Patrick Dempsey, bekannt aus „Grey’s Anatomy", hat in der zweiten Staffel von „Devils" wieder seinen Auftritt als teuflischer Finanz-Manipulator. Im Interview spricht er mit uns über seinen Blick hinter die Kulissen der Finanzwelt und die aktuelle Lage des Planeten.
Mr. Dempsey, als Banker ziehen Sie wieder sehr erfolgreich die Strippen an der Börse. Haben Sie dabei etwas über den schwer durchschaubaren Aktienmarkt gelernt, das Sie vorher noch nicht wussten?
Mir wurde klar, dass ich im wirklichen Leben auf keinen Fall ein Banker sein wollte. Die Börsenmakler stehen doch 24 Stunden unter Strom. Der Finanzmarkt ist ständig in Bewegung. Will man an diesem milliardenschweren und hochkomplexen Umschlagplatz erfolgreich mitmischen, fordert das den absoluten und persönlichen Totaleinsatz. Kein Wunder, dass deren Selbstmordrate ziemlich hoch ist – und Burn-Out an der Tagesordnung. Gelernt habe ich, dass man als Banker, der seinen Job versteht, den Finanzmarkt wie ein offenes Buch lesen kann. Mehr noch: Man kann den Markt selber beeinflussen. Und sogar die Regeln zu seinen Gunsten manipulieren. Darin liegt eine große Faszination. Und eine große Gefahr.
Keine Insider-Tipps, wie und wo man am besten an der Börse spekulieren sollte?
Leider nein. Die Hochfinanz ist für mich noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn Sie mich also fragen, wie man sein Geld am besten investiert, rate ich Ihnen, Land zu kaufen. Nicht um es zu bebauen, sondern um es verwildern zu lassen. Geben Sie es der Natur zurück! Das ist die beste Investition in die Zukunft. Abgesehen davon wissen wir doch längst, dass die wertvollste Währung heutzutage unsere Daten sind. Was man mit ihnen alles anfangen kann, sieht man auch in unserer Serie „Devils". Wenn man sich die Machenschaften dieser Finanzhaie genau anschaut, sieht man die Welt bestimmt mit anderen Augen. Die Geschichten, die in „Devils" erzählt werden, sind natürlich frei erfunden. Aber dennoch sehr real. Solche Dinge passieren in der echten Welt tagtäglich.
Vertrauen Sie eigentlich Ihrem Banker noch?
(lacht) Gute Frage! Ich bin auf jeden Fall vorsichtiger und skeptischer geworden …
Als Hollywoodstar mit Millionen-Gagen – verraten Sie uns doch: Was war denn Ihre größte finanzielle Sünde?
Tja, meine Leidenschaft sind schnelle Autos. Und ich gebe zu: Von einigen Rennwagen hätte ich besser die Finger lassen sollen.
Die zweite Staffel von „Devils" ist besser als die erste. Wie schafft man es, dass die neuen Folgen nicht verwässert wurden, sondern noch spannender, noch brandaktueller sind?
Das ist dem fantastischen Teamwork der Drehbuchautoren und unseres Regisseurs Nick Hurran zu verdanken, der schon bei TV-Episoden von „Sherlock" und „Doctor Who" sein Können bewiesen hat. Und natürlich der Besetzung, mit alten und neuen Darstellern. Außerdem hatten wir das große Glück, dass man uns viel kreative Freiheit ließ. An dem ein oder anderen Drehbuch konnte ich sogar mitschreiben. Die zweite „Devils"-Staffel ist auch stärker charaktergesteuert als die erste. Der menschliche Makel wird noch sichtbarer, Gut und Böse sogar ins Gegenteil verkehrt.
Spiegelt die Serie nicht auch das Hollywood-Filmbusiness wider? Mit all den Power-Playern, Lügnern, Manipulatoren …
… wo nur Gewinner zählen und Verlierer aussortiert oder vernichtet werden? Sicher habe ich auch in Hollywood eine ähnliche Dynamik zu spüren bekommen. Aber ich glaube, solche Prozesse gibt es in jeder Firma. Was sich speziell in Hollywood in den letzten Jahren verändert hat, ist der kreative Bereich. Heute kommen die meisten Studiobosse oder Produzenten aus dem Big Business oder aus dem Bereich Management. Sie können gut mit Zahlen umgehen, schauen auf die Kosten und sind auf Gewinnmaximierung aus. Leider bleibt da der kreative Aspekt sehr oft auf der Strecke.
Warum sind Sie eigentlich Schauspieler geworden?
Der eigentliche Grund, warum ich mich immer noch zur Schauspielerei hingezogen fühle, ist die Möglichkeit, etwas zu kreieren. Und die große Freude, die mir das Schauspielern bereitet. Meine Motivation war also sicher nicht, reich und berühmt zu werden. Denn dann hätte ich die Schauspielerei schon längst aufgegeben.
Weil nach Ihrem grandiosen Start eine lange Durstrecke folgte?
