Nicht Kauf, nicht Leasing, nicht Sharing, sondern das Pedelec im Abo: Dabei zahlen die Kunden monatsweise und müssen sich um Reparaturen kaum noch kümmern. Eingeschränkt ist aber die Auswahl.
Wer die Preisschilder von E-Bikes sieht, dürfte oft ins Grübeln kommen: Mal eben 4.000 Euro aufwenden, das ist kein Pappenstiel. Um in den Genuss eines Pedelecs zu kommen, ohne riesige Geldbeträge zu bewegen, kann ein Abonnement die passende Alternative sein. Man zahlt Monatsbeiträge von manchmal weit unter 100 Euro und bekommt dafür ein E-Bike gestellt, teils wird eine einmalige Verwaltungsgebühr fällig. In der Regel sind ein Reparatur-Service, die Wartung und eine Diebstahlversicherung inklusive. Und weil meist alle vier Wochen gekündigt werden kann, ist man gegenüber dem Leasing, das Kunden auf zwei Jahre bindet, flexibler.
Und das Modell scheint anzukommen: „Wir profitieren massiv vom aktuellen E-Bike-Boom. Insbesondere mit dem E-Bike-Abo-Modell haben wir einen Nerv getroffen", sagt Thomas Bernik, Mitgründer von Rebike Mobility, einem Unternehmen aus München, das die nach eigenen Angaben florierende Plattform Ebike-abo.de betreibt. Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands, sagt, neben Leasing, Sharing und touristischer Vermietung würden auch Abo-Modelle „künftig eine viel größere Rolle spielen als bisher".
Bei Ebike-abo.de und anderen bundesweit operierenden Firmen wie Bravobike mit der Website mylo.de werden die Fahrräder vormontiert nach Vertragsabschluss per Spedition geliefert. Nur noch wenige Handgriffe sind notwendig, bevor man losradeln kann: Lenker gerade stellen, Pedale einschrauben, Akku einsetzen. Ab 49 Euro Monatsgebühr kosten die Pedelecs bei Ebike-abo.de in der Dauermiete. Doch legt man sich bei diesem Angebot auf zwei Jahre fest und kann dann erst monatlich kündigen.
Wer bei Ebike-abo kürzere Mindestvertragslaufzeiten möchte – Untergrenze sind drei Monate – zahlt mehr, zum Beispiel 149 Euro monatlich für ein Urban Bike. Das Angebot an Fahrradmodellen – vom City-Rad über E-Mountainbikes bis zum schnellen S-Pedelec – ist dagegen groß, gegenüber dem Handel aber immer noch eingeschränkt. Aber auch Kinder-Pedelecs oder schnelle S-Pedelecs sind im Angebot.
Gerade einmal zwei E-Bike-Modelle, die City-Bikes Power 1 und Power 7, hat Swapfiets neben seinen motorlosen Normalfahrrädern im Programm. Dafür startet die Monatsgebühr beim niederländischen Vorreiter des Abo-Trends bei knapp 60 Euro. Wer eine Anmeldegebühr von 19,50 Euro zahlt, kann vom Start an monatlich kündigen, ansonsten ist man für die ersten drei Monate gebunden. Mittlerweile ist das im Jahr 2014 von Studenten im holländischen Delft gegründete Start-up Teil des niederländischen Fahrradkonzerns Pon mit Marken wie Kalkhoff oder Gazelle, deren Fahrrädern die Swapfiets-Bikes verdächtig ähnlich sehen. Erkennungsmerkmal aber sind die blauen Reifen am Vorderrad.
Reparatur binnen 48 Stunden garantiert
Und das Geschäftsmodell funktioniert etwas anders: Bei Swapfiets ist man an das Service-Gebiet gebunden, um in den vollen Genuss des Angebots zu kommen. Denn nur wer sich mit dem Abo-Bike zum Beispiel in Berlin, Hamburg, Bremen, Köln, Frankfurt a. M. und einigen anderen Städten bewegt, in denen Swapfiets seine E-Bikes in Deutschland bislang anbietet, bekommt es vom „Swapper" genannten Mitarbeiter auch zur Haustür geliefert. Alternativ kann man es in einem Swapfiets-Store abholen. Bei notwendigen Reparaturen kommt der Swapper ebenfalls nur, wenn man sich mit dem Abo-Bike im Service-Gebiet befindet.
Dafür ist das Versprechen groß: Grundsätzlich wird eine Reparatur innerhalb von 48 Stunden garantiert. Oder der Swapper, der per App oder Hotline gerufen werden kann, lässt gleich ein anderes Fahrrad da. Ebike-abo, das seine Bikes bundesweit ausliefert, kooperiert dagegen mit Reparaturwerkstätten und mobilen Servicedienstleistern wie Govecs, Get-Bike Service oder Yeply. Teils muss der Kunde hier in Vorkasse gehen, bevor Rebike Mobility die Kosten erstattet.
