Während das Team des 1. FC Saarbrücken den Urlaub genießt, liegt vor den Verantwortlichen viel Arbeit. Die Zielsetzung ist klar. Im dritten Jahr in der 3. Liga will man ganz vorne mitspielen.
Das 1:1 bei der starken Bundesliga-Reserve des SC Freiburg war ein Spiegelbild der abgelaufenen Saison. Eigentlich war der 1. FC Saarbrücken gar nicht so schlecht, am Ende reichte es aber nur zu einem Unentschieden.
Es war das achte sieglose Pflichtspiel in Serie, am Ende stehen 53 Punkte. Rechnet man die sechs Punkte dazu, die nach dem Rückzug von Türkgücü München abgezogen wurden, wären es 59 Zähler. Genauso viel also, wie der FCS im ersten Jahr nach dem Aufstieg erzielt hatte. Vor zwölf Monaten beendete man eine furios gestartete Saison nach einem enttäuschenden Frühjahr auf dem fünften Tabellenplatz, ein Jahr später sprang Rang sieben heraus. „Wir haben 32 Spieltage sehr konstant gepunktet, waren in diesem Zeitraum eigentlich immer im Bereich von Platz drei bis fünf. Am Ende hat dann etwas gefehlt. Es war eine aufreibende Saison mit Höhen und Tiefen und vor allem vielen Enttäuschungen", sagte Cheftrainer Uwe Koschinat.
Eine fast unendliche Verteidigersuche zog sich quasi durch die gesamte Spielzeit, hinzu kamen der Rassismus-Skandal um Dennis Erdmann und Nicht-Leistungen in den Derbys. Dazwischen gab es aber auch immer starke Auftritte wie in Halle oder in Braunschweig. Und: Immer wieder gab es Gerüchte über lautstarke Aussprachen und interne Diskussionen über Taktik und vermeintliche Lieblingsspieler.
Dass die Gruppe intakt ist, zeigte sich an der Tatsache, dass am Sonntag nach dem Spiel 19 Spieler zu einem gemeinsamen „Kurzurlaub" aufbrachen. „Das ist rekordverdächtig", staunte Youngster Luca Kerber. Den Umbruch mit mehr als einem Dutzend Neuzugängen hat die Mannschaft im Innenverhältnis gut hinbekommen, auf dem Platz sah das bis zum Schluss anders aus. Koschinats Philosophie war über weite Strecken auf einen körperlosen Stil mit langen Bällen auf Adriano Grimaldi ausgerichtet. Nach dessen Verletzung wurden die Probleme deutlich. Vor allem spielerisch veranlagte Typen wie Sebastian Jacob und Julian Günther-Schmidt vermissten einen Plan B und gaben sich kaum noch Mühe gute Miene zum „bösen Spiel" zu machen. Dass es nach der 1:2-Niederlage bei Viktoria Berlin intern zwischen Koschinat und den Führungsspielern schwer gekracht hat, ist längst mehr als ein offenes Geheimnis.
Einbruch zum Ende der Saison
Am Samstag, nachdem Jacob seinen neunten Saisontreffer erzielte, äußerte sich Koschinat versöhnlich. Zwar bestätigte er, dass er Jacob „eine klare Ansage" gemacht habe, nannte den 28-Jährigen aber auch einen „absoluten Schlüsselspieler", der diese Saison gebraucht habe: „Sebastian hat die komplette Rückrunde durchgehend trainiert. Das hatte er seit Jahren so nicht. Wir haben ihn körperlich in eine wirklich gute Verfassung bekommen. Er hat voll durchgezogen, aber dann haben Spritzigkeit und Frische gefehlt. Dadurch wurde er ein Stück weit unzufrieden. Unsere Aufgabe ist es nun, dass wir ihn gezielt durch die Vorbereitung bekommen, damit er topfit in die neue Runde gehen wird. Gelingt uns das, wird er in der kommenden Saison zweistellig treffen." Neun Treffer und fünf Vorlagen stehen auf dem Konto des Saarlouisers, der in Freiburg zunächst einen Elfmeter verschoss, um am Ende doch noch zu treffen. „Die Rückrunde war schwierig. Für das Team, aber auch für mich. Am Ende wird ein Stürmer an Toren gemessen, unter dem Strich war die Quote in Ordnung, auch wenn vieles schwergefallen ist", sagte Jacob.
Ein ähnliches Fazit konnte auch Dave Gnaase ziehen. Im vergangenen Sommer mit großen Erwartungen aus Uerdingen gekommen, blieb der „Sechser" in der Hinrunde wie ein Fremdkörper. Als ihn alle eigentlich schon abgeschrieben hatten, taute er und blühte er auf. „Ich hatte mir sehr viel vorgenommen und bin dann gar nicht in die Saison gekommen. Manches kann man im Fußball nicht erklären, auf jeden Fall hat die Runde Kraft gekostet", sagte Gnaase.
Der Umbruch in den kommenden Wochen wird geringer ausfallen, auch weil die von Verletzungen geplagten Boné Uaferro und Bjarne Thoelke neue Verträge erhalten sollen. Gesucht werden vor allem „Unterschiedsspieler". Dass der mittlerweile 35-jährige Mike Frantz einer ist, steht außer Frage. Ob er tatsächlich noch einmal für seinen Heimatverein aufläuft, ist in den vergangenen Tagen wahrscheinlicher geworden. Frantz gilt als extremer Teamplayer, hat in seiner Karriere viel gesehen und ist in der Lage ein Team zu führen. „Wir werden mit Mike besprechen, wie seine Lebensplanung ist. Außer Frage steht, dass er für jeden Drittligisten eine Verstärkung wäre", sagte Sportdirektor Jürgen Luginger, der dem konstantesten Offensivmann Julian Günther-Schmidt das Etikett „unverkäuflich" umhängte. Ihn umwirbt Zweitligist SV Sandhausen seit Wochen.
Ansonsten geistern mehr Namen durch die Gerüchteküche, als ein Drittliga-Kader Plätze hat. Durchaus möglich, dass sich der FCS in der Konkurrenzmasse von Türkgücü München bedient. Mit Moritz Kuhn und Philipp Türpitz haben zwei vertragslose Akteure bereits unter Koschinat gespielt. Abwehrchef Alex Sorge steht für Körpergröße und eine „gewisse Männlichkeit", die Koschinat stets einfordert. Namen, die Sportchef Luginger ebenso wenig kommentiert, wie den des Sandhäusers Julius Biada, der allerdings relativ „exklusive Gehaltsvorstellungen" haben soll.