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WAS MACHT EIGENTLICH...

Stefan Waggershausen bei einem Auftritt im Jahr 1984 in der Dortmunder Westfalenhalle
Foto: picture-alliance / dpa | Keuchel

… Stefan Waggershausen?

Hits wie „Hallo Engel" oder Duette wie „Zu nah am Feuer" und „Beim ersten Mal tat’s noch weh" machten ihn in den 80er-Jahren zum Star. Der 73-Jährige engagiert sich in Musik-Organisationen, arbeitet derzeit am 16. Album und will vielleicht mal wieder live auftreten.

Musik ist für mich ein unfassbares Vergnügen. Und solange es das ist, mache ich weiter", begründete Stefan Waggershausen im „Südkurier" vor zwei Jahren die Fortsetzung seiner über vier Jahrzehnte währenden Karriere. Fast pünktlich zu seinem 70. Geburtstag hat der musikalische Geschichtenerzähler 2019 neben dem Best-of-Doppelalbum „40 Jahre später" nach neunjähriger Pause sein 15. Studioalbum „Aus der Zeit gefallen" veröffentlicht. Nach sehr langer Live-Abstinenz schließt er sogar einige kleine Clubkonzerte nicht mehr aus. „Im Nachhinein betrachtet war es der größte Fehler in meinem Leben, dass ich seit fast 30 Jahren nicht mehr live aufgetreten bin", gesteht Waggershausen. Inzwischen habe er aber wieder „richtig Hunger auf Musik". Die Songs des neuen Albums sind über mehrere Jahre hinweg in internationalen Studios entstanden, unterstützt von der fiktiven Band Travelling Homeboys, in der auch Otto Waalkes und „Prinz" Tobias Künzel mitmusizierten. Waggershausen, der sich für seine beiden letzten Alben 13 beziehungsweise neun Jahre Zeit gelassen hat, will seine Fans nun nicht mehr so lange auf neue Musik warten lassen.

„Ich bin glücklich und zufrieden"

Die Arbeiten an seinem Album Nummer 16 seien derzeit schon weitgehend abgeschlossen. Es enthalte etwa 15 Akustik-Songs, darunter auch einige alte in „völlig neuem Gewand", verrät Waggershausen vorab. „Ich habe ausschließlich old fashioned produziert. Kein Sample, nur echte Instrumente, und sehr detailverliebt arrangiert", beschreibt er seine ambitionierte Herangehensweise, die seine Musiker „manchmal etwas irre macht". Lust auf Mainstream, Zeitgeist und faule Kompromisse habe er nach wie vor nicht, bekundet er in der „Rheinpfalz": „Worauf sollte ich auch Rücksicht nehmen?"

In den langen Pausen zwischen seinen eigenen Veröffentlichungen beschäftigt sich Waggershausen dennoch mit Musik, vor allem mit Auftragsarbeiten für andere Künstler. Das falle ihm sogar leichter, weil solche Kompositionen und Texte nicht so viel über ihn selbst „verraten" wie eigene Songs: „Bei meiner eigenen Musik oute ich mich doch sehr und bin emotional deutlich involvierter", sagte er dem „Stern". Auch habe er hier eine höhere Erwartungshaltung und eine engere Beziehung zu den Songs. Im Rückblick auf über 45 Jahre Musikkarriere freut es ihn, dass er als junger Musiker die Beatles gehört hat und sich spätestens beim „schrägen Akkord" am Anfang von „A Hard Day’s Night" für den Musikerberuf entschieden hat.

Der 73-Jährige engagiert sich in Musik-Organisationen. Seit 2017 ist er Vorsitzender der Berufsgruppe Textdichter
Der 73-Jährige engagiert sich in Musik-Organisationen. Seit 2017 ist er Vorsitzender der Berufsgruppe Textdichter - Foto: picture alliance / dpa | Henning Kaiser 

Seinen ersten eigenen Songs höre man an, dass er damals „jung, wild und hungrig" war und er alle möglichen Ideen einbauen wollte. Inzwischen sei seine Musik hoffentlich reifer: „Ich bin heute rundum glücklich und zufrieden. Und freue mich auf das, was noch kommt." Dass Waggershausen inzwischen 73 Jahre ist, stört ihn kaum. „Für die Musik hat Alter seine Vorteile. Die Songs wachsen bei einem Singer-Songwriter mit. Je älter du wirst, desto ehrlicher wirst du!", betont er 2019 gegenüber dem „Express". Die Zahl 70 sei doch nur eine Zahl: „Ich fühle mich vital, die Gelenke funktionieren noch, das mit der Musik klappt offenbar noch – also ist alles okay." Da er mit Duetten mit Alice, Viktor Lazlo oder Ofra Haza sehr erfolgreich war: Wen würde er sich heute als Partnerin wünschen? „Ich fände eine Zusammenarbeit mit Emmylou Harris spannend", sagt Waggershausen, aber zuerst müsse immer der passende Song und die „entsprechende Magie" da sein. Mit Blick auf den aktuellen deutschen Musikmarkt, freut er sich über die „wunderbare Singer-Songwriter-Kultur": „Es gibt jede Menge junge Leute, die klasse deutschsprachige Sachen machen. Ich glaube nicht, dass sich das totläuft." Allerdings sieht er eine gewisse Gefahr durch „eine Art Umsonst-Kultur", die es für manche Kollegen schwerer machen dürfte, von ihrer Musik zu leben.

Songs für den „Tatort"

Während Waggershausen mit seinen Liedern immer wieder mal auf sich aufmerksam machen konnte, ist ein weiteres berufliches Standbein deutlich weniger öffentlichkeitswirksam. Als Musikproduzent, Komponist und Texter verhalf er schon Kollegen wie Wolfgang Petry, Daliah Lavi, Otto Waalkes oder Peter Kraus zu größeren Erfolgen. Er schrieb Songs für den „Tatort", für die TV-Kindersendung „Siebenstein", das erfolgreiche Musikmärchen „Wolke 7" und weitere Kinderlied-Projekte. Mit seinem langjährigen Freund Otto Waalkes produzierte er 2014 ein erfolgreiches Album zur Filmreihe „Ice Age".

Stefan Waggershausen, der am Bodensee lebt und 2004 sogar ohne Erfolg für den Gemeinderat von Meersburg kandidiert hatte, engagierte sich schon früh in verschiedenen Organisationen der Musikindustrie. So gehörte er ab 1993 dem Aufsichtsrat des Musikrechte-Verwerters Gema an, war Mitglied im Kuratorium der Deutschen Phono-Akademie, Vizepräsident des Texterverbandes und ist seit 2017 Vorsitzender der Berufsgruppe Textdichter. Er ist verheiratet und hat einen Sohn, mit dem er heute den eigenen Musikverlag „Miau" in Berlin leitet.

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