Die Fußball-Bundesliga musste die Abgänge von Erling Haaland und Robert Lewandowski verkraften, bekam aber auch mächtigen Zuwachs. Zudem halten ihr viele Topspieler seit geraumer Zeit die Treue. FORUM stellt einige große Namen vor.
Die Vorfreude ist groß, auch wenn die dramatische Erkrankung von Sebastién Haller, den viele als künftigen Torschützenkönig gesehen hatten, die Stimmung trübte. Nach dem Abschied von Robert Lewandowski ist der Kampf um die Torjägerkrone völlig offen.
Christopher Nkunku (24) RB Leipzig
Christopher Nkunku wurde in den vergangenen Monaten heftig umworben. Die virtuose Saison des französischen Offensivspielers, in 34 Bundesligaspielen traf er 20-mal und bereitete 15 Tore vor, blieb auf europäischer Bühne nicht unentdeckt. Zahlreiche Topclubs erkundigten sich bei RB Leipzig nach Nkunku. Vor allem sein Ausbildungsverein Paris Saint-Germain hatte großes Interesse daran, den in der Hauptstadt aufgewachsenen Dribbler zurückzuholen. Ein Verbleib in Sachsen schien über einige Wochen unwahrscheinlich, bis Nkunku sich dazu entschied, seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2026 zu verlängern. Laut „Kicker" sogar ohne Ausstiegsklausel. Von Leipzig war dies als deutliches Zeichen an die Konkurrenz zu verstehen. Der Kicker, der von seinen Kollegen zum besten Spieler der vergangenen Saison gewählt wurde, bleibt der Bundesliga erhalten. Wohl auch länger: „Ich habe meinen Vertrag bewusst verlängert. Ich habe nicht den Vertrag verlängert, um nächstes Jahr den Verein zu verlassen", sagte der Franzose. Ein zumindest kleines, mittelfristiges Bekenntnis zu seinem Verein. Allerdings fügte er hinzu, er wisse nicht, was passieren wird. Er wisse nur, „dass ich mich bei RB sehr wohl fühle. Ich habe hier noch Arbeit zu erledigen."
Jude Bellingham (19) Borussia Dortmund
Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler, dessen Vertrag noch bis 2025 läuft, gehörte in der vergangenen Spielzeit zu den wenigen Konstanten beim Vizemeister und ist aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken. Mit seiner Laufbereitschaft, seinem Kampfgeist und seiner spielerischen Klasse hat sich der Englänger längst auch in die Herzen der BVB-Fans gespielt. Die gute Nachricht für alle Anhänger: Bellingham hat – anders als Haaland – nicht vor, den Verein zu verlassen. „Ich freue mich sehr auf die nächste Saison. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Aber ja, ich werde nächste Saison hier sein, und ich werde bereit sein", stellte er klar.
Über seine eigene Entwicklung beim BVB sagt der englische Nationalspieler: „Ich habe mein Schicksal selbst in der Hand und weiß, dass ich mich weiterentwickeln kann, wenn ich mich anstrenge und den Leuten um mich herum vertraue." Aber auch das Trainerteam und die Mitarbeiter hätten einen großen Anteil an seinen Fortschritten, da sie „den Hype um mich niedrig halten. So kann ich mich einfach darauf konzentrieren, Spiele zu gewinnen, denn dafür bin ich schließlich da".
Matthijs De Ligt (22) Bayern München
Der 22-Jährige, den sich der FCB 67 Millionen Euro feste Ablöse und bis zu zehn Millionen Euro an Bonuszahlungen an Juventus Turin kosten lässt, unterschrieb einen langfristigen Vertrag über fünf Jahre und soll in der Defensive des Rekordmeisters direkt die Rolle des Anführers übernehmen. Eine Rolle und Perspektive, die den Niederländer motiviert: „Ich habe von Anfang an ehrliche Wertschätzung der sportlichen Führung, des Trainers, auch des Vorstandes gespürt, das hat mich überzeugt." Es ist ein Fingerzeig des FC Bayern gegen die Konkurrenz – sowohl national als auch international. In seinen jungen Jahren ist de Ligt schon erfahren, ging nach seiner Ausbildung zu Juventus Turin, dort lernte er von Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini das Verteidigen. Es ist ein weiterer Superstar für die Bundesliga.
Sadio Mané (30) Bayern München
Wesentlich überraschender als der de-Ligt-Transfer war in diesem Sommer jedoch die Verpflichtung von Sadio Mané. Niemand hätte dem FC Bayern ein solches Kaliber zugetraut. „Weltklasse als Typ und Kicker", sagte Jürgen Klopp über den 30-Jährigen im Interview der „Leipziger Volkszeitung". „Seine Beschleunigung aus dem Stand heraus ist einmalig. Seine Ballannahme und Ballmitnahme im Stand oder im Sprint – kannst du nicht lernen. Er hat ein eingebautes Navi, weiß immer, wer wo steht und wohin der Ball muss. Sein Dribbling, sein Abschluss, sein Mut, seine Robustheit, seine Leichtigkeit, sein Charakter – alles erste Sahne." Alles Dinge, auf die sich die Bundesliga freuen darf.
