam aufgebaute Top-Bilanz innerhalb weniger Tage versaut. „Wir trüben unsere Saison", sagte Sportvorstand Stefan Kretzschmar, „wir sind sehr niedergeschlagen. Das trifft uns hart." Die lange Zeit herausragende Hinrunde bekomme dadurch „leider
einen negativen Beigeschmack".
Auch Trainer Jaron Siewert schob wegen des völlig verpatzten Jahresabschlusses am Weihnachtsfest und an Silvester reichlich Frust: „Die beiden Spiele haben wir selbst zu verantworten. Uns fallen kleine Fehler auf die Füße." Fakt ist: Für das ganz große Ziel, irgendwann um den Titel mitzuspielen, reicht es noch nicht. Doch die Verantwortlichen spornt es nur umso mehr an, den Kader titeltauglich zu formen. Der dänische Shootingstar Mathias Gidsel, der im Sommer dazustoßen wird und den Kretzschmar als „eines der größten Talente unserer Zeit" bezeichnet, ist dabei nur ein Schlüssel zum künftigen Erfolg.
Ebenfalls ein fester Neuzugang für die Saison 2022/23 ist Max Darj vom Bergischen HC, der als Abwehrchef der schwedischen Nationalmannschaft seine internationale Klasse bereits unter Beweis gestellt hat. Aber auch innerhalb des aktuellen Kaders sehen Kretzschmar, Siewert und Geschäftsführer Bob Hanning reichlich Entwicklungspotenzial. Deswegen wurden in den vergangenen Wochen die Verträge einiger Leistungsträger verlängert. „Ich glaube, dass eine gewisse Weitsicht und Perspektive bei uns zu erkennen ist", meinte Kretzschmar, der sich für sein Verhandlungsgeschick auch ein wenig selbst auf die Schultern klopfte: „Wir können, was das Budget angeht, nicht mit dem THW Kiel oder der MT Melsungen mithalten. Aber ich sehe, dass Spieler bei uns für weniger Geld spielen, als sie woanders verdienen könnten."
FORUM gibt einen Überblick.
Lasse Andersson
Diese Vertragsverlängerung ist ein Coup! Der dänische Weltmeister, der seine Torgefahr aus dem Rückraum seit seiner Ankunft 2020 eindrucksvoll unter Beweis stellt, bleibt bis mindestens 2025 ein Fuchs. Der 27-Jährige soll noch stärker in eine Führungsrolle hineinwachsen, für die er laut Kretzschmar alles mitbringt: „Er hat eine absolute Anführer-Mentalität und ist ein Gewinnertyp, der seine Kollegen mitreißt."
Klar ist aber auch, dass die Füchse einen Top-Mann wie Andersson nur mit dem Versprechen halten konnten, weiter in Verstärkungen zu investieren. „Meine Ziele mit den Füchsen haben sich seit meiner Ankunft hier nicht verändert", sagte der ehrgeizige Rückraumspieler, „und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, noch erfolgreicher zu sein." Bei der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung gab sich der Klub kreativ: Er ließ Andersson vor einem Weihnachtsbaum eine auf ihn persönlich umgeschriebene Weihnachtsgeschichte lesen: „Und Lasse sprach zu ihnen: Fürchtet Euch nicht. Sehet, ich verkünde Euch große Freude, denn heute ist ein neuer Vertrag geboren!"
Dejan Milosavljev
Der Torhüter nimmt im Handball immer eine Schlüsselposition ein, das ist bei den Füchsen nicht anders. Und mit dem Serben Milosavljev sehen sie sich dort überragend besetzt, weshalb sie der Nummer eins einen Langzeitvertrag bis 2027 zur Unterschrift vorlegten. Kretzschmar bezeichnete den bulligen Keeper als „Aushängeschild" des Klubs, der mit seinem „starken Bekenntnis" zu Berlin auch die „Verbundenheit und den Glauben an unsere Arbeit und unsere Vision" zum Ausdruck gebracht habe.
