Am Ende war die Entscheidung nicht mehr wirklich überraschend. Aber wie immer im Leben: Wenn es dann endgültig verkündet ist, ist es noch einmal ganz anders. Die Entscheidung von Ford gegen Saarlouis ist ein herber Schlag. In der Boxersprache ein unerlaubter Tiefschlag, wie nicht nur die unmittelbar Betroffenen meinen. Es gibt gute Gründe, das so zu sehen. Nur hilft die ganze tiefe Verärgerung nicht weiter.
Das wissen Saarländerinnen und Saarländer nur zu gut. Das Ende des Bergbaus ist gerade mal zehn Jahre her. Auch wenn längst noch nicht alles verheilt ist, im Großen und Ganzen ist der Schnitt bewältigt worden. Das bittere Ende von Halberg Guss liegt noch nicht so lange zurück. Wenn ein Land in einem dauerhaften Umbruch ist, dann das Saarland. Ob Stahl, Bergbau oder jetzt Auto: Die Entscheidungen sind nicht im Land und vom Land getroffen worden. Aber das Land hat es immer wieder geschafft. Die Idee einer Neuauflage der Saargemeinschaftsinitiative ist sicher nicht verkehrt.
Die Befürchtung, die Entscheidung von Ford gegen Saarlouis könnte sich negativ auf das Image des Standortes auswirken, dürfte nicht eintreten. Erstens, weil Ford selbst dafür gesorgt hat, dass der bittere Beigeschmack am Konzern hängen bleibt. Zweitens haben ZF und Svolt mit ihren Bekenntnissen zum Standort Flagge gezeigt.
Unabhängig von der aktuellen Entscheidung ist aber längst klar, dass sich das Autoland Saarland massiv verändern wird und muss. Eine E-Auto-Produktion von Ford in Saarlouis hätte dabei helfen können. Die Entscheidung könnte jetzt aber auch ganz andere Chancen eröffnen. Mobilität der Zukunft ist nicht nur das E-Auto. Skeptiker fragen schon länger, ob die ziemlich einseitige Fokussierung darauf der Weisheit letzter Schluss ist. Es geht um andere Antriebsarten, es geht aber auch insgesamt um eine andere Mobilität. Autonomes Fahren ist nur ein Stichwort. An Vorschlägen und Ideen für das Saarland als Autoland gibt es jedenfalls keinen Mangel.
Die erste Herausforderung aber ist, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, aus dem Standort etwas zu entwickeln. Immobilie und Gelände gehören Ford. Die Landesregierung wird sicherlich nicht zum Kauf aufgefordert werden müssen. Die Frage geht eher an den Konzern. Welche Motive den aber zu welchen Entscheidungen bringen, ist nur schwer einzuschätzen, wie die letzten Wochen gezeigt haben.