Hans Zimmer gehört zur Speerspitze der Filmkomponisten. Dementsprechend greifen auch immer wieder einflussreiche und erfolgreiche Filmemacher auf seine Fähigkeiten zurück. Mit einigen hat er bereits mehrfach zusammengearbeitet. Hier ein Überblick.
Was für ein Einstand für die langjährige Zusammenarbeit zweier ganz Großer: Hier der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer mit dem eigensinnigen Humor, dort der britische Regie-Gigant Ridley Scott, der Mitte der 1980er-Jahre ein kleines Kreativ-Tief hat. Der Actionthriller „Black Rain", der 1989 weltweit in die Kinos kommt, wartet jedoch trotzdem mit einem hohen Budget, einem bierernsten Michael Douglas und einem neuartigen Soundtrack auf – und spielt global betrachtet mehr als das Vierfache seiner 30 Millionen Produktionskosten wieder ein. Zimmers atemloser Score mit quasi pausenlosem Einsatz gilt dabei wegweisend für zahllose weitere Actionfilme.
Bei Youtube ist unter dem Suchbegriff „Black Rain (Suite)" ein schöner 24-minütiger Zusammenschnitt zu hören, der im Grunde Zimmers Musikwelt auf den Punkt bringt. Wie im Film selbst kollidieren westliche und japanische Welt. Der Komponist zeigt mit Instrumenten aus beiden Welten die Reibereien bei der Annäherung, aber auch die zärtlichen Seiten nach dem erfolgreichen Kennen- und Schätzenlernen. Da Zimmers Grenzen sprengender Weltmusik-Ansatz und Scotts epische Leinwandchoreografien so gut zusammenpassen und viel Lob erfahren, drehen sie weitere Filme gemeinsam. Darunter der kleinere Streifen „Tricks" sowie die Einspielhits „Hannibal" und „Black Hawk Down". Für „Gladiator" gibt es eine Oscarnominierung für Zimmer, und bei „Thelma & Louise" arbeitet der Deutsche neben Scott auf dem Regiestuhl noch mit Pete Haycock zusammen. Der Gitarrist unterlegt das Drama mit passendem melancholischem Blues.
Der englische Musiker veredelt mit seinem Gitarrenspiel unter Zimmers Ägide später noch den Oscargewinner „Miss Daisy und ihr Chauffeur", das Bergsteiger-Survival-Drama „K2" und den Robin-Williams-Flop „Toys – Tödliches Spielzeug". Bei der von Quentin Tarantino geschriebenen schwarzen Gangsterkomödie „True Romance" arbeiten beide mit Ridley Scotts Bruder Tony zusammen. Weitere Kollaborationen zwischen Hans Zimmer und Pete Haycock gibt es noch beim Actioner „Drop Zone" und bei der Komödie „Dickste Freunde" von 2011.
Warum sollte man ein gutes Team ändern?
Warum ein gutes Team ändern, denkt sich Zimmer wohl und arbeitet immer wieder gern auch mit anderen Regisseuren mehrfach zusammen. Ein Regisseur, der ähnlich wie Ridley Scott die Filmwelt prägt, ist Christopher Nolan. Ihre kreative Zeit beginnt 2005 mit „Batman Begins". Auch die Scores zu den massiv erfolgreichen Fortsetzungen „The Dark Knight" und „The Dark Knight Rises" stammen aus der Feder von Zimmer. Dabei spiegeln vor allem im zweiten Teil die sägeartigen Streicher und Gitarren und der ebenso selbstgerechte wie zerrissene Bombast der Suiten die Innenwelt der Hauptfiguren Joker und Batman wider. Erstaunlicherweise schafft keine der Comic-Verfilmungen um den dunklen Ritter eine Oscarnominierung im Musikbereich. Die gibt es dann aber für die nächsten Nolan-Streifen. Doch weder der getriebene Soundtrack von „Inception" noch die unterspielten, sphärischen Klänge von „Interstellar" noch die mit dem Thema Zeit spielende Musik von „Dunkirk" bekommen einen Goldjungen.