Ja. Es fiel mir nämlich überraschend leicht, in Hollywood Fuß zu fassen. Ich hatte ziemlich schnell Erfolg, spielte in Kinohits mit und dachte, das würde immer so weiter gehen. Da war ich gerade mal Anfang 20. In den 90ern war ich dann plötzlich weg vom Fenster. Keiner wollte mich mehr haben. Das Telefon blieb tagelang stumm. Das war ein ziemlicher Schock für mich. Dieser Zustand hat fast zehn Jahre angedauert, eine verdammt lange Zeit, vor allem in Hollywood. Das war eine Lektion in Bescheidenheit und Demut. Und das Verrückte war: Zum Vorsprechen für „Grey’s Anatomy" wollte ich erst gar nicht hingehen. Ist das zu fassen? Gott sei Dank haben mich meine Frau und einige Freunde dann überredet, es doch zu tun. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Diesen Reality-Check werde ich nie im Leben vergessen.
Haben Sie eigentlich Angst, wieder erfolgsabhängig zu werden?
Schwierige Frage. Ich glaube aber, dass ich mittlerweile dem Erfolg gegenüber schon etwas abgeklärter bin. Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe: Seine persönlichen Träume sollte man nicht mit der Realität verwechseln. Doch zum Glück war ich nie jemand, der schnell aufgibt. Ich habe einen langen Atem.
Sie sagten kürzlich, es sei sehr schwer für Sie, ein guter Vater zu sein in diesen schlimmen Zeiten. Können Sie das noch etwas ausführen?
Für mich sind die sogenannten sozialen Medien ein großes Problem. Unsere Kinder (mit seiner zweite Ehefrau Jillian Fink hat er Tochter Tallula, 20, und die Zwillinge Darby und Sullivan, 15; Anm. d. Red.) werden da oft mit sehr nutzloser oder gar falscher Information förmlich zugebombt. Stichwort „Fake News". Sie vergleichen sich auch ständig mit anderen Leuten, die es scheinbar besser haben. Oder besser aussehen. Oder tollere Klamotten haben.
Wie halten Sie dagegen?
Den richtigen Mittelweg zu finden wird immer schwerer. Als unsere Kinder noch klein waren, wollten meine Frau und ich sie weder gängeln noch ihnen das Internet verbieten. Wir wollten sie aber auf die Gefahren aufmerksam machen, die im Netz lauern und sie davor schützen, abhängig zu werden. Ich finde es wichtig, dass meine Kinder zu selbstständig denkenden und empfindenden Menschen heranwachsen, die ein gesundes Urteilsvermögen haben. Als Vater war und ist es mir sehr wichtig herauszufinden, was die Kids eigentlich wollen. Was ihre Ziele sind. Und wie ich ihnen dabei helfen kann, diese Ziele zu erreichen. Ohne dass meine Frau und ich gleich zu Helikopter-Eltern werden. Bei der Erziehung muss man als Elternteil immer mit gutem Beispiel vorangehen. Ich hoffe, dass ich meinen Kindern ein gutes Vorbild bin.
Was genau sind denn diese „schlimmen Zeiten", von denen Sie sprechen?
Schauen Sie sich doch die Welt an, in der wir leben! Sie scheint mir ziemlich aus den Fugen geraten zu sein. Demokratien verschwinden, Oligarchen übernehmen das Ruder. In der Ukraine werden wir gerade Zeugen eines schrecklichen Krieges. Überall auf der Welt werden die wirtschaftlichen Probleme immer gravierender. Die USA und China sind in einem Handelskrieg verstrickt. Der Umweltschutz liegt im Argen. Der Klimawandel nimmt dramatische Ausmaße an. Die Cyber-Kriminalität nimmt zu. Das alles zeichnet doch ein ziemlich düsteres Bild von unserer Zukunft.
Apropos Cyber-Kriminalität: Benutzen Sie noch Ihr normales Handy? Oder ist es inzwischen verschlüsselt?
Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Nach den Dreharbeiten zu dieser Staffel war ich eine Zeitlang tatsächlich paranoid. Wie leicht wir doch alle über unser Telefone und Computer ausspioniert werden können – ohne es zu merken. Mittlerweile habe ich mich wieder etwas beruhigt. Aber TikTok rühre ich auf keinen Fall an. (lacht)
Trotz der düsteren Aussichten sind Sie gerade laut eigener Aussage in einer guten Lebensphase. Können Sie beschreiben warum?
Wenn meine Familie gesund ist, es allen gut geht und meine Kinder glücklich sind, dann bin ich es auch. Und ich bin sehr dankbar. Wir dürfen die Dinge, die gut sind in unserem Leben, nicht für selbstverständlich halten. In meinem Leben bin ich durch einige dunkle Zeiten gegangen und war sogar am Rande der Verzweiflung. Zum Glück habe ich dann wieder den Weg auf die sonnige Seite der Straße gefunden. Dafür bin ich jeden Tag dankbar.
Wie lautet also Ihr Lebensmotto?
Meine Lebensphilosophie hat sich im Laufe der Jahre immer mal wieder gewandelt. Aber es gibt ein Mantra, dem ich immer treu geblieben bin: „Sei positiv und bleibe positiv." Das hat mein Dad immer gesagt. Und ich glaube, das ist ein sehr gutes Motto.