Grobe Maschen und coole Schnitte erleben in dieser Wintersaison ihr verdientes Comeback. Während es im Sommer noch hieß mit kleiner Nadel häkeln, darf es jetzt extra chunky zugehen. Am besten im superwarmen Layering-Look. Die großen Labels zeigen, wie es geht.
Den Grundstein für den diesjährigen Winterlook legten die Designer bereits im Februar dieses Jahres auf der Fashion Week in Kopenhagen. Neben froschgrünen Outfits und viel Leder stach hier besonders ein Look hervor: Strick all-over! Kein Wunder eigentlich, gehören die echten Kuschelwunder doch zu den Alltime-Favorites der kalten Saison. Und doch scheint es so, als könnten sich die kreativen Modeschöpfer nicht entscheiden, ob sie ausgestellten Strick-Leggings mit Schlag, Pullundern, Kleidern oder doch Röcken den Vorzug geben möchten. Das müssen sie auch gar nicht, denn bei Top-Adressen wie Ganni, Miu Miu oder Bottega Veneta entscheidet man sich kurzerhand dafür, einfach alle Lieblingsstücke übereinanderzustapeln. Layering nennt das der Mode-Experte. Einfach betrachtet heißt das, Kleidungsstücke unterschiedlicher Länge so geschickt übereinander zu kombinieren, dass die „Lagen" erkennbar bleiben. Schon unsere Großeltern kannten dieses Prinzip vereinfacht unter dem Begriff „Zwiebellook". Und genau hier liegt der große Vorteil: Neben der spannenden Optik bietet das Kleidungsprinzip die Möglichkeit, bei wärmeren Temperaturen einfach eine oder zwei Lagen wieder auszuziehen. Um den perfekten Layering-Style zu kreieren, braucht es zunächst schöne Strick-Basics. Grobe und feinere Maschen dürfen sich dabei ruhig abwechseln, das sorgt für eine spannendere Haptik. Sehr elegant wirkt das Ganze, wenn sich die Stoffe in einer Farbfamilie bewegen. Echte Profis wählen bewusst einen Kontrastton für besondere Hingucker-Momente. Fließende Schnitte, die einen einhüllen wie ein Kokon sind dabei ideal, denn sie lassen sich optimal übereinanderlegen. An den Füßen passen dazu neben sportlichen Sneakern auch Combat Boots in Schwarz oder Erdtönen. Und wer am Ende gar nicht genug vom Strick bekommen kann, der wählt als Finish einen XXL-Schal. Der darf entweder in Farbe und Stil mit dem restlichen Outfit harmonieren oder mutig hervorstechen. Wie wäre es hier zum Beispiel mit dem echten Evergreen, dem Karo? Oder einfach mal auf Retro setzen und nostalgische Rautenmuster entdecken? Wie gut, dass es hier gleich noch ein anderer Strick-Trend zurück aus der Vergangenheit geschafft hat. Strick-Leggings mit Schlag! Die gab es schon einmal in den 70er-Jahren, und jetzt erleben sie ihr wohlverdientes Revival. Zu sehen sind die schicken Teile unter anderem bei Galvan London und Missoni. Preisgünstiger geht es natürlich auch, dafür sind Mango und NA-KD eine gute Anlaufstelle. Neben dem speziellen Schnitt und dem ungemein weichen Tragekomfort ist besonders die Farb- und Mustergebung hervorzuheben. Auch hier orientieren sich die Designer nämlich an den 70er-Jahren und wählen typische Farben wie Petrol oder Senfgelb. Und was kommt oben drüber? Natürlich auch Strick! Cardigans, Rollkragenpullover, Strick-Tops. Am besten ein bisschen von allem. Top und Leggings in gleichem Farbton, darüber ein Cardigan in passender Farbe und schon setzt der Layering-Effekt ein. Für die Füße empfehlen die Styling-Experten der Modezeitschrift „Elle" Clogs, Cowboy-Boots oder Plateauschuhe. Wenn schon einen stilsicheren Ausflug in die Vergangenheit unternehmen, dann richtig.
Top und Leggings in gleichem Farbton auswählen
Und wer mit Leggings nicht so recht warm werden kann, der wendet sich ab von den 70ern und steigt ein in die 90er-Jahre. Strickkleider erleben ebenfalls ein großes Comeback und das in vielerlei Ausführungen. Zunächst gibt es die ausgestellten Pullover-Kleider. Die erinnern an XXL-Pullis. Manchmal mit einem XXL-Kragen versehen, mit einer Kapuze bestückt und eingearbeiteten Taschen aufgewertet, gibt es hier vieles zu entdecken. Die Länge dieser Kleiderform reicht mindestens bis hinunter zum Knie, oft sogar noch darüber hinaus. Die Ärmel dürfen ruhig ausgestellt sein, ein wenig Puff im Schulterbereich unterstreicht die neue Lässigkeit. Zu finden sind die guten Stücke nicht nur im Kleiderschrank des New Yorker TV-It-Girls Carrie Bradshaw aus der Kultserie „Sex and the City", sondern auch in den Regalen von H&M, COS und Arket. Kombiniert zu Stiefeln oder Boots wirken die Hybride aus Pullover und Kleid bequem und elegant zugleich. Darüber noch einen Wollmantel geworfen, eine Strickjacke kombiniert und bloß nicht auf Mütze und Schal verzichtet, schon stimmt das Outfit.