Auch Trainer Siewert hält große Stücke auf den Champions-League-Sieger von 2019 (mit Vardar Skopje), der trotz seiner Erfolge und Erfahrung noch Entwicklungspotenzial besitzt: „Dejan ist für Torhüter noch relativ jung und dennoch auf absolutem Top-Niveau." In Berlin hat man mit Wohlwollen registriert, dass der 1,95-m-Riese, der vor zweieinhalb Jahren mit 135 kg Körpergewicht zu den Füchsen stieß, inzwischen deutlich leichter und austrainierter ist. „Er hatte Hilfe von allen Seiten, aber es dauerte ein bisschen, bis er sie angenommen hat", verriet Athletikcoach Carsten Köhrbrück. Das ging aber nicht auf Kosten der Leistung, die stimmt in der Regel. Auch in der Vorsaison hatte Milosavljev mit 365 Paraden (30,47 Prozent) die meisten in der HBL.
Bei seiner Vertragsverlängerung bedankte er sich bei den Verantwortlichen, dass sie „mich unbedingt im Team halten wollten". Dieses Vertrauen braucht der Schlussmann, der sich in Berlin und bei den Füchsen pudelwohl fühlt. Der Berliner Hauptstadtklub sei für ihn „ein besonderer Klub in Europa mit der besten Nachwuchsarbeit der Welt". Er wolle mit den Füchsen in nächster Zukunft „Titel gewinnen" – das hören sie in der Chefetage gerne.
Mijajlo Marsenic
Ein ähnlicher Ehrgeiz wird auch Marsenić nachgesagt, auch deshalb haben die Füchse den Kreisläufer langfristig bis 2027 an sich gebunden. Mit dieser Personalie komme man „der Vollendung des Puzzles sehr nah", wie Kretzschmar meinte. Marsenić ist nicht nur Kapitän der serbischen Nationalmannschaft, auch bei den Füchsen trug er zwischenzeitlich die Spielführerbinde, als Paul Drux und dessen Stellvertreter Fabian Wiede mit Knieproblemen ausgefallen waren. Der 2,03-m-Hüne überzeugt als sportlicher Leistungsträger und emotionaler Leader, vor allem seine Körperlichkeit wird im Team sehr wertgeschätzt. Als „Maschine vom Kreis" hatte der Tagesspiegel den Aushilfskapitän jüngst getauft.
Marsenić gehe „emotional voran", lobte Trainer Siewert: „Er spielt sowohl im Angriff als auch in der Abwehr eine wichtige Rolle und hat ein gutes Standing im Team." An seiner Identifikation mit dem Klub gibt es ohnehin keine Zweifel, beim Ablauf seines neuen Vertrags wird seine Zeit in Berlin neun Jahre betragen. „Es war der Wunsch meiner Familie und mir, wir genießen es, hier zu sein und haben alles, was wir brauchen", sagte Marsenić: „Jeder weiß wie viel mir dieser Verein und diese Mannschaft bedeuten." Er wolle die „großartige Zukunft" mitgestalten.
Marko Kopljar
Und auch der Abwehrchef bleibt langfristig an Bord. Der kroatische Nationalspieler Kopljar unterschrieb einen neuen Kontrakt bis 2024, womit er vor allem Hanning eine große Freude bereitete. „Marko ist mir eine Herzensangelegenheit", sagte der Geschäftsführer: „Seit Jahren ist er ein Vorbild, sowohl für unsere gestandenen als auch für unsere jungen Spieler." Auch Kretzschmar hält Kopljar wegen seiner Erfahrung und Persönlichkeit für unersetzbar: „Er kann unheimlich viel Einfluss auf die Stimmung in der Mannschaft nehmen." Im Alter von 35 Jahren war es für den Defensivmann vielleicht die letzte Chance, noch mal zu einem anderen Topteam zu wechseln. Doch Kopljar – seit 2017 ein Fuchs – wollte partout nicht weg. „Wir haben ein großartiges Projekt", sagte er, „in einer tollen Stadt mit fantastischen Fans." Fehlen nur noch die Titel. Die Weichen dafür könnten mit den jüngsten Vertragsverlängerungen gestellt sein.