Das Restaurant „Café Kostbar" bietet hin und wieder kulinarische Exkursionen mit abschließendem Menü für alle Teilnehmer zu den kleinen Manufakturen an, von denen sie ihre Produkte beziehen. Ein interessantes Angebot, wie unser Kolumnist selbst erleben durfte.
Als ich vor ein paar Wochen hörte, das Restaurant Café Kostbar plane einen kulinarischen Ausflug, war ich gleich interessiert. Es gibt nichts Schöneres, als die oft inhabergeführten Manufakturen zu besuchen, die sich um das gute Produkt noch richtig Gedanken machen. Ich erinnere mich noch sehr gut, als vor 40 Jahren viele Menschen, die in Bioläden einkauften, belächelt wurden. Die Kartoffeln waren schrumpeliger als die, die in den lichtdurchfluteten Supermärkten angeboten wurden. Aber gesünder. Das Biobrot damals, ich gebe es zu, war immer mit dem Risiko eines Zahnarztbesuchs verbunden. Das ist im Jahre 2022 wesentlich besser. Und wenn es kein Siegel von Demeter oder Bioland hat, ist auch akzeptabel, wenn es mit Sauerteig gemacht ist. Vieles hat sich verändert, vieles ist besser geworden. Dazu kam auch die Erkenntnis, dass es aus vielen Gründen besser ist, regional einzukaufen.
Heute wird niemand mehr belächelt, der sich um seine Nahrungsmittel Gedanken macht. „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke", sagte einst Sebastian Kneipp. Denn die Apotheke ist für Notfälle. Heute lächele ich manchmal, wenn ich höre, wer sich was als bio oder gesund verkaufen lässt. Da komme ich wieder zu dem Schluss, dass die, die sich informieren, mehr wissen und gesünder leben.
Weit mehr als nur guter Kaffee
Deshalb unterstütze ich ausdrücklich kleine Manufakturen, die uns mit ihren guten, selbst hergestellten Lebensmitteln beliefern. Dort kaufe ich gern ein. Ebenso auf Märkten, wo ich die Händler überwiegend kenne. Da weiß ich, mit welcher Sorgfalt sie ihre Arbeit machen. Eine Klassifizierung von 1 bis 5 in Discountern und Supermärkten über die Haltungsweise von Tieren ist mir zu wenig. Die meisten dieser Tiere sind Produkte der Nahrungsmittelindustrie mit Massentierhaltung. Und Nahrungsmittel und Industrie passen für mich selten zusammen. Ich sage immer, ich kenne meinen Metzger, meinen Fischhändler und meinen Gemüsehändler. Meinen Hausarzt muss ich nicht so gut kennen, denn bei ersteren bin ich öfter.
Das Restaurant Café Kostbar organisierte am 18. Juni – nach zwei Jahren Pause wegen Corona– zum dritten Mal eine solche Tour zu ausgewählten Produzenten. Jener Tag mit durchgehend 38 Grad Hitze. Ich erwähne das, weil das später noch eine Rolle spielt. In ihrer Einladung schrieben sie: „Stationen sind unsere langjährigen Weggefährten der Bio-Ziegenzucht und des Biovinaria Weinladens auf dem Birkenhof. Außerdem freuen wir uns ganz besonders darüber, dass die Saarbrücker Kaffeerösterei Black Hen dabei ist. Seit Anfang 2021 rösten sie für das Restaurant Café Kostbar und Lilli’s Kuchenwerkstatt unsere eigene Kaffeemischung namens ,Lilli’s‘. Den Tag lassen wir im Restaurant mit einem Drei-Gänge-Menü ausklingen, während ein Wein-Liebhaber oder einer unserer Winzer die passenden Weine empfiehlt."
Abfahrt ist um 13 Uhr am Landwehrplatz. Bei sengender Hitze steuert der Bus nach Ensheim – zu Black Hen. In der Saarbrücker Talstraße verkaufen die Jungs von Black Hen ihren Kaffee. Früher rösteten sie ihn dort auch. Die Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren war allerdings so gut, dass es dort schlicht zu klein wurde. Also mieteten sie sich im November 2021 eine große Halle in Ensheim, in einem Industriegebiet gegenüber vom Flughafen. Als wir dort ankommen fällt mir als erstes auf, dass in der Mitte der Halle eine Tischtennisplatte steht. Jeden Tag eine halbe Stunde Betriebssport ist hier Pflicht, heißt es. Spannend.
Viele kleine Geschäfte sind in den vergangenen Jahren entstanden. Oft von jungen Leuten konzipiert, die sich mit dem aktuellen Angebot nicht anfreunden können und wollen. Und das gilt für viele Bereiche. Ob dies beim Wein ist, bei Gewürzen, bei regionalen Produkten, bei Feinkost oder auch bei Kaffee.
