Am Samstag startet der 1. FC Saarbrücken mit einem Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück ins neue Jahr. Tabellarisch ist die Situation bei den Blau-Schwarzen ausgezeichnet. Doch nicht alles war in der Hinrunde Gold, was glänzte.
Die Bilanz stimmt beim Fußball-Drittligisten. 34 Punkte bedeuten Platz fünf. Doch es gab nicht nur eitel Sonnenschein beim FCS. Zudem belastete die Corona-Situation die Vorbereitung. Im Gespräch mit FORUM zieht Trainer Uwe Koschinat eine Zwischenbilanz und spricht:
... über die Vorbereitung in Saarbrücken:
Wenn man die vergangenen Jahre zum Maßstab nimmt, dann war der Januar eigentlich kein Monat, in dem man in Deutschland nicht hätte vernünftig trainieren können. Zudem war die Zeit sehr kurz und so ein Trainingslager kostet immer zwei Tage für An- oder Abreise. Hinzu kommt die Corona-Situation: Es waren mir insgesamt zu viele Faktoren, die gegen ein Trainingslager gesprochen haben.
... über die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie:
Das Beruhigende an der Sache ist, dass keine Mannschaft einen Vorteil dadurch hat. Jeder Verein bemüht sich nach Kräften, aber man kann nicht jede Infektion verhindern. Die Spieler haben auch ihr Privatleben. Sollte es uns stark treffen, sehe ich den Vorteil, dass wir viele Spieler mit ausreichender Spielzeit haben. Wir müssen niemanden ins kalte Wasser werfen. Zudem haben wir viele Spieler, die man auf unterschiedlichen Positionen einsetzen kann. Der Kader ist nicht zu groß, aber wir können auf viele Dinge gut reagieren.
... über die Luxus-Situation im Angriff:
Wir haben Adriano Grimaldi und Sebastian Jacob in einem sehr guten körperlichen Zustand bekommen. Julian Günther-Schmidt war vielleicht unser auffälligster Offensivspieler, Minos Gouras hat stark angefangen. Maurice Deville hat dann auf sich aufmerksam gemacht und Justin Steinkötter ist bereits mehr als eine Alternative. Bauchschmerzen habe ich eher in der Kommunikation mit den Spielern, weil es natürlich das Selbstverständnis des einen oder anderen betrifft. Aber ich glaube, dass wir nur so weit oben stehen, weil wir vorne auf alle Eventualitäten reagieren konnten.
... über die Situation nach dem Erdmann-Abschied in der Abwehr:
Wir beobachten Bjarne Thoelke im Training. Er wäre sicherlich eine naheliegende Lösung, weil er innerhalb der Gruppe ein hohes Ansehen genießt, aber wir müssen abwarten, wie sein Körper reagiert. Wichtig ist zudem, dass wir Steven Zellner nicht überfordern. Aber er macht sich da keinen Kopf, er weiß selbst, was für ihn am besten ist. Er hat einen längerfristigen Vertrag und unser Ziel muss es sein, dass er noch in der Rückrunde viele Spiele macht. Bei Boné Uaferro müssen wir uns leider noch ein wenig gedulden. Mit Dominik Becker haben wir einen hervorragend ausgebildeten, jungen Spieler dazu bekommen, der sofort einsetzbar ist.
... über die Enttäuschung der Hinrunde Dave Gnaase:
Dave ist ein Spieler mit einem hohen Anspruch an sich selbst. Er trainiert überragend und ist extrem professionell. Es war ein hartes Stück Arbeit, ihn von einem Wechsel nach Saarbrücken zu überzeugen. Ich hatte das Gefühl, dass man hier sehr viel von ihm erwartet hat. Ich glaube, dass er das angenommen hat und etwas Besonderes machen will. Hinzu kommt, dass aus dem Talent Luca Kerber ein überragender Spieler geworden ist. Er ist auf Daves Position nicht mehr wegzudenken. Dave muss die Situation annehmen und sich über Kurzeinsätze empfehlen. Er hat enorme Qualitäten, ich will ihn nicht abschreiben.
... über den Vergleich mit seinem Vorgänger Lukas Kwasniok:
Wir beschäftigen uns beide intensiv mit dem jeweiligen Gegner. Lukas ist ein Trainer, der die Schwächen herausarbeiten und permanent das eigene Spiel durchdrücken will. Ich verfolge eher den Ansatz, dass ich auf die Stärken des Gegners hinweise und diese minimieren will. Für mich war es sehr reizvoll, die Nachfolge eines erfolgreichen und bei der Mannschaft sehr beliebten Trainers anzutreten.
... über den Abschied von Markus Mendler:
Da habe ich mit offenen Karten gespielt. Der Spieler war lange hier und manchmal tut ein bisschen frischer Wind gut. Er hatte bei einem anderen Verein die Perspektive, einen längerfristigen Vertrag zu unterschreiben. Diese Möglichkeit wollte ich ihm nicht verbauen. Es war absehbar, dass auf seiner Position Minos Gouras die Nase vorne haben wird. Die U23-Regelung hätte dann bewirkt, dass er öfter gar nicht im Kader gewesen wäre. Mich freut seine Leistung in Homburg enorm, aber ich würde diese Entscheidung wieder genauso treffen.
... über Stärken und Schwächen seines Teams:
Wir haben uns immer viele Chancen herausgearbeitet und sind sehr häufig zurückgekommen. Das spricht einerseits für eine gute Mentalität, andererseits aber auch dafür, dass wir zu oft in Rückstand geraten sind. Wir hatten lange Probleme, bei eigenen Standards gefährlich zu werden, das ist besser geworden. Wir haben sicherlich zu viele individuelle Fehler gemacht, aber im Endeffekt stehen wir auf Platz fünf. Das ist kein Resultat, für das man sich schämen muss.
... über einen Traditionsverein wie den 1.FCS:
Es ist eine extrem spannende Aufgabe. Man spürt alleine bei der medialen Aufmerksamkeit die Größe dieses Vereins. Andererseits hat es mich schon erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit hier von Fans, Medien und dem gesamten Umfeld von der Zweiten Liga gesprochen wird. Wir geben nicht so viel Geld aus, als dass wir automatisch ein Favorit wären. Die Infrastruktur ist okay, aber auch nicht herausragend im Ligavergleich. Ich schaue mir die Situation bei gestandenen Vereinen an, und dann muss ich doch feststellen, dass wir hier gar nicht so verkehrt arbeiten. Der Verein hat sechs Jahre gebraucht, um aus der Regionalliga herauszukommen. Das wird mir ein bisschen zu schnell vergessen.
... über die Perspektiven in der Rückrunde:
Ich habe nach den Derbys gemerkt, dass es weder Mannschaft noch Verein guttut, wenn man zuviel über Ziele spricht. Mit 34 Punkten muss man mich feuern, wenn ich sage, dass wir nur nach unten schauen. Andererseits gibt es die Konstellation nicht her, dass ich den Aufstieg verspreche. Ich versuche unsere Arbeit über den Weg zu definieren. Was können wir von Spiel zu Spiel verbessern? Schaffen wir es mal, einen Gegner über 90 Minuten zu beherrschen?