Lebensgeschichten über berühmte Persönlichkeiten sind nicht immer notwendig. Eine Biografie über einen der visionärsten und vielseitigsten Autoren, Essayisten und Philosophen des 20. Jahrhunderts sollte jedoch eine Selbstverständlichkeit sein. Der Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftler Prof. Alfred Gall legt nun eine detaillierte Biografie über das Leben und das Werk von Stanislaw Lem vor. Der polnische Jahrhundertautor, der vor allem durch Romane wie „Solaris" oder die „Sterntagebücher" weltweite Bekanntheit erlangte und dessen Bücher in 57 Sprachen übersetzt sind, wurde kurz nach dem Ersten Weltkrieg im polnischen Lemberg geboren. In einem Jahrhundert, das viele radikale gesellschaftliche und politische Veränderungen mit sich brachte, war das Leben nicht immer einfach und das spiegelt sich auch in Lems Büchern wider. Wegen seiner jüdischen Herkunft hatte er vor und während des Zweiten Weltkriegs mit großen Problemen zu kämpfen. Ein Großteil seiner Familie kam ums Leben.
Die Einordnung als Science-Fiction-Autor war Lem zeitlebens ein Dorn im Auge. Viel lieber sah er sich als wissenschaftlichen Fantasten. Seine Bücher befassten sich oftmals mit der technologischen Entwicklung der Menschheit und den daraus folgenden Irrungen und Wirrungen. Ob Raumfahrt, Roboter oder Künstliche Intelligenz, Lem war ein Vordenker in vielen Bereichen.
Gall arbeitet heraus, dass man Lems Werk stets mit dessen Leben und den gesellschaftlichen Verwerfungen in seiner Heimat verbinden muss. Die 60er- Jahre kann man als Höhepunkt in Lems Schaffen betrachten. Hier entstand auch sein bekanntester Roman „Solaris". Eine seiner größten Leistungen besteht darin, dass er zukünftige Technologien antizipieren konnte wie kaum ein anderer. Tablet, Internet, elektronische Bezahlkarte, Videokonferenzen oder Künstliche Intelligenz. All das beschrieb er schon in seinen Büchern.
„Ein Leben in der Zukunft" ist nicht nur für Kenner eine Pflichtlektüre und ein wichtiges Buch.