In der Breite gibt es in Deutschland nicht mehr so viele Talente wie vor einigen Jahren. Doch in der Spitze sind immer noch viele außergewöhnliche Jungs dabei. Und auch viele Nachwuchsstars aus dem Ausland sehen in der Bundesliga ein Sprungbrett. Auf diese Teenager sollte man in der kommenden Saison achten.
Über Florian Wirtz reden wir an dieser Stelle schon gar nicht mehr. Der Leverkusener ist zwar erst 19, aber schon A-Nationalspieler. Ebenso wie Bayern-Jungstar Jamal Musiala (19). Dortmunds Jude Bellingham hat mit 19 schon 15 Länderspiele für England bestritten und gilt für die kommende Saison als potenzieller Führungsspieler beim BVB. Und auch über seinen Teamkollegen Youssoufa Moukoko (17) wurde schon viel berichtet, auch wenn dessen junge Karriere eher in Wellenlinien verläuft.
Doch es gibt einige Teenager in der Fußball-Bundesliga, die bisher nur Experten oder Anhänger der eigenen Teams kennen. Und bei denen sich das im kommenden Jahr komplett ändern könnte. Wir stellen ihnen acht davon vor.
Tom Bischof (17 / offensives Mittelfeld / 1899 Hoffenheim):
Nach dem zunächst abgetauchten Bayern-Juwel Paul Wanner war Bischof in der vergangenen Saison der zweitjüngste eingesetzte Spieler der Liga. Es blieb bei einer Einwechslung, in dieser Saison könnten es mehr werden. Für Manager Alexander Rosen ist er ein „enormes Talent" mit „beachtlicher Reife". Angeblich waren der FC Bayern, Dortmund und Leipzig an Bischof interessiert, doch er verlängerte langfristig in Hoffenheim.
Zidan Sertdemir (17 / zentrales Mittelfeld / Bayer Leverkusen):
Die Konkurrenzsituation in Leverkusen ist groß, doch schon mit 16 kam der Däne mit türkischen Wurzeln im Vorjahr auf drei Einwechslungen und vier weitere Kader-Nominierungen in der Bundesliga. Und es wären wohl mehr geworden, wäre er nicht im letzten Saisondrittel verletzt ausgefallen. Bei Bayer halten sie große Stücke auf ihn und trauen ihm eine tolle Karriere zu – und vielleicht den Durchbruch schon im kommenden Jahr. „Er ist mit einem besonderen Talent ausgestattet", sagt Sportchef Simon Rolfes, der im vergangenen Jahr stolze zwei Millionen für Sertdemir ausgab. Der wurde prompt zum jüngsten Spieler der Clubgeschichte – und das im Verein von Kai Havertz und Florian Wirtz.
Linus Gechter (18 / Innenverteidiger / Hertha BSC):
Auch wenn die Windhorst-Millionen immer neue Stars in die Hauptstadt bringen – nach solchen Typen wie Linus Gechter sehnen sich die Hertha-Fans. Geboren in Berlin, mit elf in den Verein gekommen und im Vorjahr durchgestartet. Als zweitjüngster Spieler der Vereinsgeschichte eingewechselt, kam das seit Februar volljährige Talent zu stolzen 13 Einsätzen, fünf davon über 90 Minuten. Und sein erstes Bundesliga-Tor hat Gechter auch schon erzielt. Er lebe seinen Traum, sagte er kürzlich – und sei durch den Abstiegskampf im Vorjahr nun „abgehärtet".
Jamie Bynoe-Gittens (17 / Rechtsaußen / Borussia Dortmund):
Als Jungstar in der Bundesliga ist man schnell der neue Irgendwer. Jamie Bynoe-Gittens ist für viele der „neue Jadon Sancho". Wie dieser ist er Engländer, wie er ging Bynoe-Gittens früh von Manchester City zu Borussia Dortmund, wie Sancho spielt er am Flügel. In den letzten fünf Spielen der vergangenen Saison kam er schon viermal zum Einsatz, einmal stand er sogar in der Startelf. Obwohl er wegen der U19-EM, bei der er mit England den Titel holte, Teile der Vorbereitung verpasste, trauen ihm viele zu, im kommenden Jahr richtig durchzustarten. „Er kann ein außergewöhnlicher Spieler sein", sagt Manager Sebastian Kehl.
