Der neueste Interieur-Trend stellt die Farbe Grün in den Vordergrund: Einfache Wohnräume verwandeln sich durch ausgewählte Designelemente in „Urban Jungles". Neben einer wahren Pflanzenvielfalt dürfen auch Wände, Sofas und ganze Küchen mutig ergrünen.
Nach einem hektischen Tag auf der Arbeit eintauchen in eine wohltuende grüne Oase. Das ist jetzt problemlos möglich, wenn es nach den Einrichtungsprofis geht. Alle Facetten von Grün sind aktuell überall zu sehen. Das Farbspektrum reicht von Limone über Apfel bis hin zu Salbei, Tanne, Gras und Petrol. Dabei ist es längst kein Zufall, dass alle Grünnuancen Bezeichnungen tragen, die aus der Natur entnommen sind. Saftiges Gras, das sich sanft im Wind wiegt. Mächtige dunkle Tannen verziert mit Tannenzapfen, die an kleine Wichtelhäuser erinnern. Irgendwo dazwischen fällt ein Apfel vom Ast und lädt dazu ein, mit Genuss verspeist zu werden.
Beliebt: Grüntöne und Pflanzen-Prints
Die Natur ist vielfältig und erstrahlt nahezu in unendlich vielen Grüntönen. Die Farbe steht für Wachstum und für das Leben an sich. Das sagt auch schon der Wortursprung. „Grün" stammt nämlich von der germanischen Bezeichnung „ghro" ab und das heißt übersetzt „Wachstum". In der Psychologie steht die Sekundärfarbe für Entspannung, Zufriedenheit, Harmonie und Ruhe. Sie kann aber auch beleben, je nachdem auf welche Nuancen die Wahl fällt. Dunkle Töne wirken eher entspannend, helle erfrischend. Spannend, welche unterschiedlichen Reaktionen ein Ton auslöst, der eigentlich eine Mischung ist aus Gelb und Blau. Es scheint fast so, als würde Grün das Lebendige des Gelben mit der Ausgeglichenheit und Freiheitsliebe des Blauen vereinen. Je höher der Blau-Anteil ausfällt, desto intensiver erscheint der Ton. Für Olive oder Tanne ist es außerdem eine Mischung anderer Nuancen wie Magenta oder Ocker.
Aufgrund der Vielfalt und des wohltuenden Charakters fällt es schwer, nur ein Einsatzgebiet für die Gestaltung des Wohnraum-Dschungels auszumachen. Echte Fans leben sich deshalb so richtig aus und bringen in sämtliche Wohnräume von der Küche über das Badezimmer bis hin zum Wohnzimmer einen grünen Touch mit hinein. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Von Möbeln wie Schränken und Sofas bis hin zu Tapeten, Teppichen und Wohnaccessoires ist das Angebot ausgesprochen reichhaltig. Wer sich erst vorsichtig an die Farbe herantasten möchte, für den empfiehlt es sich, zunächst einzelne Akzente zu setzen. Grüne Kissen auf dem weißen Sofa, Vasen mit blühenden Pflanzen auf der Fensterbank oder grüne Handtücher über dem Badewannenrand können ein guter Einstieg sein.
Accessoires wie diese machen nicht nur Lust auf mehr, sie verwandeln jedes Zimmer auch Stück für Stück in eine echte Wohlfühloase. Mutige lassen sich komplett auf Grün ein und streichen den Raum in frischem Salbei oder saftigem Grasgrün. Wichtig ist dabei, nie alle Wände farbig zu gestalten, sondern nur einzelne Wandbereiche zu betonen. Der Vorteil ist, dass nahezu alles dazu harmoniert. Man denke sich einen Blumenstrauß, in dem grüne Blätter die Basis bilden, auf der einfach alle Blüten erstrahlen. Soll das Gesamtbild im Raum eher dezent und harmonisch ausfallen, bietet sich frisches Salbei oder Petrol an. Dazu passen Creme, Grau und Weiß. Holzmöbel aus Kiefer, Esche oder Eiche runden den Frischelook ab. Natürliche Accessoires aus Seegras, Stein, Bast oder Sisal ergänzen den natürlichen Charme des Raumes und schenken ihm mehr Individualität.
Wer es weniger kühl und mehr saftig mag, für den sind leuchtende Grüntöne wie Gras oder Greenery (Pantone Trendfarbe 2017) eine passende Wahl. Sie lassen wirkliches Jungle-Feeling aufkommen, denn zu ihnen passen Komplementärfarben wie Rot oder Orange wunderbar. Wichtig ist, das Grün dezent einzusetzen und die Accessoires dann in einer Kontrastfarbe auszuwählen. Zu viele Farbkombinationen wirken sonst zu unruhig und bunt. Einfacher gelingt die mühelose Verbindung von Grün zu anderen satten Farben, wenn der Basiston von vornherein gedeckt bleibt. Tannengrün oder ein leichtes Pastellgrün passen hier perfekt. Pflanzen als Ergänzung sind ein absolutes Muss im Naturzimmer. Schön sind hohe Topfpflanzen wie Monstera, Palmen oder Gräser. Wer Nischen oder Regale zur Verfügung hat, für den bieten sich auch kleine Exoten wie Croton oder Hedera an. Einen asiatischen Touch gewinnt der Raum durch einen Bonsai. Der ist allerdings ein kleines Sensibelchen und benötigt neben dem perfekten Standort auch ein extra Maß an Pflege.
