Gleich hinter der Grenze, in Forbach, liegt ein kleines Schloss, das ein hervorragendes Restaurant beherbergt. Anne-Marie Germain und Gilbert Zajac sind die Gastgeber im „Le Schlossberg", und ein Besuch dort ist wärmstens zu empfehlen.
Vor einigen Wochen besuchte ich die „Brasserie parisienne" im Victor’s Residenz Hotel am Deutsch-Französischen Garten. Seit vielen Jahren wird die Brasserie von „Monsieur Raphael" geleitet, wie ihn die Stammgäste dort liebevoll nennen. Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren, und Raphael ist ein Mann, auf dessen Meinung ich Wert lege. Er empfahl mir damals, ich solle mir mal das Restaurant auf dem Schlossberg in Forbach anschauen. Er käme auch gerne mit, schließlich wohne er in Forbach und könne mir sicherlich das eine oder andere erzählen.
Gesagt, getan! Das Ensemble Schlossberg ist ein besonderer Ort. Neben dem Restaurant „Le Schlossberg" gibt es dort ein feudales Schloss, das heute im Besitz der Stadt Forbach ist. Es stammt ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, wurde aber öfter umgebaut und renoviert. Vor vielen Jahren hat es hier auch einmal gebrannt, doch die Stadt Forbach hat alles wieder stilvoll renoviert.
Königliches Mineralwasser
Vom Turm Saareck aus hat man einen wunderschönen Blick über das weite Land. Der Schlossbergturm ist das Wahrzeichen der Stadt Forbach. Auch der Rittersaal ist einen Besuch wert. Im 19. Jahrhundert wurde der herrliche Park angelegt. An die 100 Baumarten wachsen hier. Ein Ort der Entspannung, des Wohlfühlens und des Genusses. Die Einheimischen nennen ihn auch den „grünen Hügel". Hinter dem Restaurant liegt eine herrliche Terrasse, ein paar Meter weiter ein Kinderspielplatz und dahinter der riesige Park.
Im Restaurant ist alles herrlich eingerichtet, auf der Terrasse und im Gebäude. Ein wunderbares Spiel aus den richtigen Farben und Materialien. Betrieben wird das Haus seit ein paar Jahren vom Ehepaar Anne-Marie Germain und Gilbert Zajac. Zugegebenermaßen war ich hier schon ein paar Jahre nicht mehr. Bei meinem letzten Besuch vor langer Zeit war der Küchenchef noch Monsieur Reeb. Um es vorwegzunehmen: Ich habe hier sehr gut gegessen und getrunken! Und ich werde auch privat bald mal wieder hinfahren.
Das liegt an der Küche und den Getränken, wie ich sie schätze, angefangen beim Wasser. „Monsieur Raphael", der mich wie
versprochen begleitet, erklärt: „Das war das Lieblingswasser von König Ludwig XIV." Es heißt Chateldon 1650 und sprudelt seit 1650 auf natürliche Weise im Herzen der Auvergne, der französischen Region Puy de Dôme. 1650 ließ der Sonnenkönig Ludwig XIV. das Wasser namentlich erwähnen und aus dem gleichnamigen kleinen Ort nach Versailles bringen. Es gehört zu den besten und seltensten Wassern der Welt! Nur 700.000 Flaschen dieses natürlich sprudelnden Elixiers werden jährlich überhaupt produziert. Das Sonnensymbol von Ludwig erscheint nach wie vor auf den Flaschen von Chateldon, die in ihrem Heimatland als „Rolls des eaux", also als „Rolls Royce der Wasser" bekannt sind. Als Amuse geule gibt es eine Maiscreme mit Wachtelei. Obwohl die Weinkarte so ist, wie sie in einem großen französischen Restaurant sein sollte oder eigentlich sein muss, trinke ich während des Essens durchgehend einen Weißen aus Burgund. Einen Chardonnay aus der Gegend von Macon, Macon-Lugny Saint-Pierre von Bouchard, genauer gesagt. Ein toller Wein. Und auch die Maiscreme mit Wachtelei ist ein Traum, in Textur und Geschmack. Ein Anfang, der eine große Küche verspricht! Und diese folgt auch.
