Es ist schön, sich wieder in Vereinsheimen treffen zu können. Irgendwie noch nicht ganz zwanglos, auch wenn es die nicht mehr vorhandenen Regeln zulassen würden. Und immer noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, so einfach wieder quer durcheinander zu palavern und manchmal ob der Lautstärken nicht ganz verständlich die winzigsten Kleinigkeiten zum Gegenstand intensiver Erörterungen zu machen. Als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. Und in diesem Moment stimmt das ja auch.
Über den Krieg mag bei solchen Gelegenheiten keiner wirklich reden. Wie auch? Es ist nicht irgendein Gewöhnungseffekt nach über drei Monaten, wie sich schnell lernen lässt, wenn dann doch einmal das Stichwort fällt. Es ist eher eine sprachlose Rat- und Hilflosigkeit.
Viele begegnen dem mit großem Engagement in Hilfsprojekten, spenden, was benötigt wird, organisieren Benefizveranstaltungen. Das haben wir auch in unserer Gemeinde getan und waren von der Teilnahme und Hilfsbereitschaft überrascht. Da waren wir aber nicht die einzigen. Wahrscheinlich, trotz Freude über das Gelingen, auch nicht allein mit unserer eigenen Sprachlosigkeit. Diskutieren über die Lieferung welcher Waffen auch immer und was das bedeuten würde, mochte so recht keiner. Die Materie ist zu fremd, zu bedrohlich. Zu irreal, um wahr zu sein, trotzdem wirklich genug, um zu ahnen, dass die Folgen für uns nicht nur bei höheren Spritpreisen bleiben werden.
Der Streit um diesen oder jenen Antrag im Parlament oder die Performance des Kanzlers interessiert da ziemlich wenig. Manches wirkt wie ein Ritual aus früheren Zeiten, aber kaum angemessen für die Stimmungslage, die sich eher im Leisen abspielt. Vielleicht auch deshalb, weil es noch gar keine richtigen Worte für diese Zeit seit der „Zeitenwende" gibt.
Ich werde nicht selten danach gefragt, ob es einen Atomkrieg geben wird. Oder ob ich mir auch einen Katastrophenvorrat anlegen würde. Was kann ich darauf ernsthaft antworten?
Politische Inszenierungen, die alten Mustern folgen, sind da jedenfalls reichlich fehl am Platz.
Natürlich soll, ja muss es auch und gerade in diesen Zeiten Debatten über alle Fragen geben, die zu entscheiden sind und die uns grundlegend berühren. Aber in dem Ernst, den die meisten empfinden.