Wem die Lässig-Variante durch den geraden Schnitt nicht zusagt, für den ist die zweite Kleidvariante vielleicht eher etwas? Labels wie Esprit und NA-KD zeigen, wie schick Strickkleider mit ausgestelltem Rock wirken können. Speziell für Frauen mit einer schmalen Taille ist die Kombination aus engem Oberteil und weitem Unterteil ideal, denn sie formt eine tolle Silhouette. Zarte Pumps passen hierzu ebenso gut wie Boots, je nachdem, in welche Richtung der Look gehen soll. Darüber noch schnell eine kurze Strickjacke geworfen, schon ist das Kleid bereit für einen Ausflug in den Herbst.
Noch eine Spur extravaganter wird es mit Kleidern, die überraschenderweise den Arm vermissen lassen. Trägerkleider sind ebenfalls ein großer Favorit für die kalte Jahreszeit. Doch keine Sorge! Frieren muss darin niemand. Hier kommt nämlich einmal mehr der Lagen-Look zum Tragen. Statt obendrüber passen Rollkragenpullover oder Strickshirts unten drunter. Kombiniert mit weiten Mänteln und Combat Boots erinnert das Ganze dann sehr an eine Neuinterpretation des Grunge. Zu haben sind die perfekten Layering-Begleiter zum Beispiel bei Shein, Mango oder Pimkie.
Mit Lagen-Looks lassen sich Trägerkleider auch im Winter stylen
Bleibt noch eine letzte schicke Strickkleid-Variante: der Röhrenschnitt (Hessnatur, Asos unter anderem). Hier schmiegt sich das gemütliche Stück wie eine zweite Haut an den Körper. Darunter passt nicht mehr viel Stoff, wohl aber obendrüber. Mal mit einem Strickmantel (Peter Hahn, About You), dann wieder mit einem taillierten Pullover (Madeleine) bedeckt, ändert das Kleid so ständig seinen Charakter. Ein raffinierter Halsausschnitt schenkt zudem ein tolles Dekolleté. Und es bleibt Platz für eine zarte Gold- oder Silberkette. Diese Version ist sicher nicht für jede Figur etwas, doch sie macht ungemein Lust, die sexy Seite des Strickkleides zu entdecken.
Wichtig ist, bei all den Stofflagen in Sachen Accessoires ein wenig zurückzustecken. Es braucht keine Statement-Pieces, um den Look effektvoll zu unterstreichen. Besser ist es, dezent zu bleiben. Gold und Silber sind immer eine gute Wahl. Auch Perlenschmuck bildet einen schönen Kontrast zum Strick. Handtaschen sind natürlich ebenfalls erlaubt. Am liebsten schlichte Shopper und Umhängetaschen aus Leder oder Strick! Auch hier darf Frau ruhig layern und sich in einer Stofffamilie aufhalten. Pull & Bear hat farbenfrohe Varianten im Programm ebenso wie Ralph Lauren und Verstrickt-in-Berlin. Wer es exklusiv mag, der entscheidet sich für eine handgearbeitete Handtasche aus dem Hause Brunello Cucinelli. Die besteht aus einer Paisley Crochet-Strick-Kreation in edlem Kaschmir gefertigt. Eingearbeitete Blüten in grauem Farbton erinnern an den vergangenen Sommer und schenken etwas Freude in dunkleren Tagen. Für so viel edle Handarbeit müssen Handtaschen-Fans dann auch tiefer in ebendiese greifen. Ab 1.500 Euro sind solche Modelle zu haben. Sollte es draußen regnen und einem mehr der Sinn nach einer wetterfesten Begleitung stehen, dann haben die Designer auch hierfür vorgesorgt. Statt echtem Strick legen sie kurzerhand robuste Materialien wie Leder oder Nylon in Maschen und schenken der Tasche damit den Effekt den sie braucht, um eben voll im Trend zu liegen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Jimmy Choo Ana Hobo/L Oversized Bag in Creme/Grau oder auch das Modell Niki von Saint Laurent in angesagtem Hellbraun. Doch ganz gleich ob Tasche, Kleid, Hose oder Pullover. Kein anderer Stoff ist so weich, so warm und so facettenreich wie Strick. Wer mag, der kann gleich zu Wolle und Nadeln greifen und sich sein Lieblingsstück ganz einfach selbst machen. Passende Strickanleitungen dazu gibt es mittlerweile zuhauf im Internet. Damit wäre dann nicht nur ein individuelles Lieblingsstück für den Kleiderschrank gefunden, sondern gleich noch ein Hobby mit dazu. So kann der Winter gerne weitergehen!