Doch Reparatur und Wartung sind elementare Merkmale von E-Bike-Abos. Nicht nur Swapfiets versteht sein Angebot als „Bicycle as a Service-Modell". Die Fahrradvermieter bedienen dem Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie zufolge damit einen gesellschaftlichen Trend: „Man will sich nicht festlegen mit einem Investitionsgut, gerade, wenn es hochwertiger ist – aber man will es nutzen."
Auch Deutschlands Autofahrerclub Nummer eins, der ADAC, ist mittlerweile mit dem Angebot e.Ride ins Bike-Abo-Geschäft eingestiegen. Fällig wird aber eine Startgebühr von 98 Euro, die entfällt, wenn man Clubmitglied ist. Abos mit Laufzeiten von sechs oder zwölf Monaten kosten ab 89 Euro monatlich. Zur Auswahl stehen E-City-, E-Mountain- und E-Trekkingräder und auch ein kompaktes Lastenrad. Der ADAC kooperiert mit Rebike und Greenstorm, einem weiteren Anbieter von E-Bike-Abos.
Lokal auf Düsseldorf, Bonn und Köln begrenzt ist bislang Green Moves, dafür aber hat das Tochterunternehmen des Öko-Energieanbieters Naturstrom E-Lastenräder im Flatrate-Angebot – eine Gattung, die laut Professor Knie angesichts der hohen Anschaffungskosten im Abo besonders viel Sinn ergibt. Doch mit mindestens 209 Euro im Monat sind die Cargo-Räder kein Schnäppchen. Für mindestens drei Monate muss man sich bei Green Moves festlegen, bevor man auch dort monatlich wieder kündigen kann.
Ebenfalls recht frisch am Markt ist Dance. Die Berliner Firma bietet ihre Mieträder, zwei City-Rad-Modelle, bislang in Berlin, Hamburg und München sowie Wien und Paris an – ab monatlich 59 Euro im Jahresabo oder monatlich 79 Euro, wenn man monatlich kündigen möchte. Auch Dance verspricht schnellen Service: Innerhalb von 24 Stunden würden die Bikes im Bedarfsfall mittels mobilem „Concierge-Service" wieder flottgemacht. Die Besonderheit dabei: Der Kunde muss dazu nicht anwesend sein. Die Mechaniker orten das Fahrrad per GPS, setzen es instand und informieren danach per E-Mail oder Push-Nachricht: „Von daher kannst du einfach entspannt zu Hause oder bei der Arbeit abwarten, bis die Reparatur abgeschlossen ist", wirbt das Unternehmen.
Kaufoption für einige der Abo-Bikes
Neben dem obligatorischen Ladegerät oder zubuchbaren Accessoires wie Fahrradkörbchen werden die Abo-Bikes in der Regel mit Schlössern bestückt. Denn diese schützen nicht nur vor Diebstahl, sondern auch vor dem hohen Selbstbehalt der Versicherung bei Verlust. Denn kommt das Rad weg und war nicht angeschlossen, verlangen die Anbieter zum Teil den Neuwert des Fahrrads vom Kunden zurück. „Aus versicherungstechnischen Gründen" sei man als Kunde zum Anschließen der Räder verpflichtet, schreibt zum Beispiel Ebike-abo in seine Bedingungen. Dass man das Bike gesichert hatte, belegt man etwa bei Swapfiets, indem man den Schlüssel vorlegen kann.
Und ein Hintertürchen lassen einige der Fahrrad-Vermieter ihren Kunden offen, falls doch noch Besitzansprüche aufkommen: So können die Abo-Bikes auch gekauft werden. Die Option bieten beispielsweise Ebike-abo und der ADAC. Mobilitätsexperte Andreas Knie sagt, denkbar wäre auch, dass die Räder der Anbieter zu „rollenden Verkaufsräumen werden." Nach dem Motto: Erst mal ausprobieren, bevor man ganz altmodisch dann doch kauft.
Und wie die Dinge ineinandergreifen können, zeigt nicht nur Rebike, das wiederaufbereitete E-Bikes als Gebrauchträder weiterverkauft, sondern auch Smafo, ein Start-up aus Gütersloh, das 2018 ins Abo-Geschäft einstieg und Miet-E-Bikes nur im regionalen Umfeld auslieh. Seit 2021 bietet das kleine Unternehmen mit dem Smafo 3 ein selbst entwickeltes E-Bike zum Verkauf an. Dadurch „konnten wir die finanziellen Mittel sammeln", sagt Mitgründer Sven-Ulrik Schneider. Jetzt plant Smafo spätestens zum Herbst sein zwischenzeitlich pausiertes E-Bike-Abo wieder einzuführen – dieses Mal deutschlandweit.