Kai Adam und Kolja Conrad sind unsere Gastgeber. Sie erzählen die Geschichte ihres jungen Unternehmens, und ich bin gleich erstaunt, denn eigentlich sind beide Lehrer. Beide hatten längere Auslandsaufenthalte, erzählen sie, und entdeckten dabei das Interesse an Kaffee und Kaffeequalität. Da Kaffeeröster in Deutschland kein Lehrberuf mehr ist, mussten sie sich ihr Wissen selbst aneignen. Durch sanftes Rösten und die Auswahl erstklassiger Bohnen bekommt man einen guten Kaffee.
Doch ihr Anspruch geht weit über gutes Rösten hinaus. Sie haben drei Gesetze, die sie nie verletzten: Sie benutzen mit Blick auf die Menschen in den Anbauländern ausschließlich bio-zertifizierten Kaffee, ausnahmslos! Zudem kaufen sie keinen Kaffee, bei dem Kinderarbeit und extreme Ausbeutung der Saisonarbeiter im Spiel ist. Sie wollen grundsätzlich wissen, wie viel Geld beim Farmer ankommt. Da gibt es für die beiden keine Kompromisse. Dabei zahlen sie gerne drei Mal mehr als Fair Trade bei den Farmern. Was sie zahlen, kann man auf ihrer Homepage nachlesen. Vollkommene Transparenz gehört zu ihrem Geschäftsmodell. Sie sind Mitglied von the pledge – das Versprechen heißt das auf Englisch. Eine Vereinigung internationaler Kaffeeröster, die alle transparent arbeiten und alles offenlegen. Heute sind Adam und Conrad Partner vieler Restaurants, die ebenso Wert auf einen ganz besonderen Kaffee legen.
Kulinarisches zum Abschluss der Tour
Nach einigen exzellenten Kaffees geht es weiter von Ensheim in den Warndt an die deutsch-französische Grenze, genauer gesagt zum Birkenhof nach Nassweiler. Leben und arbeiten mit und von der Landwirtschaft – das praktizieren Marion Kledtke und Stefan Haupt auf ihrem Hof seit 1999. Oberhalb des Hofes grasen mehr als 100 Ziegen in der friedlichen Landschaft. Wir lassen uns im Hofgarten nieder und probieren die hervorragenden Käse vom Birkenhof. Vor 17 Jahren fing das Paar an, als Quereinsteiger, Ziegenkäse zu machen. Sie haben sich die Aufgaben so aufgeteilt, dass Stefan für die Tiere zuständig ist, während Marion den Käse macht und den Hofladen betreibt. Außerdem stehen sie mit ihrem Stand auf einigen Märkten. Sie vermarkten alles direkt.
Einen kleinen Teil ihrer Waren liefern sie an Bioläden, ebenso beliefern sie einige Restaurants direkt – neben dem Restaurant „Café Kostbar" auch „Unter der Linde", „Hämmerle’s", die „Undine", „Bellevue" in Biesingen, den „Gräfinthaler Hof" und auch die „Wogbachtalhütte". Es ist immer spannend zu sehen, was die Köche aus ihren Käsen machen. Sie bekommen den Frischkäse und machen dann von Creme brulée bis was weiß ich für tolle Sachen daraus.
Alles in allem eine lehrreiche Tour, die zahlreichen Fragen der Mitfahrenden konnten alle beantworten werden. Zum Abschluss geht es dann ins Restaurant „Café Kostbar" zu einem kleinen Menu. Ich allerdings muss leider passen, denn der Tag hat mich geschafft. Ich habe morgens nichts gegessen und in der Hitze wohl zu wenig Wasser getrunken. Deshalb verabschiede ich mich schweren Herzens bei der Ankunft am Landwehrplatz. Die Anderen erwartet noch ein tolles Menu, auf das ich dieses Mal leider verzichten muss. Die Bruschetta klassisch mit Strauchtomaten, Olivenöl und frischem Basilikum auf Wildkräutersalat hätte ich ebenso gerne probiert wie die Edelpilz-Strudelsäckchen gefüllt mit Shiitake, Kräuterseitlingen, frischen Kräutern und getrockneten Tomaten auf Ragoût aus grünem und weißem Spargel. Alternativ gibt es Saltimbocca von der Freilandpute mit Bliesgauer Schinken, geschmorten Kirschtomaten vom Strauch und frischer Zitronenpasta oder Gegrilltes Zanderfilet an Zucchiniblüte gefüllt mit Pastinaken-Bärlauch auf Wildreis und Zitronenschaum. Und als Dessert Nougat-Espresso-Parfait an Portwein-Sauerkirschen-Kompott. Ein Grund mehr, nochmals mitzumachen.