Wer kann, der lässt die Wände nicht nur in grünen Tapeten erstrahlen, sondern gönnt sich einen Hängegarten. Sukkulenten sind hierfür eine tolle Wahl, denn sie sind immergrün und sehr pflegeleicht. Gar keine Pflege hingegen benötigen die Pflanzen, wenn sie einfach Teil der Wandbemalung sind. Ein schönes, wenn auch kostspieliges Beispiel ist die florale Mustertapete „Trailing Orchid" von Osborne & Little. Auf dem zarten Vlies ranken sich wunderschöne Orchideen die Decke hinunter, während kleine Kolibris sie umkreisen. Eine günstigere Alternative dazu bieten Fototapeten, die es in allen möglichen Pflanzenmotiven zur Auswahl gibt. Mal sind es Herbstblätter, dann wieder Blumenwiesen oder ein Tannenwald. Passend zur natürlichen Wandgestaltung bieten Händler wie Loberon oder LightInTheBox Kissenhüllen, Bettwäsche oder Vorhänge mit Botanik-Prints an. Wem die Pflanzenwelt hierfür nicht ausreicht in all ihrer Bandbreite, der kombiniert einfach Tiermotive dazu. Erst dadurch verwandelt sich ein einfacher Raum in einen richtigen Urban Jungle.
Passend zu jedem Einrichtungsstil
Und damit der auch so riecht, kommen Duftkerzen, Stäbchen, Sprays oder Zerstäuber zum Einsatz. Produkte von Anbietern wie Baldini oder Rituals imitieren den Duft von Tannen, Früchten oder Blüten. Wer jetzt seine Augen schließt, der fühlt sich wie auf einer Wanderung inmitten der Natur, statt auf dem Sofa sitzend im eigenen Wohnzimmer. Damit auch das Ohr eine Sinneswahrnehmung verarbeiten kann, empfehlen sich kleine Zimmerbrunnen. Ihr Plätschern entspannt, denn Wasser hat eine beruhigende Wirkung. Außerdem lassen sich die kleinen Brunnen wunderschön bepflanzen und verwandeln sich so in einen tollen Blickfang im Wohnraum. Den Abschluss der grünen Oase bildet ein passender Bodenbelag. Neben Holz- oder Korkparkett können hier Sisal oder Wollteppiche in Braun-, Beige- oder Grüntönen eine schöne Ergänzung zum neuen Raumkonzept darstellen. Inzwischen gibt es Teppiche, die nicht nur optisch einem Waldboden ähneln, sondern diesen auch perfekt nachbilden. Sogenannte Mimik Moosteppiche (über Etsy) überraschen durch ihre spezielle Haptik, die tatsächlich an Moos erinnert. Ein spannendes Einrichtungselement, das sich jedem natürlichen Wohnraumkonzept perfekt einfügt.
Weitere Inspirationen zum Trendthema Urban Jungle gibt es inzwischen sogar in Buchform. „Urban Jungle – Wohnen in Grün" von Igor Josifovic und Judith de Graaff ist ein schöner Ratgeber dazu, was alles möglich ist, um naturnah zu wohnen. Ähnliche Bücher finden sich auch seit Längerem auf dem englischen Markt, zum Beispiel „Wonder Plants: Your Urban Jungle Interior" von Lannoo, Irene Schampaert, et al. Lesestoff wie dieser zeigen, dass der Grün-Trend schon länger ein großes Thema unter Einrichtungsexperten ist. Der Vorteil ist, dass es nicht eine komplette Veränderung im Raum braucht, um die wohltuende Wirkung zu erleben. Kleine Refugien können überall entstehen, egal ob im schlichten Bauhausstil, im überladenen Boho-Zimmer oder in der kleinen Studentenbude.
Dabei gilt es lediglich, einen grünen Daumen zu beweisen und gezielt die Grünnuancen auszuwählen, die einem persönlich am besten gefallen. Zu Grün harmoniert zum Glück fast alles, also auch ganz viel anderes Grün. Wer sich einmal eine Naturoase geschaffen hat, der will sie so schnell nicht mehr aufgeben. Wohnen und Leben sind genauso eng miteinander verwoben wie der Mensch mit der Natur. Schön zu wissen, dass alles eins werden kann und das auf eine so einzigartig stylische Art und Weise.