Potpourri süßer Überraschungen
„Monsieur Raphael" ist ein sehr angenehmer und interessanter Gesprächspartner. Wer mir etwas Neues aus der Vergangenheit erzählen will, der muss schon über profundes Wissen verfügen. Und er hat dies zweifelsfrei. Er erzählt mir, dass Monsieur Reeb damals von der „Bonne Auberge" in Stiring-Wendel zum Schlossberg kam. Seit etwa 1980 kenne ich die „Bonne Auberge" als eines der besten der Region. Betrieben von Isabelle und Lydia Egloff – kein Restaurant, eine echte Institution!
Unsere angeregte Plauderei wird von der Vorspeise unterbrochen: „Carpaccio de veau cuit en basse température puis légèrement rôti", also Carpaccio vom Kalb, bei Niedrigtemperatur gegart und dann ganz sanft gebraten. Ein perfekter Teller, voller Aromen und von ungeheurem Geschmack.
Das Restaurant ist auf der Terrasse und auch im Inneren gut besetzt, aber keineswegs voll. Dies sei aber auch so gewünscht, erklärt mir mein Gesprächspartner. Denn im „Le Schlossberg" achten sie bei all ihren Aktivitäten darauf, dass niemals die Qualität ihrer Arbeit leidet. Lieber etwas weniger Gäste und dafür perfekt, als mehr und fehlerhaft.
„Monsieur Raphael" erzählt mir, dass er das Betreiberpaar schon lange kenne, denn alle drei besuchten Mitte der 1980er-Jahre gemeinsam die Hotelfachschule in Metz. Damals kämpfte die Hotelfachschule in Metz gegen ihr Pendant in Straßburg um Platz eins in der Region. Bekannt waren beide Institutionen für ihre Kompetenz, aber auch für ihre Strenge und Disziplin. Dafür gab es auch eine herausragende Ausbildung. „Als ich anschließend zum französischen Militär ging, war das gegen die Hotelfachschule ein Kinderspiel", erklärt Raphael und lacht.
Beim Hauptgang folgt der nächste Knaller. „Aiguillettes de turbot aux petits légumes", also „Steinbutt an jungem Gemüse". Wie die Vorspeise ist auch dieser Gang eher groß – drei Steinbuttfilets, herrlich angerichtet. Dazu die fantastisch schmeckende Sauce in der Mitte drapiert wie ein Kunstwerk und sehr geschmackvoll. Vollendet wird diese Kreation mit blanchiertem Sommergemüse. Ein Traum.
Das abschließende Dessert ist ein Potpourri kleiner süßer Überraschungen und als Solches auch absolut eine Empfehlung wert.
Weinkarte lädt zum Probieren ein
Als ich fertig bin, fragt mich Anne-Marie, ob ich noch etwas wolle. Ich zögere, fühle mich fast überrumpelt bei meinem eigenen Wunsch, diese eine Köstlichkeit noch einmal essen zu wollen: „Iles flottantes à l `ancienne, lit de crème anglaise à la vanille de Maurice et amandes effilées", also „Schwimmende Insel mit Vanillecreme, mit Vanille aus Madagaskar und Mandelsplitter". Genau dieses Dessert will ich noch einmal! Es ist etwas aus der Mode gekommen, doch ich liebe es. Bei Restaurantbesuchen vor vielen Jahren war dieses Dessert unser Favorit. Eine herausragende Vanillesauce und obendrauf mit guten Mandelsplittern bestückt. Und es ist genau so, wie ich es liebe, einfach unvorstellbar gut! Warum Anne-Marie mich gefragt hat – ich weiß es nicht. Vielleicht kann sie Gedanken lesen.
Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zur Weinkarte. Wer mich kennt, weiß, dass ich darauf immer ganz besonders schaue. Natürlich gibt es in einem großen französischen Restaurant Kreszenzen aus allen Weinbaugebieten Frankreichs. Und „Le Schlossberg" von Anne-Marie und Gilbert Zajac ist ein großes französisches Restaurant! Einige Flaschen sind mir aber aufgefallen, die ich noch probieren werde. Etwa aus dem Elsass ein Gewürztraminer von Josmeyer, „Les Folastries", und ein Muscat Turckheim von Zind-Humbrecht. Muscat ist mein präferierter Aperitif. Interessieren würde mich auch ein Weißer aus dem Tal der Rhône: Saint Joseph aus dem Maison Pichon.
Ich werde also bald nochmals hierherkommen müssen. Vielleicht an einem ersten Samstag im Monat. Denn an diesen Terminen findet in Forbach ja immer der „Markt der Genießer" statt. Das passt dann. Chapeau, das war ganz großes Kino!