Die bundesweiten Wahlergebnisse haben uns vor einigen Monaten nicht nur eine neue Regierung beschert. Nein, leider sollten sie auch wachrütteln. Die Menschen sind wütend, haben zum Teil resigniert und mit der Politik abgeschlossen. Menschen, denen es selbst schlecht geht, haben ihren Idealismus oftmals verloren. Ein Sündenbock muss her, möglichst einer, der noch mehr Probleme hat als man selbst – oder angeblich bevorzugt wird. Flüchtlinge, die berechtigt gefördert werden müssen und Hilfe erhalten – oder auch die Sinti und Roma.
Gerade im Osten Deutschlands sind die Nachfahren der Sinti und Roma nicht gern gesehen, wie es in einem Bericht des Deutschlandfunks heißt. Die Kinder seien „laut", „ungehobelt", „kriminell" und „ungebildet". Mit solchen und ähnlichen Vorurteilen möchte der Cirque Bouffon nicht nur in der Manege, sondern auch mit seiner Musik aufräumen, durch Songs des ukrainischen Komponisten Sergej Sweschinski.
Inhaltlich sind diese Künstler und Artisten damit beschäftigt, ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Minderheiten zu setzen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Sinti und Roma, aber auch auf Künstlern, die als fahrendes Volk ohne wirkliches Zuhause geschildert werden und immer auf der Suche nach einer neuen, vorübergehenden Heimat sind. Es ist eine Hommage an die Gründerväter des Cirque Bouffon, Freigeister fernab der bürgerlichen Werte – stets auf der Suche nach Glück.
Bereits der Eröffnungssong „Bohemia" beschreibt mit fragilen Klängen die zerbrechliche Welt der Artisten. „Rula Duna" erinnert an die Ansiedlung der Roma am „Lauf der Donau" entlang. Musikalisch rebelliert dabei insbesondere die Geigerin mit ihren forschen Violinen-Klängen. Zementiert wird die Revolte mit einem resoluten Gesang. Fahrende Musiker sind nun einmal nicht leise – stattdessen aber weltoffen, sprachbegabt und künstlerisch versiert. Gerade deshalb mischen sich auf dem Album, wie auch im Leben der Roma, mehrere Sprachen.
Auch orientalische Einflüsse, wie in dem Song „Cem Navada", sind zu hören. Musikalische Highlights sind der „Toupie Express" und der Song „Inspirito". Ein Album, das nachdenklich macht.