Deutlich weniger einfluss-, aber kommerziell mindestens ebenso erfolgreich wie Scott und Nolan ist Gore Verbinski. Aus der Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Regisseur und Drehbuchautor geht Zimmers wohl bekannteste Komposition hervor: Der ulkige und chaotische Captain Jack Sparrow wird sicher auf ewig mit dem Hauptthema von „Fluch der Karibik" verbunden bleiben. Die beiden bringen zudem die zwei Folgefilme gemeinsam auf die Leinwand. Ihr erster Streifen datiert bereits von 2002 und ist die Neuverfilmung des japanischen Horrorstreifens „Ring". Später folgen „The Weather Man", der Animationshit „Rango" und der Megaflop „Lone Ranger".
Ebenso komisch wie tragisch sind die Filme von James L. Brooks. Der Filmemacher aus New Jersey landet seinen vermutlich größten Erfolg mit „Besser geht’s nicht", der von Zimmer untermalt wird. Es folgen mit „Spanglish" einer der wenigen Ausflüge von Krawallkomiker Adam Sandler ins ernste Fach und die Schmonzette „Woher weißt du, dass es Liebe ist" von 2011.
Eher ruhig sind auch die Filme von Penny Marshall. Die 2018 verstorbene New Yorkerin war die erste Regisseurin, die einen Streifen drehte, der mehr als 100 Millionen Dollar in ihrem Heimatland einspielte. Bei „Big" war Tom Hanks mit am Start, der ebenfalls in „Eine Klasse für sich" die männliche Hauptrolle spielt – die Musik von Letzterem stammt von Hans Zimmer, der auch für die Militärfarce „Mr. Bill" sowie für „Rendezvous mit einem Engel" und „Unterwegs mit Jungs" verantwortlich zeichnete.
Auch wenn die Filmografie von Steve McQueen noch überschaubar ist, sind zumindest zwei seiner bislang vier Langfilme von Hans Zimmer musikalisch untermalt worden: der Thriller „Widows – Tödliche Witwen" sowie das großartige Drama „12 Years a Slave". Die Musik schwankt hierbei zwischen nervös-überkandidelt („Widows") und bedächtig-anrührend („12 Years …"). Dass Zimmer es auch krachen lassen kann, ist bei den Kollaborationen mit Antoine Fuqua zu sehen und zu hören. Kommt bei dem actionlastigen Kriegsdrama „Tränen der Sonne" mit Bruce Willis noch seine Weltmusik mit Versatzstücken aus dem Land, in dem der Film spielt – hier Nigeria – zum Einsatz, ist „King Arthur" klassisches episches Orchesterwerk.
Von der Schmonzette bis zum Kriegsdrama
Zwar kein Regisseur, aber ein Filmstar, der einen enormen Einfluss auf seine Werke hat, ist Tom Cruise. Genauso einmalig und abwechslungsreich wie dessen Filmografie ist Zimmers Beitrag dazu. Ihre gemeinsame Filmarbeit startet 1988 mit „Rain Man" – es ist Zimmers erste Arbeit für eine Hollywoodproduktion überhaupt, für die er direkt eine Oscarnominierung kassiert. Dabei wird er von Regisseur Barry Levinson dazu angehalten, keine Streicher zu verwenden, um unpassende Sentimentalität zu vermeiden. In „Tage des Donners" prescht Zimmer vor wie die Charaktere auf der Leinwand. Spanischen Flamenco bringt er in „Mission: Impossible 2" unter. Eine Nominierung für den Golden Globe bekommt der Score zum Kostümdrama „The Last Samurai". Und auch beim erfolgreichsten Film von Tom Cruise überhaupt mischt Hans Zimmer mit: „Top Gun: Maverick".
Eine bislang äußert lukrative Zusammenarbeit beginnt der Tausendsassa mit Denis Villeneuve, nachdem dessen Hauskomponist, der Isländer Jóhann Jóhannsson, 2018 mit nur 48 Jahren verstirbt. Die kalten stilisierten Bilder des Slow Burners „Blade Runner 2049" untermalt Zimmer mit ebenso kühlen und industriellen Klängen. Für das erfolgreiche Science-Fiction-Epos „Dune" bekommt Hans Zimmer dann nach 27 Jahren und insgesamt zwölf Nominierungen endlich seinen zweiten Oscar nach „Der König der Löwen". Klar, dass er bei der angekündigten Fortsetzung der Saga um den Wüstenplaneten, die für 2023 terminiert ist, ebenfalls am Start ist.