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WAS MACHT EIGENTLICH...

Frank Wörndl im Jahr 1987 bei der Ski-Weltmeisterschaft in der Schweiz mit seiner Goldmedaille
Foto: picture-alliance / Sven Simon

… Frank Wörndl?

Als Sonnyboy und Paradiesvogel eroberte der Slalom­spezialist in den 80er-Jahren die Ski-Szene. Der fünffache Deutsche Meister wurde 1988 überraschend Weltmeister und 1989 Olympiazweiter. Zudem versuchte er sich eine Zeit lang als Stimmungssänger. Heute führt der 62-Jährige ein Sportstudio, arbeitet für einen Sportausrüster und als Experte bei TV-Übertragungen.

Frank Wörndl war immer für eine Überraschung gut: Ob als Slalom-Weltmeister ohne einen einzigen Weltcup-Sieg; ob als Olympia-Zweiter, der in einem Strip-Lokal seine Silbermedaille als Pfand hinterlassen musste; oder als Gelegenheitssänger, der ungewollt einen Stimmungshit landete. Ohnehin ähnelte er mit seiner markanten Physiognomie und den langen Haaren eher seinem Rock-Idol Mick Jagger als einem asketischen Leistungssportler. Und mit dem Leistungssport wäre es um ein Haar schon 1974 vorbei gewesen, als er sich mit 15 Jahren bei einem schweren Skiunfall den Oberschenkel brach und seitdem mit einem drei Zentimeter kürzeren linken Bein leben muss. Trotzdem wurde Wörndl fünfmal Deutscher Slalommeister, 1987 sogar überraschend Weltmeister und 1988 Olympiazweiter. Wegen einer Knieoperation musste er dann im Alter von 29 Jahren seine Ski-Karriere schon sehr früh aufgeben. Aber auch so ist Wörndl mit seinen sportlichen Erfolgen „im Großen und Ganzen" zufrieden. Allenfalls wurmt es ihn, dass er bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary die Goldmedaille ganz knapp verpasst hat und in seiner Laufbahn kein einziges Weltcuprennen gewinnen konnte. Nichts aus macht ihm dagegen der Umstand, dass er nicht mehr so im Rampenlicht steht wie früher: „Ich bin glücklich, wenn ich mein Privatleben genießen kann und nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgt werde", erzählte er 2020 der „Allgäuer Zeitung".

Weiter Kontakt zur Ski-Szene

Der frühere Slalomspezialist führt heute ein Sportstudio in seinem Heimatort Sonthofen
Der frühere Slalomspezialist führt heute ein Sportstudio in seinem Heimatort Sonthofen - Foto: picture alliance / dpa | Ursula Düren

Nach seinem Karriereende blieb Wörndl dem Sport weiter treu. Für den französischen Hersteller Salomon war er einige Jahre in der Skientwicklung und im Marketing tätig. Später hat er Neuheiten der Firma Völkl präsentiert. Dazu rast er öfter als Stuntman für Werbefilme eines Sportausstatters über die Piste: „So bin ich im Winter ausgiebig im Pulverschnee auf der ganzen Welt unterwegs." Bei Bogner ist Wörndl seit 2012 beschäftigt: „Hier bin ich für die technische Entwicklung von Skiern, Helmen und Brillen zuständig und veranstalte nebenbei noch Schulungen in unseren Shops", erklärt er. Außerdem organisiert er noch Bogners Film- und Fotoshootings im Winter und hat dabei kürzlich sogar auch schon seine beiden erwachsenen Söhne Marlon und Brian in Szene gesetzt.

Durch seine vielfältigen Tätigkeiten hält der 62-Jährige weiterhin engen Kontakt zur aktuellen Ski-Szene: „Der heutige Fahrstil, das Material und einige weitere Anforderungen unterscheiden sich enorm von meiner Zeit im Weltcup. Mittlerweile sind die Sportler viel dynamischer und fahren einen komplett anderen Schwung." Die Einschränkungen für Profis und Freizeitskifahrer während der Corona-Pandemie hält Wörndl für etwas übertrieben, weil die Ansteckungsgefahr im Freien nicht sehr groß sei: „Den brutalen Lockdown auf den Pisten hätte es nicht gebraucht", betonte er kürzlich im „Donaukurier". Trotzdem hofft er auf die eine oder andere gute Platzierung deutscher Skifahrer bei den Olympischen Spielen in Peking, hat allerdings vor allem im Damenbereich wenig Hoffnung auf Edelmetall. Zu groß sei die Lücke, die Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg hinterlassen hätten, ohne dass der Skiverband rechtzeitig gegengesteuert habe. Bei den Männern drückt Wörndl dem überraschenden WM-Abfahrtszweiten Andreas Sander die Daumen: „Der Andi erinnert mich ein bisschen am mich, der fährt hervorragend, ist seit Jahren vorne dabei, dran am ganz großen Coup." Vielleicht ist sogar eine olympische Medaille drin und Wörndl kann das als TV-Kommentator live mitverfolgen. Denn für den Sender Eurosport ist er schon seit einigen Jahren öfter als Experte bei der Übertragung von Skirennen dabei.

Erfolgreich als Radrennfahrer

Wörndl, der mit seinem Sportstudio Get Fit in seinem Heimatort Sonthofen ein weiteres berufliches Standbein hat, hält sich weiterhin mit Skifahren fit, „obwohl es ab und zu ein bisschen frustrierend ist, wenn ich sehe, wie ich im Vergleich zu den Profis fahre", gestand der Slalomspezialist im Vorjahr der „Allgäuer Zeitung". Eine weitere Leidenschaft Wörndls ist das Radrennfahren, wo er seit ein paar Jahren neue Herausforderungen sucht. 2020 hat er über 10.000 Trainingskilometer abgespult und ist nach eigenen Worten „ausdauertechnisch fit wie nie". Bereits mehrfach hat er den legendären Ötztal-Radmarathon über vier Alpenpässe absolviert, gibt allerdings große Anfangsschwierigkeiten zu. Seine Ankündigung, die 238-Kilometer-Tour bei seiner Erstteilnahme 2011 in weniger als acht Stunden zu schaffen, hat Wörndl trotz der Unterstützung durch seinen Freund Jan Ullrich um über zwei Stunden verpasst und musste wegen einer Wette dafür vorübergehend sogar seine markante Langhaarfrisur opfern. Mit seinem damaligen „Edel-Helfer" hat Wörndl in den vergangenen Jahren immer wieder Kontakt aufgenommen und sogar versucht, Ullrich über dessen schwere Suchtprobleme hinwegzuhelfen. „Wir telefonieren ab und zu und tauschen SMS aus. Aber er möchte jetzt mit seinem früheren Leben abschließen, damit er stabil ist", drückt Wörndl heute seinem Freund die Daumen, dass er von seiner Sucht dauerhaft wegkommt.

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