Nach dem 2:0-Erfolg gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund fährt der 1. FC Saarbrücken nun zum Spitzenreiter Magdeburg. Das Selbstvertrauen ist groß.
Wenn ein Aufsteiger in einer neuen Liga in die Saison startet, dann gehört die Floskel von den 40 Punkten, die man „erst einmal holen muss“ zum Standardrepertoire. Das war beim 1. FC Saarbrücken im Vorjahr nicht anders. Und in der umkämpften 3. Liga sprechen Trainer und Offizielle gerne auch vom schweren zweiten Jahr. Als der FCS am Dienstagabend die Zähler 38,39 und 40 eingefahren hat, war das Überschreiten der „magischen Grenze“ kein großes Thema. Vielmehr richtete sich der Blick nach vorne. „Das hat sich die Mannschaft auch verdient“, sagte Trainer Uwe Koschinat nach dem 2:0-Erfolg gegen den Dortmunder Nachwuchs und vor der Reise zum souveränen Tabellenführer Magdeburg: „Wir waren die letzte Mannschaft, die ihnen richtig wehgetan hat. Daher werden sie alles versuchen, um das Rückspiel zu gewinnen.“ Etwas forscher war da schon Offensiv-Akteur Minos Gouras, der nur Sekunden nach seiner Einwechslung das 2:0 erzielte. „Ich glaube, dass die ein bisschen Schiss vor uns haben werden“, sagte der Deutsch-Grieche, der am Dienstag vom Darmstädter Trainer Thorsten Lieberknecht beobachtet wurde. Doch noch richtet sich sein Fokus vollends auf den FCS: „Wir haben eine klasse Ausgangsposition. Das Spiel kommt live im Fernsehen. Das erleben wir auch nicht so oft. Wir freuen uns riesig.“
Die Freude war auch Pius Krätschmer deutlich ansehen, der über sein ganzes Lausbubengesicht strahlte. Der 24-jährige Techniker hat sich auf der Linksverteidigerposition festgespielt und ist damit der lachende Dritte im Zweikampf zwischen Mario Müller und Nick Galle: „Ich habe die Position noch nicht so häufig gespielt, aber ich komme immer besser in Tritt“, sagte der Ex-Nürnberger, der von seinem Trainer ein Sonderlob erhielt: „Er verleiht unserem Spiel noch einmal eine andere Note. Mit ihm und Steven Zellner haben wir zwei starke Fußballer in der Abwehrkette, zudem bringt er auch eine ordentliche Körpergröße mit“, sagte Koschinat, der in der Vergangenheit Krätschmers Hang zum Übermut thematisiert hatte: „Auf der einen Seite neigt er zum Übermut, andererseits scheißt er sich auch nicht in die Hose, wenn ihn 15.000 Zuschauer auspfeifen.“ Krätschmer selbst machte keinen Hehl daraus, dass er nicht daran denkt, sein Stil großartig umzustellen: „Ich bin einfach ein verzockter Junge, ich liebe das Risiko. Am Ende muss die Mischung stimmen.“
Und die stimmte beim FCS gegen den BVB-Nachwuchs auf ganzer Linie. Körperlich präsent, defensiv konzentriert und teilweise auch spielerisch überzeugend, zog Koschinats Mannschaft den auswärtsstarken Jungprofis den Zahn. Schon in der ersten Halbzeit hätte der FCS führen können, nach der Pause betätigte sich der bärenstarke Adriano Grimaldi als Dosenöffner. Und als der BVB mit Vehemenz auf den Ausgleich drängte, lief Joker Gouras allen davon. „Der Treffer kam zur richtigen Zeit. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber die Dortmunder waren auch gefährlich. Für uns war es auch mal wichtig zu null zu spielen“, sagte Grimaldi. Der Routinier, der bereits elf Treffer erzielt hat, war dann aber doch bemüht, die um sich greifende Euphorie im Zaum zu halten. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir gut damit fahren, die Nerven zu behalten und uns keine zu großen Ziele zu setzen.“
Doch nachdem die „magische Grenze“ von 40 Punkten bereits erreicht ist, kann der Blick nach oben gehen. Anlass zur Hoffnung gibt vor allem das fast schon unglaubliche Comeback von Abwehrchef Steven Zellner. Neun Monate nach seiner schweren Knieoperation agiert der Primstaler bereits wieder auf Top-Niveau. „Er ist ein absoluter Unterschiedsspieler in dieser Liga“, lobte Trainer Koschinat. Kurz vor Ende der Transferperiode kommt beim 1. FCS doch noch einmal Bewegung rein. Nick Galle zog die Konsequenz aus den fehlenden Einsatzperspektiven und unterschrieb beim Westregionalligisten Wuppertaler SV.