Ricardo Pepi (19 / Mittelstürmer / FC Augsburg):
Als Ricardo Pepi Anfang des Jahres kurz vor seinem 19. Geburtstag nach Deutschland kam, kannte ihn hier zunächst kaum jemand. Direkt nach seinem Wechsel war sein Name vielen geläufig, weil Abstiegskandidat Augsburg für den US-Boy über 16 Millionen Euro berappte. Den Beweis, ein Ausnahmetalent zu sein, blieb der zehnmalige US-Nationalspieler in der Rückrunde schuldig, er schoss bei elf Einsätzen kein Tor und gab keine Vorlage. Eingewöhnungszeit hätten in Deutschland schon ganz andere gebraucht, sagt Manager Stefan Reuter und nennt keinen Geringeren als Weltfußballer Robert Lewandowski. Immerhin ist Pepi nun halbwegs akklimatisiert und hat eine ganze Vorbereitung.
Tom Rothe (17 / Linksverteidiger / Borussia Dortmund):
Als die Fans von Borussia Dortmund im April die Startaufstellung für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg sahen, wunderten sie sich. Da stand dieser 17-jährige Tom Rothe in der Startelf, der bis dahin noch nie im Kader gestanden hatte. Eine halbe Stunde später wunderten sie sich noch einmal – und mit ihnen viele Fußball-Fans bundesweit. Denn der BVB ging in Führung, Torschütze war Linksverteidiger Rothe. Und weil der auch noch die Problemposition des BVB bekleidet, wähnte ihn die „WAZ" in der Vorbereitung schon „auf der Überholspur" und fragte: „Wird ER zum heimlichen Gewinner?" Es wäre nicht mehr so überraschend wie sein erster Einsatz im April.
Mohamed Sankoh (18 / Mittelstürmer / VfB Stuttgart):
Das vergangene Jahr hätte das Jahr von Mohamed Sankoh werden sollen. Am ersten Spieltag gegen Fürth wurde der Niederländer in der 65. Minuten eingewechselt. Vier Minuten später humpelte er wieder vom Feld – er hatte sich so schwer am Knie verletzt, dass er das ganze Jahr ausfiel. Dieser Umstand bringt auch die größten Zweifel, denn niemand weiß, wie fit Sankoh ist. Doch grundsätzlich glauben sie in Stuttgart weiter fest an ihn. „Mo ist in der vergangenen Saison noch Jugendspieler gewesen. Er hätte da eigentlich sein Schnupperjahr gemacht", sagt Sportdirektor Sven Mislintat: „Das macht er dann halt jetzt." Und dabei könne man einiges erwarten: „Wer den Jungen sieht, weiß, was das für eine Maschine ist, da glaube ich schon, dass er auf einem sehr guten Weg ist."
Umut Tohumcu (17 / offensives Mittelfeld / 1899 Hoffenheim):
Sein erstes Tor für die Hoffenheimer Profis eingeleitet hat Umut Tohumcu im Alter von 13 Jahren gegen den FC Bayern. Klingt absurd, ist aber irgendwie richtig. Als Balljunge schaffte er es vor knapp fünf Jahren in die bundesweiten Schlagzeilen. Viele Bayern-Profis hatten nach einem Ball im Aus abgeschaltet. Nicht so Tohumcu, der Andrej Kramarić einen zweiten Ball zuwarf. Kramaric spielte auf Mark Uth – und der erzielte das 1:0. „Das war super von Andrej", sagte Uth damals: „Er hat schnell geschaltet – genauso wie der Balljunge." Und der damalige Hoffenheim- und heutige Bayern-Coach Julian Nagelsmann lobte: „Die Balljungs sind immer angehalten, das Spiel schnell zu eröffnen." Das habe dieser gemacht. Am letzten Spieltag der Vorsaison kam Tohumcu zu seinem Bundesliga-Debüt. Weitere Einsätze könnten im kommenden Jahr folgen.