Die Waffensysteme der Bundeswehr tragen fast alle die Namen von Vierbeinern
Wir geben zu, dass wir als kindliche Indianer mit einem selbstgebauten Bogen durch die Unterhölzer gestreift sind und an Fastnacht als Möchtegern-Cowboy mit Platzpatronen rumgeballert haben. Waffennarren sind wir dennoch nicht geworden, selbst nicht im Wehrdienst, wo wir in 18 Monaten ganze fünf Schuss richtige Munition abfeuern „durften". Seitdem haben wir keine Waffe mehr in der Hand gehabt.
Als friedliebender Mensch sind wir natürlich durch den Krieg gegen die Ukraine ziemlich schockiert. Und auch etwas überrascht, wer so alles problemlos deutsche Waffenlieferungen in das Kriegsgebiet befürworten kann: zumindest, wenn es weit genug entfernt liegt. Da aber der Teufel bekanntlich in der Not Fliegen frisst, müssen auch wir uns mit dem Thema Waffen auseinandersetzen.
Was uns dabei auffällt, ist die Tatsache, dass die von Menschen ersonnenen deutschen Waffensysteme meist tierische Namen tragen, was Tierschützer durchaus als Diffamierung ihrer Klientel werten könnten, die ja in der Regel nur aus Hunger oder Arterhaltung kämpfen. Ja gut, vielleicht ist manchmal auch etwas Machtdemonstration dabei und das Hineinversetzen in das Gegenüber eher schwach entwickelt. Wie bei Menschen eben!
Wir vermuten, dass jeder neue Verteidigungsminister, egal welchen Geschlechts, beim Amtsantritt erst mal eine Ausgabe von „Brehms Tieleben" in die Hand bekommt, damit er die Unterschiede bei der Vermehrung von Wiesen-Kiebitzen und Feld-Haubitzen kennt.
Warum müssen Panzer „Leopard", „Puma" oder „Marder" heißen? Und Kettenfahrzeuge „Wiesel" und „Biber" oder „Dingo", „Mungo" und „Bison"? Das Waffenrepertoire der Bundeswehr weist fast eine größere Artenvielfalt auf als die Natur: Minenräumpanzer „Keiler", Pionierfahrzeug „Dachs", Bergepanzer „Büffel", Ortungsradar „Cobra" oder Unterstützungshubschrauber „Tiger". Wobei wir uns bei letzterem fragen, ob Tiger überhaupt fliegen können. Aber das scheint ja auch bei anderen deutschen Luft-Waffen ungeklärt zu sein.
Wie es sich für eine friedliebende Nation geziemt, sollen möglichst alle deutschen Waffensysteme vor allem defensiv eingesetzt werden, damit niemand zu Schaden kommt, der es nicht selbst verdient hat. Außerdem tun wir uns wohl mit leichten Waffen nicht so schwer wie mit schweren, wobei wir am liebsten als leichte Waffen nur solche einstufen, die ein Soldat alleine ins Feld schleppen kann, einen Helm beispielsweise.
Zu diesen leichten Waffen würden auf jeden Fall zwei zählen, die wir uns als sinnvolle Ergänzung des Bundeswehr-Arsenals vorstellen können, weil sie sich wegen ihres defensiven Charakters schon seit Jahrhunderten bewährt haben. Wir denken da an den Abwehr-Flitzebogen „Robin" (deutsch: Rotkehlchen), der herannahende Pfeile gezielt in der Mitte spalten kann. Oder die Verteidigungs-Zwille „Moskito", die den Feind erst piekst, wenn er fast schon Hand an uns gelegt hat. Der Vorteil beider Systeme ist zudem, dass man die Munition selbst herstellen kann.
In jüngerer Zeit scheinen der Bundeswehr aber die Tiernamen für ihre Waffen auszugehen. So heißt eine neue Drohne bereits „Mikado" und ein moderner Minenräumer „Teodor". Damit scheint eine Bastion gefallen zu sein, weil die Bundeswehr nun bereit ist, ihren Waffen auch menschliche Namen zu geben.
Wenn die Franzosen ihren Flugzeugträger „Charles de Gaulle" nennen, könnten wir jetzt mit unserem Bedenkenträger „Olaf" locker mithalten. In Internet-Foren kursieren auch bereits abschreckende Namensvorschläge aus den Bereichen Sport und Musik, wie „Mike Tyson" und „Helene Fischer". Auf jeden Fall bekäme der Gegner bei solchen Waffensystemen gehörig was auf die Ohren. Auch andere Internet-Vorschläge wie „Haudraufwienix" oder „Menschenöffner" haben durchaus ihren eigenen morbiden Charme, auch wenn sensible Gemüter daran Anstoß nehmen könnten.
Längst überfällig ist aber auf jeden Fall das Waffensystem „Känguru", weil es wie kein anderes symbolisieren würde, dass die Bundeswehr mit leerem Beutel große Sprünge machen soll.