Das 43. Filmfestival Max Ophüls Preis wird diese Woche eröffnet. Von 16. bis 26. Januar sind Wettbewerbsfilme und Filme in Nebenreihen zu sehen. Dezentral und hybrid. Ein selektiver Ausblick.
Das bedeutendste Festival für den Filmnachwuchs, das Saarbrücker Filmfestival Max Ophüls Preis, war als letztjährige Online-Ausgabe zwar ein Novum, aber durchaus erfolgreich. Erstmals war eine Teilhabe deutschlandweit möglich geworden. Aber der Künstlerische Leiter Oliver Baumgarten stellt unmissverständlich klar: „Wir wollen ins Kino mit unseren Filmen, dort gehören sie hin." Im letzten Jahr griff eine Ausnahmeregel, um Filme vor dem Kinostart online zeigen zu dürfen, die in diesem Jahr in selbiger Form nicht mehr zur Anwendung kommt, gleichzeitig werden unterschiedliche Auswertungsstrategie berücksichtigt. Dennoch können alle Wettbewerbsfilme bis auf einen – den Dokumentarfilm „Vier Sterne plus" – online präsentiert werden. Das begrenzte Kartenkontingent kann allerdings auch online für ein ausverkauftes virtuelles Kino sorgen. Das Besondere: Die Filme sind ab der Präsenz-Premiere bis Sonntag, 30. Januar, 24 Uhr, von der Streamingplattform abrufbar.
Deutschlandweit elf Tage Filmkunst
Eine weitere Besonderheit ist, dass neun Kinos am 43. Filmfestival Max Ophüls Preis beteiligt sind. Festivalleiterin Svenja Böttger hatte bereits 2019 „MOP uff de Schnerr" initiiert und in St. Ingbert und Bous ausgewählte Wettbewerbsfilme dezentral gezeigt. Dieser Weg wird ausgebaut: Neben der Kinowerkstatt St. Ingbert und den Thalia Lichtspielen in Bous sind das Eden Cinehouse in Homburg und das Capitol Movieworld in Saarlouis beteiligt. In der Landeshauptstadt Saarbrücken sind wie gewohnt dabei: die Kinos Camera Zwo, Achteinhalb, Filmhaus und das Passage-Kino. Unverzichtbar ist und bleibt: das Cinestar. Von dort aus werden – im Anschluss nach den zeitgleich in den beteiligten Kinos laufenden Vorführungen – die Gespräche mit den Filmemachern übertragen. Im Kinosaal vor Ort gelten 2G+ und eine Saalauslastung von 50 Prozent.
Der Film zur Eröffnung ist gleichzeitig ein Wettbewerbsbeitrag der Sparte Spielfilm. In „Everything will Change" schickt Drehbuchautor und Regisseur Marten Persiel drei Antihelden auf einen Road-Trip ins Jahr 2054. Auf unglaubliche Weise schicken sie sich an, unseren Planeten zu retten. Der Film erhielt vom Wim Wenders Stipendium, der Film- und Medienstiftung NRW, Entwicklungsförderung. Im Frühjahr 2022 wird „Everything will Change" in den deutschen Kinos anlaufen. Marten Persiel über den Film: „Eine Liebeserklärung an die Wildnis und deren Fähigkeit, uns zu lehren, wer wir sind." In dieses dokumentarische Märchen aus der Zukunft habe er „sein ganzes Herz" gesteckt. Große Worte, daher erwarte ich: einen großen Film!
Insgesamt werden 80 Filme beim 43. Filmfestival Max Ophüls Preis zu sehen sein, 49 davon laufen im Wettbewerb, darunter 35 Uraufführungen. Der Eröffnungs-Wettbewerbs-Film „Everything will Change" thematisiert Natur und Naturzerstörung. Welche relevanten Themen erwarten uns darüber hinaus? Und: Wie soll diese Festivalausgabe werden? „Schön, vielfältig und divers", ruft die Festivalleiterin Svenja Böttger fröhlich bei der Programmvorstellung, die in der Union Stiftung stattfand. Aus gutem Grund, denn die Union Stiftung tritt erstmals als einer der Hauptsponsoren in Erscheinung. Erfreulich und nicht selbstverständlich. Der Union Stiftung darf man nicht unterstellen, dass sich ihr Engagement ausschließlich auf ein Großprojekt, ein Flaggschiff der Landeshauptstadt Saarbrücken, richtet. Auch soloselbständige Künstler unserer Region hält man im Blick.
Mit den vier Wettbewerbskategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Mittellanger Film und Kurzfilm plus den Programmreihen „MOP-Watchlist" und „MOP-Shortlist" und den Sonderprogrammen „Atelier Ludwigsburg-Paris" und „Kurz.Film.Tour" ist der Tisch für Cineasten auch in diesem Jahr reich gedeckt.
Die Saarbrückerin Alison Kuhn zeigte im letzten Jahr „The Case You" im Wettbewerb Dokumentarfilm. Der Film erhielt den Preis für die beste Musik in einem Dokumentarfilm. Ich war ziemlich begeistert, weil Alison Kuhn das Thema Machtmissbrauch am Theater auf so eindrucksvolle Weise in ein Filmkunstwerk zu übersetzen verstand. In diesem Jahr ist Alison Kuhn im Wettbewerb Kurzfilm vertreten. „Fluffy Tales" nimmt uns 15 Minuten lang mit zu einem Werbeshooting.
Preisverleihung als Online-Event
Zum mittelangen Film berichtet der Künstlerische Leiter Oliver Baumgarten, dass die Einreichungen gleichbleibend hoch in Relation zu den Vorjahren waren, und spricht von „Qual der Wahl." Konkret in Zahlen: Von 100 Sichtungen wurde elf Beiträge ausgewählt. Im Programm 3 läuft „Stockfinster" von Jakob Fischer. Der Absolvent der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf versetzt drei Haushalte in den Ausnahmezustand. Der Strom ist ausgefallen. Logisch, dass auch jemand im Aufzug feststeckt …
Wiedersehen mit Maurizius Staerkle Drux. Sein Film „Die Böhms – Architektur einer Familie" lief beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2015 und zählte im selben Jahr zu den fünf erfolgreichsten Dokumentarfilmen in Deutschland. „Die Böhms" habe ich noch sehr gut in Erinnerung und freue mich auf „Die Kunst der Stille" – Druxs dritter Dokumentar-Langfilm. „Die Kunst der Stille" widmet sich dem weltbekannten Pantomime Marcel Marceau und seiner Familiengeschichte.
Das 43. Filmfestival Max Ophüls Preis erstreckt sich über elf Tage – länger als sonst. Deshalb findet die Preisverleihung ungewohnterweise an einem Mittwoch statt. Als Online-Event. Das Prozedere wird länger dauern – zwei neue undotierte Preise treten hinzu. Der Preis der Filmkritik wird jeweils für einen Spielfilm und für eine dokumentarische Arbeit aus den Langfilmwettbewerben vergeben. Undotiert? Klatschen alleine reicht nicht! Oder möchte sich die Filmkritik vielleicht selbst in Szene setzen? Insgesamt werden beim Festival 18 Preise im Wert von 118.500 Euro vergeben. Jetzt heißt es: Film ab!