Thomas Müller (32) Bayern München
Um Thomas Müller zu beschreiben, reicht eine kleine Geschichte aus dieser Sommervorbereitung: Nach den Länderspiel-Einsätzen im Juni hatte der Vielspieler Müller noch ein paar Tage länger Urlaub von Cheftrainer Julian Nagelsmann bekommen, aber solange wollte er nicht warten. Also stand er gleich einen Tag früher wieder auf dem Trainingsplatz. 22 Vorlagen in einer Saison – das schaffte in der abgelaufenen Spielzeit nur einer in Europas Topligen: Thomas Müller bewies in den vergangenen zwölf Monaten einmal mehr, wie wichtig er für den FC Bayern ist. Neben seinen unzähligen Assists glänzte der dienstälteste Spieler im Kader des Rekordmeisters in den vergangenen zwölf Monaten einmal mehr als Leader, Teamplayer, Vollstrecker (13 Saisontore) und Identifikationsfigur.
Moussa Diaby (23) Bayer Leverkusen
Moussa Diaby hat allen Spekulationen um einen Vereinswechsel in diesem Sommer eine Absage erteilt. Im Interview mit der „Rheinischen Post" kündigte der 23-jährige Außenstürmer an: „Ich habe mich entschieden und werde auch kommende Saison für Bayer Leverkusen spielen." Interesse an einer Diaby-Verpflichtung wurde in den vergangenen Wochen Paris Saint-Germain und vor allem Newcastle United nachgesagt. Die Engländer sollen mehr als ein Angebot für den Linksfuß eingereicht haben – wollten das von Bayer geforderte 60-Millionen-Minimum aber nicht erfüllen.
Diaby, vertraglich noch bis 2025 an die Werkself gebunden, fokussiert sich unterdessen auf die neue Saison: „Meine Ziele haben sich mit Blick auf die kommende Saison nicht verändert. Wir wollen mit Bayer wieder ein Spitzenteam stellen, und ich möchte dem Team maximal helfen, indem ich weiter Tore schieße, aber auch Vorlagen beisteuere. In allen Wettbewerben so weit wie möglich zu kommen, ist das Ziel", so die Ansage des französischen Nationalspielers.
Sébastien Haller (28) Borussia Dortmund
Er kam als große Sturmhoffnung, doch jetzt geht es für den bulligen Stürmer nur noch um seine Gesundheit. Nur wenige Stunden nach dem morgendlichen Training, bei dem der 28 Jahre alte Nationalspieler der Elfenbeinküste über Unwohlsein geklagt hatte, diagnostizierten Ärzte einen Tumor im Hoden. Schon kurz nach der Diagnose verließ Haller das Trainingslager des Bundesligisten in Bad Ragaz in der Schweiz und trat die Rückreise nach Dortmund an. Laut BVB werden „weitere Untersuchungen in einem spezialisierten medizinischen Zentrum stattfinden". Kehl weiter: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende dafür tun, dass er die bestmögliche Behandlung erfährt." In der Bundesliga ist die Diagnose Hallers die dritte dieser Art in kurzer Zeit. Auch bei Marco Richter von Hertha BSC und Timo Baumgartl von Union Berlin waren Tumore im Hoden festgestellt worden.
Patrik Schick (26) Bayer Leverkusen
Leverkusen besitzt im kommenden Jahr eine bärenstarke Offensive. Neben Diaby gehört dazu auch Patrik Schick. Der Tscheche erzielte in der vergangenen Saison 24 Bundesliga-Tore und führte somit die Verfolgergruppe von Robert Lewandowski auf Platz zwei an. Beeindruckend: Nur eines der 24 Tore war ein Elfmeter. Lewandowski erzielte fünf seiner 35 Tore vom Punkt. Erling Haaland benötigte sogar sechs Elfmeter, um sich mit 22 Toren auf Platz drei zu schieben. Mit solchen Leistungen ist Schick natürlich gesetzt. Seinen Vertrag hat Bayer bis 2027 verlängert.
Florian Wirtz (19) Bayer Leverkusen
Ebenfalls in der Leverkusener Offensive gesetzt, jedoch derzeit mit einem Kreuzbandriss außer Gefecht ist Florian Wirtz – für viele das größte deutsche Talent der kommenden Jahre. In der Regel bedeutet das etwa neun Monate Ausfallzeit. Kurz überschlagen: Das wird nichts zum Saisonstart. Derzeit soll der Heilungsverlauf aber gut aussehen. Einen Zeitplan möchte man nicht aufstellen. Angepeilt war eine Rückkehr 2023 – „was dann doch möglich ist oder eben nicht, wird man sehen", sagte Geschäftsführer Sport Simon Rolfes zuletzt. Da die Saison Mitte November unterbrochen wird, ist nicht von einer Rückkehr 2022 auszugehen.